DaF-Blog

Von Nichtrauchern, Himbeeren und Falschgeld

5. Dezember 2005

Was haben Nichtraucher, Himbeeren und Falschgeld gemeinsam? So ähnlich beginnen viele mehr oder weniger lustige Witze. Das ist aber kein Witz. Die genannten Wörter sind alle Nominalkomposita. Ein Kompositum hatten wir schon vor kurzem: durchschnupfsicher. Ein Kompositum ist ein zusammengesetztes Wort. Das Wort Nominalkompositum ist also selber ein Kompositum. Das Wort nominal ist mit Nomen verwandt. Ein Nominalkompositum ist folglich ein zusammengesetztes Wort, dass als Ganzes ein Nomen ist. Das bedeutet, das mindestens das Grundwort ein Nomen sein muss. (Übrigens: Viele Leute sagen statt Nomen auch Substativ, aber das ist (zumindest für unsere Zwecke) dasselbe.)

Schauen wir uns jetzt aber ein paar Beispiele genauer an:

• der Esstisch
• das Falschgeld
• der Getränkeautomat
• die Himbeere
• der Himbeersirup
• der Nichtraucher

Das Grundwort (= der zweite Teil) ist immer ein Nomen (Sonst wäre es ja auch kein Nominalkompositum). Das Bestimmungswort (man nennt es auch Determinans) kann ganz verschieden sein, zum Beispiel ein Adjektiv wie falsch, ein Verbstamm wie ess- (von essen), ein Nomen wie Getränk, ein Adverb wie nicht oder auch ein Pseudowort wie Him.
Normalerweise erfährt man mit Hilfe des Bestimmungswortes genaueres über das Grundwort. Falschgeld ist eine Sorte Geld, aber sie ist gefälscht, ein Esstisch ist ein Tisch, an dem Essen kann, ein Getränkeautomat ist ein Automat, an dem man Getränke beziehen kann und Himbeersirup ist Sirup aus Himbeeren. Beim Nichtraucher und bei der Himbeere funktioniert das nicht mehr so schön. Ein Nichtraucher ist eine Person, die nicht raucht, und die Buchstabenfolge Him hat heute alleine (also ausserhalb des Wortes Himbeere) keine Bedeutung mehr. Ein Wort, aus dem Him entstanden ist, gibt es heute nicht mehr, aber Beere kann man immer noch als Bestandteil einer Komposition erkennen.

Bei Komposita wird (fast) immer das Bestimmungswort betont. Das heisst, dass man die betonte Silbe des Bestimmungswortes betont. Also zum Beispiel: Esstisch, Falschgeld, Himbeere und Getränkeautomat. Das Grundwort bestimmt dafür die grammatischen Eigenschaften, das heisst vor allem das Genus. Deshalb heisst es der Geburtstag, der Geburtstagskuchen, die Geburtstagsparty und das Geburtstagsgeschenk. Wer wissen möchte, wo plötzlich all diese S herkommen, liest bitte den Beitrag zu den Fugenelementen.

Wer mehr zu diesem Thema wissen und mehr Beispiele sehen möchte, wird bei Canoo fündig. Dort heissen die Nominalkomposita übrigens auch Nomenkomposita.

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