DaF-Blog

Dictogloss

29. April 2011

Ich habe schon verschiedentlich über Textrekonstruktionsmethoden gebloggt, zum Beispiel über visuelle Diktate, Software als Hilfsmittel zur Vorbereitung, etc.

Dictogloss ist eine Text(re)konstruktionsmethode, die von einem Hörtext ausgeht. Die Lernenden hören einen Text zwei Mal. Beim ersten Mal bekommen sie einen Überblick über den Text und beim zweiten Mal machen sie sich Notizen dazu. Wichtig: Der Text wird nicht diktiert! Man sollte so lesen, dass die Lernenden gut folgen, aber nicht Wort für Wort mitschreiben können. Die Aufzeichnungen der Lernenden werden und sollen also lückenhaft sein.

Anschliessend rekonstruieren sie in Partner- oder Kleingruppenarbeit den Text. Dabei geht es nicht darum, den Text 100% zu rekonstruieren. Der Text sollte am Schluss aber grammatisch korrekt sein und er sollte den selben Inhalt haben wie der Origninaltext. Dazu müssen sie miteinander einerseits über den Inhalt, andererseits auch über die Grammatik reden. Im Anfängerbereich kann diese Phase evtl. noch (teilweise) in der Muttersprache oder auf Englisch stattfinden.

Gegen Endee der Übung – oder wenn eine Gruppe stecken bleibt – sollte man den Lernenden erlauben, bei anderen Gruppen zu „spicken“.

Bei den Lernenden kommt die Methode im allgemeinen gut an. Allerdings ist es sehr wichtig, dass sie verstehen, was das ganze eigentlich soll. Hervorheben sollte man auch, dass es bei der Text(re)konstruktion nicht um einen identischen, sondern um einen inhaltlich und grammatisch adäquaten Text geht und das eigentliche Lernziel in der Aktivierung von Wortschatz und der Bewusstmachung von grammatischen Strukturen besteht. Deshalb ist es auch sehr wichtig, dass sie ihre Texte gemeinsam schreiben und sie ihre Entscheidungen begründen.

Mir als Lehrperson gibt Dictogloss viele Hinweise darauf, welche Strukturen sich bei welchen Schülern schon gefestigt haben bzw. was ich vertiefen oder erweitern muss. Besonders gefällt mir daran, dass sich die Lernenden ausserhalb von starren Drillübungen mit Grammatik beschäftigen und sie sich ihre Hypothesen erklären.

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