DaF-Blog

Praat – phonetisches Analyseprogramm

28. Februar 2009

Praat ist ein phonetisches Analyseprogramm, das wahnsinnig viel kann. Unter anderem kann es die Lautstärke und den Tonhöhenverlauf visuell darstellen. Beides sind Faktoren, die beim deutschen Wort- und Satzakzent eine wichtige Rolle spielen. Zudem ist Praat open source (gpl), läuft auf diversen Betriebssystemen und ist einfach zu installieren. Hauptzielgruppe des Programms sind Forschende, die sich mit Phonetik und Phonologie beschäftigen. Angehörige der Uni Minnesota haben mit Praat language lab aber Anleitungen zusammen gestellt, wie man Praat für das Aussprachetraining nutzen kann.

Konkret haben sie Übungen zum Wort- und Satzakzent sowie Pausierung im Englischen ins Netz gestellt. Da der Akzent in der deutschen Sprache aber mit denselben Mitteln realisiert wird (eine Akzentsilbe wird höher/tiefer, lauter und länger gesprochen als die umgebenden Silben) ist das Prinzip auf Deutsch übertragbar.

Als Quellen für Audio-Dateien kommen zum Beispiel Forvo oder Audiolingua in Frage.

Wenn ich im Unterricht über Akzent und Intonation spreche, versuche ich den Lernenden mit Handzeichen, Vorsummen und Rhytmusklopfen zu helfen. Ein Programm wie Praat bietet einen weiteren Zugang. Interessant finde ich vorallem die Tonhöhenkurve (die in vielen kommerziellen Aussprachesimulationen fehlt), da solche Kurven vor allem Leuten helfen können, die stark abeiweichende intonatorische Muster gewöhnt sind. Das Summen von Sätzen ist für einige zu abstrakt. Bisher habe ich solche Kurven (in einer Art Notensystem) manchmal selber gezeichnet, aber das ist ziemlich aufwendig.

Die Orientierung in den Kurven ist am Anfang wohl gewöhnungsbedürftig, aber wenn der Lehrer ein paar Beispiele gibt, sollte es eigentlich klappen. Natürlich will ich nicht behaupten, Praat sei der Königsweg zum Beheben aller Schwierigkeiten, aber immerhin ein weiteres mögliches Hilfsmittel im Ausspracheunterricht, gerade im Bereich Intonation und Prosodie, der immer noch gern vernachlässigt wird (auch wenn die Lehrmittel sich in letzter Zeit schwer gebessert haben).