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Weiterlesen 8. April 2019

Sprechen: Parallele Arbeitsformen

Bei Sprechaufgaben arbeite ich oft mit Aufgabenformen, wo mehrere Lernende parallel sprechen. Das hat den Vorteil, dass die Gruppen kleiner werden, was die Aufgabe weniger angsteinflössend macht und in der Regel auch zu mehr Interaktion führt. Die Aufgabenformen, die ich in diesem Beitrag vorstelle, haben zusätzlich noch ein Wiederholunselement. Das verschafft den einzelnen Lernenden mehr Sprechzeit (und damit mehr Übung) als in klassischen Settings und gibt mir mehr Zeit, in der ich allen Zuhören kann, was für das Feedback geben wichtig ist.

Präsentierende wechseln

 

Präsentierende wechseln, das Publikum bleibt an Ort.

Bei dieser Arbeitsform bildet man drei Publikumsgruppen (Minimum 1 Lernender, ideal sind 3-6) und weist jeder Gruppe eine „präsentierende Person“ zu. In Anführungszeichen schreibe ich das deshalb, weil diese Person natürlich nicht unbedingt Informationen vermitteln bzw. weitergeben muss, sie kann auch eine Diskussion moderieren, ein Gruppeninterview durchführen etc. Im Folgenden werde ich aber trotzdem der Einfachheit halber von „Präsentierenden“ schreiben.

Während einer vorgegebenen Zeit (je nach Aufgabenstelleung zwischen 10 und 20 Minuten) arbeiten die Präsentierenden mit ihren jeweiligen Gruppen, dann kommt das Signal zum Wechsel. Die Zuhörenden bleiben sitzen, nur die Präsentierenden gehen eine Gruppe weiter und führen dieselbe Aufgabe wie vorher innerhalb derselben Zeit mit anderen Zuhörenden noch einmal durch. Nach insgesamt drei Durchgängen ist die Aktivität abgeschlossen.

Beim Zeitmanagement lohnt es sich, relativ streng zu sein. Nach der vorgegebenen Zeit wird gewechselt, sonst ist es den anderen beiden Präsentierenden gegenüber nicht fair und die Zuhörer müssen unnötig warten. Damit das klappt, sollen Präsentierende die den Auftrag haben, Input vorzubereiten, das nur für ca. die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit tun. Der Rest ist für Fragen oder eine kurze Diskussion zum Thema reserviert und dient gleichzeitig als Puffer. Für reine Diskussionsaufgaben kann man auch ein erstes Zeitsignal z.B. 1 Minute vor dem tatsächlichen Wechsel geben, so dass die Moderierenden die Diskussion noch zu einem Abschluss bringen können.

Feedback gebe ich bei dieser Arbeitsform meistens jeder präsentierenden Person schriftlich und relativ ausführlich. Dazu war ich bei jeder Person einmal von Anfang bis Ende dabei. Man kann aber auch nach den drei Durchgängen Punkte, die für alle relevant sind, im Plenum besprechen, dass heisst aber, dass man auf sehr spezifische Probleme eines Sprechenden nicht eingehen kann. Alternativ kann man auch nach der Präsentationsphase eine Sequenz einbauen, in der die Klasse selbständig arbeiten kann und in dieser Zeit (einzeln oder in einer Gruppe) mit den Präsentierenden sprechen. Falls man mit Peerfeedback arbeitet, kann man die Zeit, die die Zuhörenden zur Vorbereitung brauchen, für ein kurzes individuelles Feedback nutzen.

Die Textpräsentation, die ich vor längerem in diesem Blog vorgestellt habe, ist eine mögliche Ausprägung dieser Präsentationsform. Man kann aber auch ganz normale „klassische“ Präsentationen so ummodeln.

 Messesystem

Das Messesystem eignet sich gut, wenn eher Gespräche als Monologe das Ziel sind. Ich benütze dieses Vorgehen zum Beispiel, um die Lernden ihre Studienrichtungen oder Institute vorstellen zu lassen (als kursinternen „Tag der offenen Tür“) oder als Abschluss eines Rechercheprojektes, bei dem die Lernenden Experten in einem Teilgebiet geworden sind (z.B.: Wo kann man in Zürich billig essen?) und die anderen Kursteilnehmenden darüber informieren bzw. beraten.

