Wortlisten mit Audiofiles
14. Januar 2007
Eine gute Aussprache ist sehr wichtig. Trotzdem kommt die Aussprache in meinen Kursen oft kürzer als mir lieb ist. Meine Klassen haben sehr heterogene Ausgangssprachen und dadurch auch sehr heterogene Probleme. Bei Lernenden mit sehr vielen Problemen kommt oft hinzu, dass ihre Ausspracheprobleme eigentlich auch Hörprobleme sind. Weil diese Lernenden in der Regel nur einen Bruchteil der Klasse ausmachen und es ausser Aussprache andere Sachen gibt, die man üben und behandeln sollte, kommen gerade sie häufig etwas zu kurz.
Wie so oft, lässt sich das Problem mit Zusatzangeboten entschärfen. Ein Angebot, dass dabei nützlich sein könnte, ist das Portal clip2go. Dort kann man, nachdem man sich registriert hat, Wortlisten anlegen, zu denen Wahlweise englische oder spanische Übersetzungen gezeigt werden. Das an sich ist nichts Neues, Wortlistenseiten gibt es im Netz etliche. Das Spezielle an clip2go ist, dass zu vielen Wörtern Vertonungen vorhanden sind, die automatisch eingebunden werden und abgehört werden können und das man in die Listen verschiedene Medien integrieren kann.
Von der klassischen Wortliste (z.B. häufige Verben für Anfänger oder Wortschatz zum Thema Ferien), über Wortlisten zu Texten (z.B. Abenddämmerung von H. Heine.), Bildern (z.B. das Frühstück oder der Käfer) und Audiobeiträgen (z.B. Erlkönig von Goethe oder „einen guten Rutsch“ von Joachim von deutschlern.net) bis zu Videos (z.B. Er gehört zu mir von Marianne Rosenberg oder Zungenbrecher) ist alles möglich.
Die Seite hat auch ein paar Nachteile. Man kann zum Beispiel keine Wörter ergänzen. Die Übersetzungen sind nicht an den Kontext angepasst. Viele grammatische Informationen (Pluralformen, Verbstammformen) fehlen. Unklar ist, was mit den Listen passieren würde, falls das Angebot plötzlich kostenpflichtig wird. Und zu guter letzt ist mir das mit dem Urheberrecht auf dieser Seite auch nicht ganz klar.
Einige der Nachteile kann man beseitigen, wenn man die Seite nur aus Aussprachehilfe benützt und den Schülern Unterlagen zur Verfügung stellt, auf denen die fehlenden Informationen und evtl. fehlende Wörter vermerkt wurden.
Zur Benützung kann ich mir verschiedene Szenarien vorstellen. Am offensichtlichsten ist wohl, dass der Lehrer Listen zu Themen des Unterrichts, dazu passenden Bildern oder behandelten Texten etc. erstellt . Audio und fand ich auf den ersten Blick nicht so sinnvoll (da die Texte ja schon gesprochen werden). Das Festhalten der Wörter kann aber für die Lernenden auch nützlich sein, um den Text zu verstehen. Das setzt aber voraus, dass die Wörter sinnvoll ausgewählt wurden und das Thema des Textes gewissermassen tragen.
Auch Lernende können selber Listen erstellen. Fortgeschrittenere können versuchen, Wortschatzlisten zu Hörtexten zu erstellen. Das ist ziemlich anspruchsvoll, weil sie nicht nur die Wörter hören, sondern sie dann auch noch auf ihre Grundform reduzieren müssen.
Die Lernseite ist eigentlich ein Nebenprodukt zum Podcast, den clip2go verkauft (Demo). Ironischerweise finde ich das kostenlose Zusatzangebot viel sinnvoller, weil es durch das Einbetten der Medien das Lernen im Kontext möglich macht, während man beim Podcast isolierte Einzelwörter lernt.
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