Mitmachprojekt Audio-lingua
23. Juni 2008
Jürgen Wagner stellte in seinem Blog das Projekt Audio-lingua vor. Auf der Webseite werden kurze Aufnahmen (max. 2 Min.) von Muttersprachlern (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch) angeboten. Auch die Benutzerführung ist viersprachig.
Audio-lingua ist ein Projekt zum Mitmachen. Es lebt davon, dass seine Benutzer nicht nur konsumiern, sondern aktiv mitmachen, so dass das Projekt weiterwachsen kann. Was beim Mitmachen zu beachten ist, wird detailliert in den Mitmachregeln (Pdf) beschrieben.
Was man mit Audio-lingua (nicht) tun kann
Die Aufnahmen sind verschlagwortet und nach Niveau klassifiziert. Man kann auch nach Sprechereigenschaften (Altersgruppe, Geschlecht) suchen.
Mit dem Stichwort „Reise“ habe ich zum Beispiel den als B1 klassifizierten Beitrag von Julia zum Fall der Mauer gefunden. Leider scheint man nicht direkt auf die Beiträge linken zu können, nur auf die Audioateien. Das ist schade, weil so die Metainformationen fehlen.
Man kann die Dateien direkt auf der Seite anhören (integrierter Player), herunterladen (Pfeilsymbol) ober bestimmte Kategorien (zum Beispiel deutschsprachige Beitäre des Nivaus A2) mit einem Podchatcher (wie iTunes oder Juice) abonnieren.
Laut Projekthomepage sind alle Dialekte willkommen. Bis jetzt habe ich zwar keine Dialektbeispiele gefunden (höchstens etwas regionalgefärbte Standardsprache), aber grundsätzlich ist das schon mal gut, denn es heisst ja auch, dass die verschiedenen nationalen Varietäten wie etwa Schweizer Hochdeutsch willkommen sind. Letzteres gibt es aber noch nicht, dafür einige Beispiele aus Österreich. In diesem Zusammenhang würde ich mir auch wünschen, dass man die Herkunft des Spreches auch angeben und dann danach suchen könnte (zumindest nach dem Herkunftsland).
Wünschen würde ich mir noch, dass es eine Möglichkeit gäbe, die Transkription den Dateien beizufügen. Obligatorisch müsste das nicht sein, aber viele Sprecher machen sich vermutlich sowieso Notizen, die sie dann auch gleich mit hochladen könnten. Natürlich könnte man die Transkription in die Beschreibung laden, aber ich glaube erstens nicht, dass dass so gedacht war und zweitens kann man dann nicht gezielt nach Hörtexten mit Transkription suchen.
Lizenz
Für den Unterricht oder Private Nutzung sind diese Aufnahmen lizenzfrei. In den Nutzungsbestimmungen heisst es:
„Sie [die Audiodateien] dürfen für schulische Zwecke verwendet werden und in diesem Rahmen heruntergeladen, gepodcastet werden und zur Übertragung auf Arbeitsstationen und/oder individuelle MP3-Player kopiert werden, unter der Voraussetzung, dass dem Endnutzer die Herkunft der Audiodatei die Webseite www.audi-lingua.eu ausdrücklich genannt wird. Jegliche kommerzielle Nutzung bzw. Nutzung zu Werbezwecken ist ausdrücklich untersagt.“
Weiter heisst es:
„Ausser der unter (1) definierten Nutzungsrechen ist der Abdruck, die Wiedergabe und die Verfielfältiung auf bzw. durch jeglisches existierende oder zukünftige Medium dera auf http://www.audio-lingua enthaltenen Dokumente, Graphiken, Fotos und anderen Medien untersagt. Im Zweifelsfalle wenden Sie sich an die Verantwortlichen der Webseite, die Ihnen gerne Auskunft geben.“
Dass ich Dateien im Unterricht abspielen darf, wird deutlich gesagt. Darf ich sie aber auch schneiden und neu mixen? Auf meiner Schulwebseite veröffentlichen? In eine Seite mit Übungen einbinden? Der zweite Absatz spricht da klar dagegen. Wenn dem aber tatsächlich so ist, dann finde ich es sehr schade. Es ist zwar toll, wenn für den Unterricht mehr Hörverstehensmaterialien zur Verfügung stehen, aber warum will man die neuen Nutzungsmöglichkeiten des Internets ausklammern? Es sollte doch möglich sein, die Dateien in Webseiten einzubinden und HV-Übungen dazu zu machen? Hoffnung gibt mir noch das Verb „podcasten“, dass für mich aktiver klingt als Podcast abonnieren. Tja. Ich werde wohl nachfragen müssen.
Ein weiteres Problem ist das Stichwort „kommerzielle Nutzung“.Und wo sind denn genau die Grenzen von der schulischen oder privaten zur kommerziellen Nutzung? Sind Privatschulen auch schon kommerziell?
Grundsätzlich finde ich es mühsam, dass jedes Projekt eigene Nutzungsbestimmungen und (nicht genau fassbare) Lizenzen hat. Das ganze Urheberrecht ist so schon kompliziert genug. Eine etabliertes Lizenzmodell wie zum Beispiel Creative Commons wäre evtl. nützlich. Oder dann zumindest eine Lizenz, die genau auf Bildungsbedürfnisse abgestimmt ist. Aber so eine kenne zumindest ich nicht.
