Classroom Response Tools – Sinnvoll für den Sprachunterricht?

10. April 2017

In letzter Zeit habe ich verschiedene Systeme ausprobiert, mit denen man Antworten oder Feedback live sammeln, die Resultate in der Klasse (oder während einer Fortbildung oder einem Vortrag etc.) projizieren und bei Bedarf direkt diskutieren bzw. besprechen kann.

Neben Quizlet-Live, über das ich schon geschrieben habe, möchte ich folgende erwähnen (es gibt selbstverständlich noch viele weitere):

Kahoot: 

  • Die Lernenden brauchen keinen Account, nur die Webadresse kahoot.it und einen Code, der wie bei Quizlet-Live über den Beamer angezegt wird (Falls Sie einen Account haben, können Sie öffentliche Kahoots aber auch selbständig üben).
  • Im Moment bietet Kahoot zwei verschiedene Übungstypen: Fragen mit 2-4 Antwortmöglichkeiten (mit Punkten oder ohne als Umfrage) und Jumble, bei dem 4 Antwortplättchen in die korrekte Reihenfolge gebracht werden müssen.
  • Wer selber Aufgaben/Umfragen erstellen will, braucht einen Account (anzulegen unter https://getkahoot.com/). Die Bedienung ist einfach und unkompliziert. Es gibt auch eine praktische Preview-Funktion, mit der man eigene Übungen einfach testen kann.
  • Eine nette Idee (die ich bisher dann aber doch nie selber verwendet habe), ist der Ghostmode, bei dem man gegen seinen letzten Score spielen kann.

Mentimeter (https://www.mentimeter.com/) richtet sich eher an Vortragende.

  • Auch hier brauchen die Teilnehmer nur einen Link und einen Zahlencode. Die Einladung ist auch direkt per Link möglich.
  • Mir gefallen die zahlreichen Fragetypen, die über das übliche hinausgehen (u.a. Wortwolken, offene Fragen, Bewertungssystem, Koordinatensystem, auf dem man seine Antworten einordnen kann, etc.).
  • In der Gratis-Version sind zwei zusammenhängende Fragen möglich, auf die die Teilnehmer mit demselben Code zugreifen können, dafür gibt es aber keine Teilnehmerbeschränkung, was das Tool vor allem auch für Vortragende interessant macht.

Answergarden:

  • Mit diesem Tool kann man einfache Wortwolken erstellen (max. 40 Zeichen pro Antwort, Leerzeichen erlaubt).
  • Die Wortwolken sind grau, aber das setup ist extrem simpel. Nicht einmal der Adminstrator braucht einen Account, man kann sich aber einen Adminlink mit Passwort schicken lassen.

Ich habe solche Tools bisher in Gruppen von 15-40 Teilnehmern eingesetzt. Ehrlich gesagt hat es vergleichsweise lange gedauert, bis ich eines der Tools tatsächlich in einem Unterrichtssetting eingesetzt habe. Meine Bedenken bzw. offenen Fragen waren:

  1. Macht es wirklich Sinn, in einem Setting, in dem man auch die Leute direkt fragen könnte, vermittelnde Technologie einzusetzen?
  2. Sind das nur Spielereien mit Unterhaltungsfaktor oder nützt es den Lernenden wirklich was?
  3. Führen solche Tools vielleicht zu einer technologisch-verbrämten Rück zu stärker lehrerzentrierten Methoden?
  4. Kann man von Austauschstudenten verlangen, dass Sie mit Ihrem Handy im Unterricht herumsurfen müssen (Dass die Schweiz nicht in der EU ist, merkt man unter anderem an den Handygebühren :-)?

