Unterrichtssprache II

15. Dezember 2006

Mir ist sehr wichtig, dass die Lernenden im Unterricht so viel wie möglich Deutsch sprechen und hören. Von alleine kommt das nicht. Deshalb arbeite ich so oft wie möglich mit Redemitteln. Wenn man Anfänger hat oder eine Gruppe, die man gut kennt, kann man neue Redemittel relativ einfach einführen. Aber was macht man, wenn man eine neu zusammengesetzte Gruppe mit sehr unterschiedlicher Deutsch-Vorbildung hat, wenn man vermeiden will, dass es für die eine Hälfte zu schnell geht und die andere sich langweilt?

Für eine Gruppe auf dem Niveau A2 habe ich folgendes Verfahren gewählt:

  • Ich habe etwa 60 Redemittel auf grosse Papierstreifen geschrieben und auf sechs Gruppen mit drei bis vier Personen verteilt.
  • An der Wand hingen verschiedene Kategorien, denen die Lernenden die Redemittel zuorden mussten. Dazu mussten die Lernenden zuerst untereinander klären, was die einzelnen Redemittel bedeuten und sich dann für eine Kategorie entscheiden. Dass nicht alle Redemittel eindeutig zu einer Kategorie passen, war gewollt und ich habe das den Lernenden auch ausdrücklich und im Voraus gesagt.
  • Sobald die Gruppe sich einig war, wurden die Redemittel zu der passenden Kategorie an die Wand gehängt. Wir haben uns die Wand dann im Plenum angesehen, ich habe noch ein paar Problemfälle besprochen und einige Redemittel umgehängt. Anschliessend blieben sie dort während des ganzen Kurses hängen.

Inklusive Plenumsteil dauerte das Ganze bei mir etwa 30 oder 35 Minuten.
Das Verfahren hat mehrere Vorteile:

  • Es berücksichtigt Leistungsunterschiede innerhalb der Gruppen: Wer schon viele Redemittel kennt, erklärt viel und umgekehrt.
  • Es berücksichtigt Leistungsunterschiede zwischen den Gruppen: Je nach Leistungsstand können sich die Gruppen mehr auf die Bedeutung oder auf das Argumentieren für bestimmte Kategorien konzentrieren. Als Zusatzaufgabe kann man schnelle Gruppen bitten, sich je einen kurzen Dialog oder eine Situation zu überlegen, in den/die das betreffende Redemittel passt. Diese Dialoge und Situationen kann man dann bei der Besprechung im Plenum heranziehen.
  • Die Lernenden müssen die Redemittel nicht nur verstehen, sondern auch ordnen. Das ist in der Regel Anlass genug, sich über die Bedeutung auszutauschen. Durch Zuordnungskonflikte haben verschiedene Lernende gemerkt, dass sie ein Redemittel unterschiedlich verstanden hatten. Wenn man die Lernenden einfach nur bittet, untereinander die Bedeutung von Wörtern oder Sätzen zu klären, bleibt der Austausch oberflächlich.
  • Der Wiedererkennungseffekt ist sehr hoch. Viele der Sätze kennen die Lernenden schon oder können sie zumindest problemlos verstehen. Indem die Lernenden die Sätze ordnen, aktivieren sie ihr Vorwissen. Die Chance, dass ein Satz dann, wann man in braucht, wirklich „da“ ist, ist so grösser.
  • Dadurch, dass die Redemittel an der Wand hängen bleiben, können die Lernenden sie auch konsultieren. Bei mir haben sie das tatsächlich gemacht. Wer keine Wand hat, die er vollhängen kann, kann sich mit Packpapierblättern behelfen auf die die Lernenden die Redemittel heften, kleben oder sogar schreiben. Zur Besprechung werden die Blätter z.B. an die Tafel gehängt. In diesem Fall bekommen die Lernenden in der nächsten Lektion die Redemittel in der vom Plenum abgesegneten Ordung im Format A4 zum Ablegen. Auch diese Liste können sie zum Nachschlagen verwenden.

Die Liste, die ich letztes Mal verwendet habe, finde ich leider nicht mehr. Hier findet ihr einen älteren Entwurf mit einigen Kategorienvorschlägen.

2 Kommentare

  • 1. DaF-Blog » Unterrichtssp&hellip  |  17. Dezember 2006 um 14:22

    […] DaF-Blog » Unterrichtssprache II Unterrichtssprache II […]

  • 2. Elisabeth Vischer  |  24. August 2007 um 01:36

    Diese Art zu unterrichten entspricht meinem Sinne. Ich werde einiges sofort anwenden.
    Elisabeth


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