Beispielsätze mit Google-Tabellen sammeln

7. Januar 2017

Ich lasse Lernende oft Beispielsätze schreiben bzw. suchen, die ich dann korrigiere. Mein Ziel ist, dass sie Wörter, die entweder für sie relevant sind oder die sie lernen müssen, in für sie möglichst relevante Sätze einbetten. Durch das Schreiben bzw. Suchen der Sätze investieren sie auch einiges an Lernenergie.

Ich habe schon viele Umsetzungen dieses Konzepts ausprobiert, z.B.

  • Beispielsätze als Dateien schicken (oder auf eine Platform hochladen) lassen
  • Beispielsätze in einem Wiki sammeln, wobei das korrigierte Endprodukt dann allen zur Verfügung steht.
  • Beispiel handschriftlich auf Zettel notieren und nach der Korrektur auf Plakate im Klassenraum kleben lassen.

Alle diese Methoden haben verschiedene Nach- bzw. Vorteile in Bezug auf die Weiterverarbeitung der Daten, die Nachhaltigkeit, Einfachheit des Einsatzes, Lesbarkeit, etc. .

Im nächsten Kurs habe ich mich für den Einsatz von Google-Tabellen entschieden. Wenn ihr ein gmail-Konto habt, könnt ihr euch dort mit denselben Daten einloggen und eigene Tabellen erstellen. Eine Vorlage von mir (zu einer Verbenliste) könnt ihr euch hier ansehen. Ihr könnt das Beispiel allerdings nicht ändern, wenn ihr wollt aber herunterladen und in einen eigenen Gmail-Account hochladen (So eine Liste ist aber auch schnell selbst gemacht).
Die Vorteile von Google-Tabellen sind:

  • Die Liste lässt sich einfach sortieren, editieren, herunterladen und weiterbearbeiten. Auch die Lernenden selbst können sie herunterladen und zum Beispiel als Grundlage eigener Karteikarten verwenden.
  • Es gibt keine Lesbarkeitsprobleme.
  • Google-Tabellen ist robust und kann damit umgehen, wenn mehrere Benutzer gleichzeitig editieren, was für Wikis in der Regel ein Problem ist.
  • Google-Tabellen ist einfach zu bedienen. Die Lernenden brauchen noch nicht einmal einen Account, da man die Tabelle über einen Freigabelink zugänglich machen kann. Die Einstellungen zum Freigabelink (für das vorliegende Szenario: jeder, der den Link hat, kann bearbeiten), kann man oben rechts beim blauen Freigabe-Button machen. Man könnte die Liste auch nur für ausgewählte Google-Benutzer zugänglich machen. Ich hatte bisher nie Probleme mit Vandalismus, es ist aber sinnvoll, die Liste auf „ansehen“ zu setzen, wenn sie fertig korrigiert ist.

Mein konkretes Unterrichtsszenario sieht so aus: Ich splitte die Liste in drei Teile. Jeder Lernende erhält einen Teil davon und wählt einige Verben aus, zu denen er Beispiele schreibt. Durch das Splitten der Liste verteilen sich die Beispielsätze etwas besser. Das Auswählen ist für mich der Aufhänger dafür, zu thematisieren, nach welchen Kriterien man Wörter zum Lernen auswählen kann.

Auch in der Prüfung bleibt das Wahlelement enthalten. Ich gebe aus der Liste eine Teil-Liste vor, aus der die Lernenden wiederum auswählen. Eine der Aufgaben besteht darin, dass die Lernenden die gewählten Verben in sinnvollen Sätzen verwenden müssen. Die Liste bietet also sowohl Übungsmöglichkeiten als auch Lernmaterial für diese Aufgabe.

 

 

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10 Kommentare

  • 1. Eva Lacroix  |  8. Januar 2017 um 08:16

    Liebe Cornelia,
    schön, mal wieder mit Dir in Kontakt zu treten! Zunächs „a guet’s neis“ für Dich und Deine Familie.

    Danke für die gute und interessante Aufgabenbeschreibung. Eine Frage: wo bleiben die Sätze der Lernenden (ausser im „Google-historique“ – weiss nicht, wie man das auf Deutsch sagt)? Du korrigierst sie ja anscheinend direkt im Text. Und wer bietet die Übersetzung an – Du oder die Lernenden?

    Eine Variante dieser Aufgabe wäre das Aussuchen von Sätzen in Korpora und eventuell ihr Einordnen in verschiedene Übersetzungskategorien (z.B. „ziehen“ ≈ umziehen oder „physisch an etwas ziehen“ oder „der Tee zieht“).

    Korpora können auch dazu benutzt werden, eine zu einer Textgattung oder Diskursform passende Verbenliste zu erstellen (durch die Lehrperson oder die Lernenden selbst).

    Bis später mal!
    Herzliche Grüsse von Eva.