 

Dass ich mit Quizlet-live angefangen habe, war kein Zufall. Da die Antwortmöglichkeiten auf die Mitspieler einer Gruppe verteilt sind und die ganze Gruppe im Rennen um den ersten Platz zurückfällt, ist das kooperative Element bei Quizlet live ziemlich stark. Hinzu kam, dass es mir sinnvoll schien, auf diesem Weg noch einmal für Quizlet als Lerntool Werbung zu machen.
Ich war überrascht, wie viele Einblicke der Einsatz des Tools mir ermöglichte. Einerseits konnte ich den Lernenden zuhören, wenn sie diskutierten, was die Lückensätze, zu denen sie jeweils die passende Ergänzung finden mussten, eigentlich heissen und andererseits kann man am Schluss einer Runde die Sätze, die am häufigsten falsch gemacht wurden, noch einmal mit der Klasse durchgehen. Ähnliche Effekte kann man natürliche auch mit Arbeitsblättern für Gruppen- und Parnterarbeit erreichen und sich Notizen zu den häufigsten Fehlern machen. Für einmal nicht einen Klassensatz an Material mitschleppen zu müssen, fand ich aber ganz erfrischend.

Anschliessend habe ich mir dann Kahoot vorgenommen, dass mir anfangs wegen des Multiple-Choice-Formats nicht so gefiel (Jumble, bei dem man Begriffe oder Aussagen in eine Reihenfolge bringen muss,  ist noch relativ neu). Ich habe beim ersten Einsatz aus den offenen Antworten einer Prüfung Fehler herausgenommen und sie in Multiple-Choice Fragen umgewandelt.
Ein nützliches Feature von Kahoot ist, dass man die Fragen mit Bildern (und Videos) ergänzen kann. Beim Durchgehen der Fragen sieht man gleich, wie viele Leute die Frage richtig haben und kann  bei Bedarf erklären oder erklären lassen. Natürlich könnte man solche Fragen auch auf andere Weise abhandeln, aber beim Handheben fehlt die Anonymität und beim  herkömmlichen gemeinsamen Durcharbeiten im Plenum bekommt man nicht so einfach mit, was für die Mehrheit ein Problem ist oder ob jemand abgehängt hat. Zusätzlich kann man sich nach der Übungsphase auch noch ein Excel-Blatt mit den Ergebnissen pro Teilnehmer heunterladen. Mehr als kurz drübergeschaut habe ich aber bisher nicht.

Die direkte Visualisierung der Ergebnisse macht solche Tools auch für Impulsfragen geeignet. Die Klasse beantwortet live eine Umfrage und die Ergebnisse werden im Plenum oder in Minigruppen von 2-3 Minuten diskutiert. Das Format von Kahoot kommt aber meiner Meinung nach schnell an seine Grenzen. Wortwolken, die man z.B. gut für Brainstorming einsetzen kann, bieten z.B. Mentimeter und Answergarden.  Bei beiden kann man die Antworten auch direkt auf den Endgeräten sehen, was sie Diskussion in Kleingruppen eher begünstigt.

Fazit:

Um auf meine Bedenken bzw. offenen Fragen zurückzukommen:

  1. Wenn man möchte, dass niemand weiss, wer was gentwortet hat und man schnell eine Zusammenfassung der Ergebnisse für alle publizieren möchte, sind Classroom response tools ein Vorteil. Wenn lernende zusammenarbeiten (müssen), kommt auch das kooperative Element nicht zu kurz und je nach Aufgabe kann es auch sinnvoll sein, wenn sich jeder und jede auf eine Antwort festlegen muss.
  2. Viele Lernende erwähnen Kahoot und insbesondere Quizlet als Antwort auf die Frage, was Ihnen besonders beim Lernen geholfen hätte. Sinnvoll eingesetzt macht meines Erachtens auch der Einsatz solcher Werkzeuge Sinn.
  3. Auch hier kommt es auf den Einsatz an: Man muss diese Tools weder Lehrerzentriert einsetzten noch ist Lehrerzentriertheit in jedem Fall schlecht. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Whiteboardsystemen können beim Einsatz von Classroom Response Tools mehr Leute beitragen.
  4. Alle hatten ein Handy und bereits entsprechende Datenpakete oder einen Laptop mit dem Uni-Login. Wenn vereinzelte Lernende kein eigenes Endgerät haben, kann man auch Lernende zusammenarbeiten lassen. Der technische Teil hat – von einer Einarbeitungszeit von ein paar Minuten beim ersten Mal abgesehen – reibungslos geklappt. Zumindest für meine Lerngruppen ist der Einsatz zumutbar.
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