Jeweils ein Drittel der Lernenden ist in der Rolle der Präsentierenden bzw. Auskunftgeber. Die anderen sind in dieser Runde die Zuhörenden und verteilen sich auf die Präsentierenden. Dadurch, dass bei jeder Person nur 1-3 Zuhörende gleichzeitig stehen, findet Interaktion (z.B. auf Fragen der Zuhörer reagieren) viel eher statt. Bei tieferen Sprachniveaus empfiehlt es sich, die Lernenden auch auf die Zuhörerrolle vorzubereiten und vor der Durchführung gemeinsam oder in Gruppen passende Fragen zu sammeln.Vor die einzelnen Runden kann man auch eine Art Elevator-Pitch vorschalten, in dem die Lernenden sagen, wofür sie Experten sind, so dass sich die Zuhörer besser orientieren können.

Innerhalb einer Runde, die je nach Anzahl der Teilnehmenden, Sprachniveau und Aufgabenstellung 15-25 Minuten dauern kann, wechseln die Zuhörenden frei. Wenn das am Anfang noch nicht reibungslos klappt (die Zuhörenden trauen sich nicht zu wechseln oder jemand bleibt alleine) kann die Lehrperson lenkend eingreifen. In der zweiten Runde klappt es dann meistens schon von selbst.

Feedback gebe ich bei dieser Arbeitsform meistens pauschal. Das heisst ich konzentriere mich auf ein paar Phänomene, die für den grossteil der Klasse relevant sind.

In einem älteren Post habe ich das System im Detail beschrieben.

Gruppen-Kugellager mit fixen Stationen

In der Grundform von Kugellager bildet man einen Innen- und einen Aussenkreis, die sich gegenläufig bewegen. Alternativ kann sich auch nur der eine Kreis bewegen. So trifft man immer wieder auf neue Gesprächspartner. Da nicht immer so viel freie Fläche zur Verfügung steht und um die Gruppengrösse variieren zu können, habe ich die Übungsform angepasst.

Die Kreispositionen ersetze ich durch nummerierte Plakate. Dadurch ist die Reihenfolge immer klar, auch wenn kein Platz für einen schönen Kreis vorhanden ist und man im Zimmer Ecken und Durchgänge nutzen muss. Die Postenplakate kann man auch benutzen, um die Sprechaufgabe zu variieren. In diesem Fall lässt man am besten beide „Kreise“  sich gegenläufig bewegen (die einen von 1 bis X, die anderen von X bis 1). Wenn man nicht will, dass sich dieselben Leute zweimal treffen, braucht man eine ungerade Anzahl von Posten.

Ich benütze das System zum Beispiel für eine Smalltalkübung relativ am Anfang eines Kurses (gegen Ende A2). Ich teile die Klasse in Kleingruppen von 2-4 Personen auf. Jede Gruppe bekommt eines von 7 Themen (z.B. Wetter, Familie, Freizeit, Herkunft, … etc.) und sammelt dazu Fragen, die man den anderen stellen könnte. Diese Fragen korrigiere ich und dann werden sie auf je ein Plakat geschrieben, dass eine Nummer erhält und im Raum aufgehängt wird. Wenn man will kann man auf den Plakaten auch ein paar (wenige) Wortschatzhilfen oder Redemittel notieren lassen.

Jede Gruppe stellt sich zu ihrem Plakat. Ich gebe der Hälfte jeder Gruppe einen Zettel in der einen Farbe (z.B. weiss) und den anderen einen in der anderen Farbe (z.B. rot). So kann man einfach kommunizieren, wer sich nachher in welche Richtung bewegen muss und es gibt kein Durcheinander. Beim ersten Mal hatte ich das nicht gemacht und ich kann nur sagen, es lohnt sich, das zu tun. 🙂
Bei 3-er Gruppen achte ich darauf, dass die Einzelpersonen immer dieselbe Farbe bekommen, so treffen sich immer im Minimum 3 Leute (und nicht einmal 2 und einmal 4), aber vielleicht möchte man das ja sogar.

Dann startet die eigentliche Aktivität. Die Gruppen sprechen über ihr vorbereitetes Thema. Nach zwei Minuten lasse ich die „Farben“ je eine Station weitergehen. Sie haben in der neuen Konstellation zuerst knapp 1 Minute Zeit, die Fragen zum neuen Thema zu lesen und sich zu überlegen, was sie sagen könnten. Dann startet die Redezeit. Zuerst stellen sie sich nochmals kurz vor, falls nötig (Ich heisse … und komme aus …) oder eröffnen den Smalltalk auf andere Art (Wie geht’s dir? / Lange nicht gesehen 🙂 / … ). Wer will (z.B. in Gruppen mit tiefem Sprachniveau), kann solche Redemittel auch auf kleine Kärtchen in zwei Farben drucken und die Gruppenkärtchen dadurch ersetzen. Ich verzichte aber in der Regel darauf.