Fazit
Grundsätzlich finde ich das eine tolle Idee bei der ich früher oder später auch mitmachen werde. Ich habe zwar viele Vorschläge, was man auch noch machen könnte, finde dass Projekt aber auch so schon toll (Wollte ich nach all der Kritik mal sagen).
Bei den Nutzungsbestimmungen bleiben allerdings diverse Fragen und Wünsche offen.
Abgelegt unter: E-Learning / neue Medien,Forschung / Theorie / Didaktik,Für Lehrende,Für Lernende,Hören,Landeskunde,Material für Unterricht,Unterrichtsidee
7 Kommentare
1. Katrin Goldmann | 30. Juni 2008 um 12:43
Ich kann auf einige Fragen bzw. Bermerkungen antworten, da ich zum Redaktionsteam von Audi-Lingua gehöre.
1) Es ist auch möglich nach Herkunft der Sprecher zu filtern, vorausgesetzt, dass in der Unterschrift oder der Mini-Birografie z.B. das Wort „Schweiz“ eingegeben wurde, da der Motor sowohl Namen der Autoren, Beschreibungen der Autoren und Hördateien, Titel und manuell eingegeben Schlagworte zu den Themen durchsucht.
2) Die Dateien dürfen, wie es auch in den Nutzungsbestimmungen erklärt ist, nicht auf anderen Webseiten veröffentlicht werden. Dies hat mehrere Gründe, der Hauptgrund ist selbstverständlich, dass die Sprecher ihr Einverständnis für die Veröffentlichung auf Audio-Lingua gegeben haben und dieses Einverständnis auch jederzeit zurückziehen können, was ein Löschen der veröffentlichen MP3-Dateien zur Folge hat. Gesetzlich ist es nicht möglich, zumindest nicht in Frankreich, Blankoschecks für die Veröffentlichung im Internet zu unterschreiben. Dieses Faktum hindert aber keinen Lehrer daran eventuell Übungen zu bestimmenten Dateien zu erstellen. Er kann ja einfach den Link zur Datei in seine Übungswebseite reinsetzen, und damit ist die Sache geritzt.
3) Transkriptionen sind nicht vorgesehen. Auch dafür gibt es mehrere Gründe, die ich hier nicht alle nennen kann und möchte. Tatsache ist aber, dass sich die Sprecher nicht notwendigerweise Notizen machen und dass es eher die Ausnahme ist!
Mit freundlichen Grüßen aus Frankreich,
Katrin Goldmann
2. Cornelia | 30. Juni 2008 um 16:56
Das finde ich klasse! Ich muss mich nicht selber um die Antwort bemühen, sondern sie wird mir frei Haus zugestellt. Websiten-Statistiken sind schon eine gute Sache. Vielen Dank!
Schade finde ich immer noch den Punkt mit der Transkription. Nicht,weil ich finde, dass man Hörverstehen am besten so lernt (überhaupt nicht) und auch nicht, weil ich bei jedem Text eine Transkription wollte, sondern weil sie für autonome Lernende und Lehrer, die Übungen machen, eine sinnvolle Korrektur- bzw. Vorbereitungshilfe darstellen. Ich wollte ja auch nur die Option haben, eine Transkription beizufügen. Aber wie wir in der Schweiz sagen würden „den Fünfer und das Weggli“ kann man nicht haben.
So, jetzt muss ich nur noch irgendwann Zeit finden, eine eigene Aufnahme zu machen.
3. DaF-Blog » Katrins &hellip | 19. September 2008 um 22:34
[…] nicht allzu langer Zeit habe ich das Projekt Audio-Lingua vorgestellt. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, selber Beiträge zu produzieren (und […]
4. Katrin Goldmann | 19. Februar 2009 um 23:24
Inzwischen hat uns Cornelia Steinmann auch schon einige Beiträge zur Verfügung gestellt, so dass auch Schweizer „Tonalität“ mit dabei ist.
Wir haben gerade wieder eine ganze Reihe Aufnahmen gemacht und werden sie im Laufe der nächsten Wochen online setzen. Natürlich würden wir uns über weitere Beitrage freuen. Interessieren würden uns auch Männer (die meisten Beiträge stammen von Frauen) und Kinder.
Mit freundlichen Grüßen aus Frankreich,
Katrin Goldmann
5. DaF-Blog » Praat - &hellip | 28. Februar 2009 um 00:16
[…] Quellen für Audio-Dateien kommen zum Beispiel Forvo oder Audiolingua in […]
6. Luke / Filmblog | 15. April 2009 um 16:15
Ein schönes Projekt, vor allem wenn man mal wieder den schönen Schweizer Dialekt hören kann. Allerdings fand ich die Navigation der Seite etwas gewöhnungsbedürftig: Gerade bei den großen Mengen an Audiodateien dauert es ganz schön lange bis man zum gewünschten File geklickt hat. Und Transkriptionen wären wirklich schön, weil es das Verstehen einer Fremdsprache natürlich ungemein erleichtert, wenn man parallel mitlesen kann.
Viele Grüße vom Farbfilmblog!
Luke
7. DaF-Blog » Rhinospi&hellip | 12. Oktober 2010 um 00:08
[…] auch eine Transkription vorhanden ist. Man kann Rhinospike also als Ergänzung zu einem Projekt wie Audiolingua betrachten, dass vor allem frei gesprochene Texte […]