  • 2. Eva Lacroix  |  8. Januar 2017 um 08:57

    Nachtrag: Du hast mit dem Hinweis auf DWDS im Prinzip in Deinem vorhergehenden Beitrag bereits gezeigt, wie man Korpora für das Erstellen einer Verbliste benutzen kann. Du hast mich dadurch indirekt die Seite finden lassen, auf der die Suchanfragesyntax beschrieben wird, die man für DWDS-Recherchen benutzen kann ( https://www.dwds.de/d/suche#korpussuche ). Für finite Verben heisst die Suchanfrage so: „$p=VVFIN“ (für Dich vielleicht kein „scoop“!). Und man kann auch einzelne Korpora ankreuzen, um der Idee der Textgattung zumindest ein bisschen zu entsprechen.
    Bis dann!
    LG von Eva.

  • 3. Cornelia  |  8. Januar 2017 um 23:39

    Liebe Eva

    Auch dir „es guets Nois!“ Es ist sehr schön zu wissen, dass du dieses in letzter Zeit eher vernachnlässigtes Blog noch liest. Und überhaupt freut es mich sehr, wieder von dir zu hören.

    Es stimmt, dass die Änderungen in meinem Szenario nur im Überarbeitungsverlauf sichtbar sind (was ich den Lernenden aber einmal zeige). Das liegt einerseits daran, dass es mir bei dieser Aufgabe hauptsächlich um das Produkt geht – korrekte Sätze, die sprachlich innerhalb der Möglichkeiten der Lernenden liegen und die sie als Beispielsätze lernen können und andererseits am Setting selbst. Viele Sätze korrigiere ich zusammen mit den Lernenden, während sie arbeiten (das Sätzeschreiben ist eine Lernstation unter anderen). Dabei erkläre ich das, was sie nachfragen bzw. gerade sinnvoll ist. Ich könnte natürlich auch einfach die Spalte mit ihren Sätzen kopieren und dort korrigieren. Dass ich das in diesem Fall nicht mache, liegt einerseits daran, dass ich bestimmte Dinge gar nicht im Detail thematisieren will und daran, dass ich (ich mache das ziemlich am Anfang des Kurses), nicht alle Fehler so öffentlich darstellen will.

    Einige Fehler, die zum Niveau passen bzw. in der Lerngruppe oft vorkommen, thematisiere ich auch im Plenum.
    Bei anderen Aufgaben im Kurs liegt der Fokus stärker auf dem Prozess einerseits und der Grammatik andererseits.

    Korpora beziehe ich in diesem Fall nicht ein, weil die Lerngruppe, die ich konkret im Auge habe, Ende A2, Anfang B1 ist und das sprachliche Material der allgemeinen Korpora Lernende auf diesem Niveau in der Regel überfordert und die vorhandenen Testsorten in der Regel nicht den Texten entsprechen, die Lernende auf diesem Niveau produzieren können. Wenn es solche Korpora gäbe, die Lernertextsorten enthielten (wobei man noch definieren müsste, was das genau wäre), wäre das natürlich toll. Das einzige, das ich für Deutsch kenne und ansatzweise in diese Richtung geht, ist Falko (https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/professuren/korpuslinguistik/forschung/falko/standardseite) und hat eigentlich ein anderes Ziel.
    Was ich allerdings noch nicht gemacht habe, ist z.B. nur mit dem Korpus gesprochene Sprache oder den Filmuntertiteln zu experimentieren. Danke für den Hinweis auf die Textsorten! Ich hatte nicht mehr daran gedacht, dass das DWDS aus Subkorpora besteht.

    Die Übersetzungsspalte ist in diesem Setting primär für mich gedacht. Ich benütze sie vor allem um Dinge klarer zu machen. Manchmal ergänze ich auch noch Kommentare.
    Wenn schon von Anfang an eine Spalte mit Übersetzungen da steht, füllen die Lernenden aber oft selbst etwas ein, manchmal auch das, was sie eigentlich sagen wollten. Das ist dann ein guter Nebeneffekt. Wenn ich die Aufgabe erkläre, sage ich, dass sie dort nichts schreiben müssen, aber können.

    Liebe Grüsse

    Cornelia

  • 4. Eva Lacroix  |  20. Januar 2017 um 23:38

    Danke für diese ausführliche Antwort, Cornelia! Muss ich mit ausgeruhtem Kopf später nochmal genauer lesen.

    Es gibt deutsche Korpora, die auch für Lernende des Niveaus B1 (oder eher B2?) geeignet wären: schau mal hier nach, was Juliane House anbietet. https://www.corpora.uni-hamburg.de/sfb538/de_overview.html
    Ich habe mir schon ein bisschen das „Übersetzungs- und Vergleichskorpus mit authentischen Texten aus der Wirtschaftskommunikation“ angesehen; klein, aber fein – so mein erster Eindruck. Enthält (u.a.?) Skripte von Jahresende-Bilanz-Reden von Unternehmenschefs (und -chefinnen?).

