Diktatformen

10. November 2009

Mein erste Prüfung in der Oberstufe war ein Diktat. Das war die erste ungenügende Note meines Lebens. Ich war auch später nie gut darin, Diktate zu schreiben. Trotzdem benütze ich sie immer wieder in meinem Unterricht – allerdings nicht so, wie damals bei mir in der Schule.

Bei Diktaten sollte es nicht darum gehen, möglichst viele fiese Ausnahmen in einem Text zu versammeln, sondern lieber um Regularitäten. So können sie Lernende dabei unterstützen, die Beziehung zwischen Lautform und Schriftbild zu festigen oder das Dekodieren beim Hören zu üben. Diktate müssen auch nicht immer vom Lehrer ausgehen, die Vorlage kann unterschiedlich eng sein und der Input muss nicht einmal ein Text sein (zum Beispiel beim Bilddiktat). Es sind zahlreiche lernerzentrierte Formen möglich. Hier findet ihr eine Liste von Beiträgen, die in diesem Blog schon zum Thema Diktat erschienen sind.

Bei den Unterrichtstipps zum Lehrwerk Passwort Deutsch findet man unter anderem ein Pdf zum Einsatz von Diktaten. (Die fettgedruckten Titel sind die Titel im pdf, so dass ihr dort bei Bedarf genaueres nachlesen könnt).

Das vorgeschlagene Lückendiktat enthält eine ganze Reihe unterschiedlicher Vorschläge. Gerade das Lückendiktat mit Wortgruppen nutze ich auch mit fortgeschritteneren Lernenden, um das Mitschreiben zu üben. Da ich es als Vorbereitung auf eine Prüfung einsetze, in der die Lernenden (ziemlich genaue) Notizen machen müssen, haben sie nach dem Diktat noch ein paar Minuten Zeit, ihre Lücken zu ergänzen. So können sie auch üben, was sie sofort aufschreiben müssen und welche Informationen sie noch ergänzen können.

Das hier beschriebene Klopfdiktat geht den umgekehrten Weg. Diktiert wird der Lückentext, die Lernenden müssen nachher in Partnerarbeit sinnvolle Füllungen für die Lücken finden.

Ebenfalls unter Lückendiktat aufgeführt sind Aufgaben, bei denen es um den Unterschied zwischen Vorlage und vorgelesenem Text geht. Der Lehrer ergänzt Wörter, tauscht sie durch andere aus oder lässt welche Weg. Die Lernenden markieren in ihrem Text die Änderungen. In eine ähnliche Richtung gehen einige der Vorschläge aus dem Beitrag mit Liedern arbeiten.

Bei den Arbeitsformen gefällt mir persönlich das Partner-Wanderdikat sehr gut (Laufdiktat bei Passwortdeutsch). Ich lege dabei den Akzent deutlich auf die Beziehungen zwischen Phonemen und Graphemen und Hör- und Ausspracheschwierigkeiten.

In eine ähnliche Richtung aber mit weniger Unruhe im Klassenzimmer geht das Rücken-an-Rücken-Diktat, bei dem die Lernenden denselben Text mit unterschiedlichen Lücken haben und sich diese Gegenseitig diktieren. Allerdings bleiben die Lernenden bei dieser Form beim Ablesen. Das Lösen von der Schrift ist einer der grossen Vorteile des Partner-Wanderdiktats.

Formen wie  Schnelldiktat (nur einmal vorlesen) oder Wortkettendiktat (die Lernenden notieren nur bestimmte Wort- oder Informationstypen wie zum Beispiel alle Nomen oder alle Zahlen mit Einheiten) finde ich vor allem dann sinnvoll, wenn der Fokus anschliessend auf der Textrekonstruktion (am besten in Partner- und Gruppenarbeit) liegt. Ich mache es oft so, dass ich die Lernenden zu zweit arbeiten lasse und nach relativ kurzer Zeit entweder die Paare neu mische oder sie zu grösseren Gruppen zusammenschliesse. Eine ähnliche Arbeitsform, der ebenfalls die Textrekonstruktion zugrunde liegt, ist das visuelle Dikat.

Über weitere Diktatformen in den Kommentaren würde ich mich natürlich sehr freuen.

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Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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