Zettelsyntax
27. Juni 2006
Die Idee ist weder neu noch von mir, aber sie funktioniert immer wieder gut. Um meinen Schüler den deutschen Satzbau zu veranschaulichen, verteile ich ihnen viele kleine Zettel. Ca. 3 mal 4 cm sind ideal. Die Zettel stelle ich mit der Schneidmaschine oder einer Schere her. Sie müssen nicht exakt geschnitten sein.
Am Hellraumprojektor zerlege ich einen möglichst langen Satz in seine Bestandteile. Ich schreibe die Satzglieder auf vorbereitete Folienstücke und fordere meine Schüler auf, die Bestandteile auf die Zettel zu schreiben. Für die verbalen Teile (=Prädikat) nehme ich blau, weil die Farbe in der Deutschdidaktik häufig für Verben verwendet wird. Ich verteile immer auch ein paar farbige (in meinem Fall eben blaue) Zettel für die Verben, weil die Satzklammer so augenfälliger wird.
Dann fange ich an, die Zettel auf dem Hellraumprojektor hin- und herzuschieben. Dass die Satzklammer fix ist und fast alles andere ziemlich flexibel, wird schnell klar.
Dann gebe ich einen neuen Satz, den ich von den Lernenden selbst aufteilen und auf Kärtchen schreiben lasse. Nach einiger Zeit markiere ich die Satzglieder und sammle die Satzvarianten der Schüler. Bei diesem Schritt kann man, wenn man will, auf einige der Tendenzen im deutschen Satzbau eingehen, wie zum Beispiel, dass das Subjekt sich meistens rund um das Verb befindet, die Abfolge der Objekte oder die Abfolge der Angaben. Ich beschränke das besonders im Anfängerunterricht auf ein Minimum. Wichtig ist mir, dass sie die Satzklammer erkennen und sich bewusst werden, dass das Subjekt nicht unbedingt an erster Stelle stehen muss. Letzteres kann beim Lesen komplexerer Texte sehr wichtig sein. Die Satzklammer läuft vielen Lernenden intuitiv zuwider. Einerseits, weil vor dem Verb nur ein Satzglied stehen kann, und andererseits, weil die Teile des Prädikats nur in wenigen Sprachen so weit auseinander gerissen werden können.
Anschliessend lasse ich die Schüler in Gruppen eigene, möglichst lange Sätze bilden und umstellen. Um die Satzanfänge gross zu schreiben, kann man die Zettel auch auf der Rückseite beschriften. Von Zeit zu Zeit gebe ich der Klasse neues Wort- oder Satzmaterial. Zum Beispiel die nebenordnenden Konjunktionen und, aber oder denn oder Konnektoren wie deshalb, trotzdem oder nachher. Je nach Wissensstand der Klasse genügen die Wörter, dann geht es darum, Wissen zu aktivieren und umzusetzen. Anhand von Beispielsätzen kann man die Eigenschaften dieser verbindenden Wörter aber auch entdecken lassen.
Die Methode kommt auch bei Erwachsenen gut an. Wenn man kontrastiv arbeiten will, kann man die Lernenden auch bitten, den Satz nach der Syntax ihrer Muttersprache zu legen.
Abgelegt unter: Für Lehrende,Grammatik
2 Kommentare
1. DaF-Blog » Satzbaup&hellip | 13. September 2009 um 16:22
[…] die Lernenden Karten, auf denen Satzglieder stehen und die sie zu korrekten Sätzen ordnen müssen (Siehe auch hier). Die in diesem Beitrag vorgestellte Variante habe ich in einem A2-B1 Kurs nach einer Repetition […]
2. DaF-Blog » Digitale&hellip | 4. Oktober 2009 um 21:52
[…] kann, um die Variationsmöglichkeiten in ihrer ganzen Breite erfahrbar zu machen. Das geht mit Zetteln, mit Folienschnipseln am Hellraumprojektor, mit einer Wäscheleine, an die man grosse Karten […]