Nach zwei Minuten stoppe ich, frage, ob jemand Hilfe braucht oder weise evtl. auf etwas Wichtiges hin. Dann wird gewechselt, die Lernenden lesen die Fragen und und die nächste Smalltalk-Runde beginnt. Nach ein paar Wechseln stürzen sich viele Gruppen direkt ins Geschehen und überspringen die Vorbereitungszeit. Das lasse ich dann auch meistens zu.

 

 

 

7. April 2019

Was zeigt die Gehirnforschung wirklich?

Am 7. Bremer Symposion zum Thema „RETHINKING THE LANGUAGE LEARNER
Paradigmen – Methoden – Disziplinen
“ hat Marion Grein einen informativen und zudem auch noch unterhaltsamen Plenarvortrag gehalten.

Quelle: https://ml.zmml.uni-bremen.de/video/5c80e9efd42f1c5e298b4567

In ihrem Beitrag „Was zeigt die Gehirnforschung wirklich? – Lernen aus neurobiologischer Perspektive“ – erklärt sie zuerst kurz und knapp wie Lernprozesse funktionieren und wie sie erforscht werden. Danacht geht sie unter anderem auf verschiedene Lernstile (persönliche Präferenzen bei der Verarbeitung von Information und sozialer Interatkion) ein und unterstreicht die Wichtigkeit von Methodenvielfalt.

Die Folien findet ihr oben unter dem ersten Link. Den Lernstilbaum und den Fragebogen, den sie im Vortrag erwähnt, findet ihr in diesem Blog-Post: https://marionneurodidaktik.wordpress.com/downloads/downloads-appa-porto/

6. April 2019

Schriftbasierte Ausspracheprobleme

Ausspracheprobleme von Lernenden liegen nicht immer daran, dass sich das phonetische Inventar der Mutter- und der Ausgangssprache unterscheiden, sondern oft auch daran, wie die Laute in Schrift umgesetzt werden. Einerseits ist möglich, dass ein Buchstabe in vielen anderen Sprachen anders ausgesprochen wird als auf Deutsch (wie zum Beipsiel z), andererseits kann ein Buchstabe bzw. eine Buchstabenkombination für verschiedene Laute stehen, wie zum Beispiel <ch>. Bei <v> kommen beide Phänomene zusammen. Es gibt immer wieder Lernende, die „von“ aussprechen wie den Nachnamen von Lindsey Vonn. Mit [f] an sich haben sie keine Probleme. Aber einerseits repräsentiert der Buchstabe <v> in vielen Sprachen (ausschliesslich) den Laut [v], und eigentlich hat Deutsch ja schon ein eigenes Zeichen für den Laut [f]. Darüber habe ich schon früher geschrieben. Vor kurzem habe ich dazu eine Liste mit Beispielen erstellt, die man – regelmässige Leser meines Blogs erraten es sicher -, auf Quizlet findet (https://quizlet.com/_4zk0f6). Wie bei den Beispielwörtern für [e:] ist die Idee, dass die Lernenden sich daraus für sie relevante Wörter auswählen, die sie auch möglichst oft benutzen können.

17. Juni 2018

Beispielwörter für [e:]

Lernenden beizubringen, wie man einen bestimmten Laut ausspricht, ist das eine. Dass sie die die Laute auch dann noch korrekt sprechen, wenn sie frei sprechen und dabei noch an viele andere Dinge denken müssen, das andere. Damit das funktioniert, ist ein hoher Atuomatisierungsgrad nötig. Hinzu kommt, dass viele Lernende bestimmte Wörter lange Zeit falsch ausgeprochen haben, indem sie zum Beispiel einen langen durch einen kurzen Vokal ersetzen. Die Wörter müssen also neu – mit der korrekten Aussprache – abgespeichert werden. Es ist daher sinnvoll, eine Auswahl von Wörtern anzubieten, die das entsprechende Phänomen enthalten.
Ein Beispiel für so eine Liste und Überlegungen dazu, wie man sie am besten zusammenstellt, findet ihr im Beitrag.