    Diese Selbstveröffentlichung sieht auch ganz interessant aus:
    Káňa, Tomáš (2014). Sprachkorpora in Unterricht und Forschung DaF/DaZ. Autopublication.
    Dort werden u. A. deutsche Korpora vorgestellt; vielleicht ist ja was für Dich dabei.

    Und ich selber habe auch ein paar kleine Korpora erstellt, z.B. Lesefrüchte von Deutschstudierenden (Artikelbesprechungen aus dem Bereich Pädagogik und Didaktik): ein ganz kleines muttersprachliches und ein etwas grösseres DaF-Korpus (ein bisschen wie Falko, im Prinzip).

    Die Berliner stellen ja neben Falko auch ein Märchenkorpus zur Verfügung (von Maik Walter, den Du ja, wie ich, in Bolzano getroffen hast, oder?).

    So, jetzt ist aber erstmal Schluss für heute!

    Bis später mal!
    LG von Eva.

  • 5. Eva Lacroix  |  21. Januar 2017 um 07:36

    Nachtrag: Link zum Buch: http://is.muni.cz/repo/1201835/Sprachkorpora_DaF.pdf

  • 6. Eva Lacroix  |  21. Januar 2017 um 08:20

    …und noch ein Nachtrag: hier sind u. A. belletristische Texte zu finden. Ein Projekt, das an Fremd

    https://ucnk.ff.cuni.cz/intercorp/?req=page:info

    Data:

    Vorhandene Daten (eine von mir für Dich getroffene Auswahl, ohne Garantie):

    – publizistische Texte in mehreren Sprachen aus der Website Project Syndicate
    – Erzählungen in mehreren Sprachen aus dem Goethe-Institut Projekt „Mein 1989“
    – aus dem Korpus Multext-East George Orwells Roman 1984 in mehreren Sprachen
    – publizistische Texte in mehreren Sprachen aus der Website Presseurop

  • 7. Agni  |  25. Januar 2017 um 15:52

    Liebe Cornelia,

    Eine gute Idee! Ich hatte damals deinen Tipp mit dem Vokabelnsammeln im Wiki übernommen (inkl. Beispielsätze schreiben) und werde das mir mit den Google-Tabellen auch überlegen (wir müssen ja dieses Semester bekanntlich unser Prüfungssystem etwas ändern).
    Noch eine Frage: Du sagst, du korrigierst die Sätze während die Lernenden schreiben; heisst das, du machst die ganze Übung in der Klasse, im Sinne einer kleinen Prüfung? Schreiben sie dann auf ihren Handys oder müssen sie extra ihre labtops/tablets mitbringen? Was wäre, wenn ich diese Übung als obligatorische HA abgegeben würde? Ist es das vom organisatorischen Standpunkt her machbar?
    Herzlich,
    Agni

  • 8. Cornelia  |  9. April 2017 um 19:52

    Liebe Eva

    Bitte entschuldige die späte Antwort. Die letzten Monate waren echt anstrengend und ich habe deine Kommentare erst jetzt gesehen! Ich hoffe, dass ich bald dazu komme, deine Tipps in Ruhe anzusehen. Ich freue mich schon drauf!

    Liebe Grüsse

    Cornelia

  • 9. Cornelia  |  9. April 2017 um 20:03

    Liebe Agni

    Entschuldige, ich habe deinen Kommentar leider erst viel zu spät gesehen. Da ich die Übung im Intensivkurs während der Semesterferien durchführe, bin ich in den Computerraum gegangen. Laptops / Tablets mitbringen funktioniert in der Regel gut.

    Das Schreiben der Liste war keine Prüfung, laufend korrigiert habe ich, um rückfragen zu können und um die Zeit, in der sie schreiben, optimal zu nutzen.

    Zu den Verben habe ich später einen Test gemacht. In einer Aufgabe mussten sie aus einer Liste ein paar auswählen und einen Satz dazuschreiben. Die Liste diente als Vorbereitung auf diese Aufgabe (auswendiggelernte Sätze von der Liste waren ok, aber nicht Pflicht).

    Eine obligatroische Hausaufgabe sollte kein Problem sein, dass ich das nicht so gemacht habe, lag primär am Format des Kurses.

    Liebe Grüsse

    Cornelia

  • 10. Cornelia  |  9. April 2017 um 20:42

    Liebe Agni

    Was ich noch vergessen hatte: Mit der Google-Tabellen-App kann man die Tabellen auch editieren, ich finde das allerdings ziemlich mühsam, aber ich schreibe halt nicht gern auf dem Handy. Ich würde es glaube ich den Lernenden überlassen, wenn sie vorher wissen, was sie tun müssen (und vielleicht schon die leere Liste sehen), können sie das gut selbst entscheiden, finde ich.

    Liebe Grüsse

    Corenlia


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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