Wortschatzlerntechniken erfahrbar machen

21. Mai 2014

Sicher habt ihr euren Lernenden auch schon geraten, sich zu Wörtern Geschichten auszudenken, mit Gesten oder Assoziationen zu arbeiten etc. Da es immer besser ist, wenn man gute Ratschläge selber ausprobieren kann, statt sie nur zu hören, setze ich zum Beispiel das Spiel „Time’s up“ ein.

Time’s up im DaF-Unterricht

Man spielt mit jeweils dreissig Karten, die man auf die Mitspieler verteilt. In drei Runden werden dieselben Karten zuerst normal erklärt, dann mit nur einem Wort und zuletzt mit Hilfe von Mimik und Gestik. Damit setzt das Spiel einiges von dem um, was an Wortschatzlerntechniken empfohlen wird:

  • Wiederholungen
  • Verwenden von Assoziationen (die Wörter, die in der zweiten Runde als Tipps fallen, beziehen sich oft auf vorangehende Erklärungen)
  • Einbezug mehrer Kanäle (hören, sehen, sprechen)
  • das aktive Verwenden des Wortes, wobei hier natürlich die Einschränkung besteht, dass nicht immer alle Beispiele richtig sind. Interessante Wörter und Fehler kann man aber natürlich auch nach dem Spiel noch thematisieren.

Für den DaF-Unterricht am besten geignet ist Time‘ s up! Familiy. Das Spiel enhält so viele Karten, dass man problemlos mehrere Kleingruppen gleichzeitig spielen lassen kann. Die Sanduhr kann man problemlos durch eine Handystoppuhr oder etwas Ähnliches ersetzen.

Natürlich orientieren sich die Begriffe nicht an einem DaF-Grundwortschatz. Vor der ersten Runde kann aber jeder Lernende zwei Karten ersetzen. Damit sind ganz schwierige Begriffe oft schon aus dem Rennen. Vor Beginn des eigentlichen Spiels brauchen die Lernenden aber höchstwahrscheinlich Wortschatzhilfe, die die Lehrperson oder aber auch ein Wörterbuch leisten kann. Im Notfall kann die Lehrperson auch einmal intervenieren und einen zusätzlichen Begriff austauschen. Einige Wörter pro Runde dürfen aber durchaus auch ganz neu sein.

Didaktische Anpassungen

Ich passe die Regeln immer ein bisschen den Lernenden an. Zum Beispiel spiele ich ohne Teams: Wer nicht gerade erklärt, darf selber raten. Wenn sich eine Karte gar nicht erklären lässt, wird der Begriff für alle genannt und später nochmal erklärt. In der zweiten Runde (nur ein Wort als Hinweis) dürfen die anderen bei mir so oft raten, wie wie sie wollen, etc. Ziel ist ja schliesslich, dass das Spiel die Lernenden heraus- aber nicht überfordert. Gespielt habe ich Time’s up schon ab A2.2, ab B1 waren ausser Wortschatzerklärungen am Anfang kaum noch Interventionen meinerseits nötig. Auf höheren Niveaus kann man den Wettbewerbsaskpekt (und damit das Tempo) stärker betonen.

Um dem Lerntechnikaspekt noch stärker Rechnung zu tragen, habe ich mit einem wasserfesten Filzstift Abkürzungen für Artikel (e,r,s) und Pluralendungen ergänzt. Diejenigen, die die Karte in der Hand halten, bekommen das Genus so zumindest zu Gesicht. Wer will, kann zwischen der 1. und 2. Runde noch eine Kartenbetrachtungsrunde einschalten und dort auf die Genera verweisen.

Nach dem Spiel schiebe ich immer noch eine Mini-Reflexionsphase ein, bei der es darum geht, dass die Lernenden sich überlegen was und wie sie gelernt haben. Dieser Bewusstmachungsschritt ist mir wichtig, da ich mit dem Spiel ja auch Lerntechniken erfahrbar machen möchte.

Die Aktivität macht den Lernenden in der Regel grossen Spass, ob sie allerdings auch zu verändertem Wortschatzlernverhalten führt, konnte ich bisehr allerdings nicht evaluieren.

PS: Time’s up existiert auch für andere Sprachen als Deutsch.

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Linktipp

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