Weiterlesen 1 Kommentar 16. Juni 2018

Minimalpaarübung [s]/[z] – [ʃ] (mit Quizlet)

Ich habe schon länger nach einem einfachen Weg gesucht, Aussprachematerial zur Verfügung zu stellen. damit die Lernenden zu Hause, an dem weiterüben, was für sie relevant ist. Heute habe ich es mit Quizlet versucht. Das Ergebnis findet ihr hier: https://quizlet.com/_4zjmf0

Der grosse Vorteil ist die einfache Integration von Audio, wozu man allerdings ein Upgrade kaufen muss. Die automatische Spracherzeugung ist für viele Phänomene zu ungenau. Ich habe aber darauf verzichtet, sie auf der Antwort-Seite zu überspieln, sondern sie als Kontrast gelassen. In den Optionen kann man das Abspielen auch für eine einzelne Spalte ausschalten. Das muss aber jeder, der mit der Liste arbeitet, selber tun.
Ein weiterer Vorteil ist, dass verschiedene Übungsformen zur Verfügung stehen. Gut funktionieren für diese Art Liste die Karteikarten, aber auch der Antwort-Modus. Damit die Karte mit der Lücke zuerst erscheint, muss man bei den Optionen „Antworten mit Definition“ einstellen.
Nützlich ist auch, dass man mit Hilfe der Sterne die zu übenden Karten auswählen kann (auch das muss jeder Lernende selber tun; allenfalls könnten das Lernpartner, die sich am selben Ort befinden, für einander tun). Die Shuffle-Funktion erlaubt es zudem, die Karten zu mischen.

Probleme mit dem Unterschied [s]/[z] – [ʃ] (in Buchstaben s – sch) haben oft griechische Lernende, aber auch andere. Man kann das Material als Diskriminationsübung benützen ( = kann ich die Laute unterscheiden) oder auch für einfache Auspracheübungen. Einige der Wörter sind so häufig, dass auch Lernende auf tiefen Niveaus sie in Sätze einbetten können. Andere dienen allein dazu, zu illustrieren, dass der Unterschied zwischen [s]/[z] auf der einen und [ʃ] auf der anderen Seite auf Deutsch wirklich eine Rolle spielt.

1 Kommentar 11. Juni 2018

7. gesamtschweizerische Tagung für Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer

Am 15. und 16. Juni 2018 findet die 7. gesamtschweizerische Tagung für Deutschlehrerinnen und Deutschleherer  in Bern statt. Das Thema ist Produktion und Partizipation in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache: Sprechen – Schreiben – Mitreden. Die Anmeldung ist noch bis am 27. Mai möglich.

Ich persönlich freue mich besonders auf den Vortrag von Sandra Reitbrecht (Sprechflüssigkeit – Lernziel oder auch Lehrziel?). Es gibt wie immer spannende Workshops, Präsentationen verschiedener Verlage und ein Rahmenprogramm.

Ich werde am Freitag eine der Fachbörsen moderieren und würde mich freuen, den einen oder die andere dort oder überhaupt an der Tagung zu sehen.

13. Mai 2018

Begleitband zum GER

Seit einiger Zeit ist der Begleitband zum gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen online (en /fr).

Im Zusatzband findet man viele neue Skalen (z.B. zur online-Interaktion, zur Sprachmittlung, zum Prä-A1-Niveau ), Ergänzungsdeskriptoren zu alten Skalen (z.B. zum Hörverstehen) und neue Skalen zur Aussprache, die die alte (leider nicht besonders brauchbare) ersetzen.

Lesenswert finde ich auch die einleitenden Texte, die zusammenfassen, was der Referenzrahmen eigentlich will, erklären, wie die Skalen erstellt bzw. ergänzt wurden und einige Missverständnisse ausräumen. Falls ihr nie dazugekommen seid, den eigentlichen Referenzrahmen (de / en)  zu lesen (und das ist nicht dasselbe wie die Skalen mit den Deskriptoren :-)), möchte ich euch gerne wenigstens diese kürzeren Texte ans Herz legen.

 

2 Kommentare 8. Mai 2018

Classroom Response Tools – Sinnvoll für den Sprachunterricht?

In diesem Beitrag geht es um den Einsatz von Tools, mit denen man diie Meinung bzw. das Wissen von Teilnehmern eines Kurses, Zuhörern eines Vortrags etc.live abfragen bzw. darstellen kann.

Weiterlesen 10. April 2017

Beispielsätze mit Google-Tabellen sammeln

In diesem Beitrag geht es um den Einsatz von Google-Tabellen zum Sammeln von Beispielsätzen.

Weiterlesen 10 Kommentare 7. Januar 2017

frühere Beiträge


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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