IDT, die dritte
5. August 2009
Ich bin mit Bloggen ziemlich in Rückstand, es gibt einfach zu viel zu sehen und zu tun. Deshalb sind die Eindrücke über die ich jetzt blogge auch nicht mehr ganz frisch. Vielleicht hat ein bisschen reflexive Distanz auch sein Gutes. Nun also ein paar summarische, selektive und subjektive Eindrücke zum Dienstag, das offizielle Blog zur Sektion wird da sicher sehr viel vollständiger sein.
In der Sektion E4 am Vormittag gab es für mich einige Highlights. Dazu gehört zum Beispiel der Vortrag von Joachim Quandt zu kooperativer Wortschatzarbeit mit Web 2.0-Tools (eingestellt bei Slideshare):
Joachims Aussage (ich hoffe, ich gebe dich korrekt wieder), dass Web 2.0-Einzeldienste in ihrem kleinen Spezialgebiet viel ausgeklügelteren Service bieten können als Lernplattformen in den selben Bereichen und deshalb die Entwicklung dahingehen sollte und wird, dass Lernplattformen eher zu Containersystemen werden, in die man gezielt Funktionalität reinholt, trifft meiner Meinung nach zu.
Embedcodes, Einbindungsmöglichkeiten von RSS-Feeds oder die Möglichkeit, Webseiten in einer Art Frame einzubinden ermöglichen es ja schon, sehr viel spezialisierte Funktionalität in die Lernplattform reinzuholen. Ich selber bräuchte dazu aber noch mehr Dienste mit sinnvoller Funktionalität,
- die ohne Passwort genutzt werden können und die Bearbeitung bzw. die Präsentation über kryptische URLS läuft (z.B. Awesome Highlighter) oder
- nur der Lehrer ein Passwort braucht, zum Beispiel um ein Projekt zu starten und Beiträge zu verwalten, editiern und zu löschen (z.B. Voki oder Audio-Dropbox) oder
- die Verwendung generischer Passwörter erlauben
Wenn ihr da was Brauchbares für den Unterricht kennt, wäre ich natürlich überglücklich, wenn ihr euer Wissen teilt.
Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass man sich bei dieser Kombination von Lernplattform und Web 2.0 wieder ausserhalb der instutionellen Mauern einer Lernplattform bewegt, auch wenn man sich gewissermassen hinter kryptischen Links und Passwörtern anderer Dienste versteckt. Das heisst, dass man sich auch wieder genauer überlegen muss, was mit den Daten auf fremden Servern passiert und wie man die Privatsphäre der Lernenden schützt. Lernplattformen nehmen einem das in der Regel zum ab, schotten aber eben auch ab.
Am Vortrag von Urs Egli zu Podcasts für das informelle Lernen hat mich zuerst mal gefreut, dass der lange angekündigte deutschsprachige Podcast nun endlich auf der Plattform Podclub zur Verfüngung steht (Spanisch, Englisch und Französisch) gab es schon länger. Zweitens finde ich generell die Initiative einer der grössten privaten Sprachschulen der Schweiz, ein Angebot zu machen,
- das nicht direkt den eigenen Kursen dient,
- auch aussenstehenden offen steht
- bewusst das Lernen ausserhalb schulischer Kontexte fördert
- und versucht, den Lernenden möglichst authentisches und für sie relevantes Material zu bieten
sehr löblich.
Natürlich gehört die Kundenaquirierung und -bindung mit zu den Zielen, aber das ist ja auch völlig legitim und ich hoffe, dass das Projekt Erfolg hat und weiterläuft.
Im Moment muss man sich auf der Plattform noch (kostenlos) registrieren, Urs hat aber angekündigt, dass diese Barriere fallen soll.
Das dritte Projekt, dass ich in diesem Beitrag noch explizit erwähnen möchte, wurde von Minka Hoheisel und Morten Hunke mit britischen und norwegischen Deutschlernenden durchgeführt. Es ist ein Podcast-Projekt, dem eine intensive Auseinandersetzung mit Stereotypen im Deutschlandbild in den beiden beteiligten Ländern zugrundeliegt. Das Ergebnis kann im Podcast „deutschsichtig“ nachgehört werden. Deutschsichtig zeigt meiner Meinung nach besonders schön, wie wichtig die Aufgabenstellung bei so einem Projekt ist. Sie generiert das Informations- und Austauschbedürfnis und gibt der Hülle Podcast erst einen Inhalt. Einfach nur einen Podcast zu machen ist weder motivierend noch sinnvoll, denn wenn man nichts zu sagen hat, wird es nur leeres Geplapper.
Als allgemeinen Eindruck möchte ich noch festhalten, dass sich in den Diskussionen wiedermal herauskristallisiert hat, dass viele der Fragestellungen, die im Zusammenhang mit Web 2.0 und E-Learning auftauchen, auch losgelöst von diesen Tools bzw. Präsentationsformen existieren, was ja auch nicht weiter verwunderlich ist, denn Web2.0-Tools sind ja vor allem das: Werkzeuge. Zu diesen allgemeinen Fragestellungen gehörten
- die Rolle des Lehrers (Coach oder Wissensvermittler)
- der Umgang mit Fehlern und
- die Bewertungsmassstäbe von Projekten und Gruppenarbeiten.
So, das wär’s erst mal. Ich bin auf eure Ergänzungen und Kommentare gespannt.
Abgelegt unter: E-Learning / neue Medien,Für Lehrende,in eigener Sache,Veranstaltungen,Wortschatz
1 Kommentar
1. agni | 18. November 2009 um 12:03
Hallo Cornelia,
Ich hoffe, das irritiert dich nicht, wenn ich in einem alten Posting von dir schreibe.
Ich bin nicht deiner Meinung, was das erwähnte Postcast-Angebot einer bestimmten Schule betrifft: Ich finde die Initiative dieser grossen Sprachschule gar nicht löblich. Am Anfang von jedem Podcast hört man nämlich nicht nur eine Copywright-Angabe (was auch OK wäre), sondern „Wenn Sie mehr erfahren wollen, besuchen Sie unsere Kurse“ (oder ähnlich). Vielleicht ist das Ganze frei zugänglich, ganz offensichtlich handelt es aber hier um Kundenanwerben; vielleicht sind diese Podcasts „frei“ nur aus diesem Grund!
Ich finde, Podcasts sollen werbefrei sein; daher benutze ich persönlich diese Podcasts nicht; ich emfehle sie auch nicht weiter.
Gruss
Agni