Tandem für Anfänger

3. November 2011

Tandem für Anfänger ist durchaus möglich. Ich habe das selber mit Japanisch ausprobiert. Als ich mit dem Tandem anfing, hatte ich gerade erst einen Monat Japanisch (2 Stunden pro Woche in ziemlich gemütlichem Tempo) und konnte wirklich so gut wie gar nichts. Hier ein paar Vorschläge dazu, wie es trotzdem klappen kann.

Wenn man als blutiger Anfänger Tandem macht, ist es empfehlenswert, parallel dazu einen Kurs zu besuchen oder mit einem Selbstlernkurs zu arbeiten. So bekommt man laufend neues Material, dass man verarbeiten kann. Allerdings ist es gerade im Tandem so, dass man auch Dinge lernt, die im Buch noch lange nicht vorkommen. Das ist einer der Vorteile des Tandems: Man lernt, was man gerade braucht. Dafür ist der Input weniger vorstrukturiert als in einem klassischen Kurs.

Die Vorbereitung ist beim Tandem für Anfänger besonders wichtig. Man sollte sich zwar sowieso für jedes Tandemtreffen vorbereiten (dann profitiert man einfach mehr), aber wenn man Anfänger ist, ist es doppelt so wichtig, weil man sonst schlicht nichts sagen kann. Vorbereitung kann heissen:

  • überlegen, was man machen kann: zum Beispiel
    • die Zahlen oder buchstabieren üben
    • einen Text oder Dialog aus dem Lehrbuch vorlesen
    • erzählen, was man nächstes Wochenende oder nach dem Tandem machen wird (falls man in der betreffenden Sprache in einfacher Weise über die Zukunft sprechen kann).
    • erzählen, was man letzte Woche gemacht hat (sofern man schon eine Ahnung von Vergangenheitszeiten hat)
    • das Lehrbuchkapitel vorbereiten, dass man mit dem Tandempartner anschauen will
  • Überlegen, welchen Wortschatz, welche Struktuen man für diese Übungen evtl. braucht. Man kann natürlich auch den Tandempartner fragen, aber wenn man sich das vorher schon überlegt, aktiviert man das Wissen, dass man schon hat. Alles, was man nicht wusste oder rausfinden konnte, kann man dann immer noch fragen
  • Materialien suchen / mitnehmen / vorbereiten

Auf die Materialien gehe ich im folgenden genauer ein. Visuelle Materialien sind eine grosse Hilfe. Sie helfen dem Tandempartner, dich zu verstehen und dir zu helfen und dir helfen sie, dich daran zu erinnen, was du sagen wolltest. Gerade, wenn man noch sehr wenig Wortschatz hat, kann einem der rote Faden zwischendruch schon mal abhanden kommen. Es muss nicht immer vorgefertigtes Material sein. Man kann auch selber eine Skizze machen und so unterstützen, was man sagt.

Ein paar Ideen für den Einsatz visueller Materialien

  • Anhand einer Karte kann man über verschiedene Länder sprechen (wo sie liegen, wie die Hauptstädte heissen, wer die Nachbarn sind, welche Sprachen man dort spricht ..) oder die letzten Ferien erklären (ich war eine Woche in Spanien. Wir haben den Ort X besucht. Das ist hier. Dort gibt es …)
  • Fotos eignen sich auch gut, zum Beispiel um seine Familie, den Wohnort oder den Lieblingsferienort vorzustellen, um über die eigene Biographie zu sprechen um das Beschreiben von Orten, Personen etc. zu üben
  • Mit Skizzen kann man besser erklären, wie die eigene Wohnung aussieht, wo der Arbeitsweg durchführt oder wo sich das Lieblingsrestaurant befindet.

Auch sehr nützlich sind Tabellen oder Listen, die zuerst jeder für sich ausfüllt und über die man dann spricht. Einige Beispiele:

  • Beide Tandempartner zeichnen einen „Stundenplan“ der nächsten Woche und versuchen dann – ohne sich die Pläne zu zeigen, einen Termin zu finden (für das nächste Treffen, einen Besuch im Kino …). Vorher sollte man natürlich die Zeiten, die Wochentage und die Namen einiger Aktivitäten üben.
  • Der Lernende und der Muttersprachler formulieren gemeinsam Fragen (Was ist ihr Lieblingsessen, Mögen Sie Schokolade, Wann gehen Sie heute ins Bett etc.), die dann jeder für sich beantwortet. Der Muttersprachler sollte dem Lernenden natürlich bei Bedarf mit Wortschatz aushelfen. Anschliessend Interviewen sich beide gegenseitig (die Fragen darf man natürlich in beliebiger Reihenfolge stellen).
  • Jeder wählt 3 Personen total fiktive oder berühmte Personen und notiert, wann sie an welchem Wochentag aufstehen, arbeiten gehen, Mittag esssen … Anschliessend teilt man dem anderen die Namen der Personen mit und fragt sich gegenseitig über sie aus.

Wenn man als Anfänger Tandem macht, ist es besonders wichtig, realistische Erwartungen zu haben und Aufgaben zu wählen, die man bewältigen kann. Wenn man die Sprache erst seit einem Monat lernt, kann man natürlich noch nicht einen fliessenden 10-minütigen Vortrag halten. Es gibt auch Themen, die  an sich schon sehr schwierig sind. Als Anfänger das politische System des eigenen Landes erklären zu wollen, ist eher unrealistisch. Hingegen kann man schon relativ schnell sein Land mit den wichtigsten Fakten vorstellen (wie viele Einwohner, wie gross, Hauptstadt, Sehenswürdigkeiten, Spezialitäten … ).

Eine Aufgabe, die realistisch und auch für das „echte“ Leben nützlich ist, besteht darin, Sätze, die man im Tandem oft braucht, möglichst bald in der Zielsprache formulieren zu können. Also zum Beispiel:

  • Wie sagt man … auf …
  • Was bedeutet …
  • Wie heisst das Gegenteil von …
  • Wie spricht man das aus …
  • Ich habe eine Frage.
  • Das verstehe ich nicht.
  • Ach so!
  • Stimmt das?
  • Was ist der Unterschied zwischen … und …

Mit solchen Sätzen kann man plötzlich viel mehr in der Fremdsprache sagen. Zudem sind sie auch für andere Situationen nützlich. Am besten beginnt man mit einigen wenigen Sätzen, die man dann immer in der Fremdsprache sagt und baut dann kontinuierlich darauf auf.

PS: Ich bin mir der Ironie bewusst, dass dieser Artikel für Deutschlernende auf dem Niveau A1/A2 schlichtweg unbrauchbar ist. Ich hoffe aber, dass Tandempartner und Lehrer die Informationen bei Bedarf weitergeben. Zudem hoffe ich, dass der Artikel auch für den einen oder anderen Lerner mit einer anderen Zielsprache nützlich ist.

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SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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