Lernen im Tandem: Grundregeln

30. Oktober 2011

Meine erste Tandempartnerin hiess Emily, hatte rote Locken und eine Stupsnase und sprach ein völliges anderes Englisch als die BBC-Sprecher. Wir trafen uns einmal pro Woche für zwei Stunden und haben zusammen Texte gelesen und dann mündlich zusammengefasst, Mini-Vorträge geübt und gemeinsam herauszufinden versucht, wie irgendwelche obskuren Haushaltsgeräte in den jeweiligen Sprachen heissen. Das ist Jahre her und seitdem habe ich immer wieder Tandem gemacht. Im folgenden  Beitrag stelle ich ein paar Tipps für all diejenigen zusammen, die das selber auch einmal ausprobieren oder ihren Lernenden ans Herz legen möchten.

Einige wichtige Regeln

  • Tandem ist kein Unterricht. Im Tandem bestimmt der Lernende, was gemacht wird. Das bedeutet auch, dass der Lernende sich auf die Stunde vorbereitet. Wer Tandem macht, muss also keinen Privatunterricht in der Muttersprache geben, darf im Gegenzug aber auch keine Privatlektion in der Lernsprache erwarten. Aber natürlich funktioniert ein Tandem nur, wenn sich die Lernpartner gegenseitig unterstützen.
  • Vorbereitung ist wichtig. Der/die Lernende überlegt sich vor dem Tandem, was er/sie machen möchte. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Zum Beispiel …
    • ein Thema für ein Gespräch überlegen und dazu Wortschatz sammeln
    • Material mitnehmen (eine Landkarte, ein Familienfoto, ein interessantes Bild, einen Text zu einem aktuellen Thema, eine DVD (mit einer Sequenz, die man besprechen möchte)
    • im Voraus einen Text lesen, und im Tandem den Inhalt zusammenfassen
    • die Nachrichten schauen, Notizen machen und im Tandem den Inhalt besprechen.
    • einen Text schreiben, den du mit deinem Tandempartner besprechen möchtest.
  • Die Sprachen sind gleichberechtigt.
    • Für beide Sprachen steht gleich viel Zeit zur Verfügung.
      • Man kann entweder pro Treffen nur eine Sprache sprechen oder die Sprache mitten im Treffen wechseln. Dann solltet ihr für ein Treffen aber mindestens 90 Minuten Zeit haben. Wenn ihr pro Treffen nur eine Sprache sprecht, kann es sinnvoll sein, sich zweimal pro Woche zu treffen.
    • Was ihr von euerem Partner erwartet, müsst ihr auch selber bereit sein zu tun.
  • Zum Tandemlernen braucht es zwei. Wer Tandem macht, muss bereit sein
    • für eine bestimmte Zeit regelmässig (meistens einmal pro Woche) zu lernen und sich an die vereinbarten Termine zu halten.
    • sich auf den Lernpartner einzulassen, und ihn und seine Wertvorstellungen und Meinungen zu respektieren, aber auch von sich und seinem Land zu erzählen
    • den Lernpartner beim Sprachenlernen zu unterstützen und auf seine Lernwünsche einzugehen.

Empfehlungen zur Organisation des Tandems

  • Trefft euch mindestens für das erste Treffen an einem öffentlichen, neutralen Ort (an der Uni, in einem Café, in einem Park, einer Bibliothek etc.). Wichtig ist, dass man dort sprechen darf und nicht nach einer halben Stunde rausgeschmissen wird.
  • Überlegt euch schon vor dem ersten Treffen, was ihr im Tandem gerne machen möchtet: z.B. Texte aus der Zeitung diskutieren, Wortschatz wiederholen, über aktuelle Themen sprechen etc.
  • Thematisiert diese Wünsche und Vorstellungen ganz am Anfang. Falls ihr beide Anfänger seid, evtl. in einer anderen gemeinsamen Sprache (z.B. Englisch) oder in der Sprache, die beide am besten können. Selbstverständlich kann man in den beiden Tandemteilen auch ganz unterschiedliche Sachen machen.
  • Findet Termine, an denen ihr euch treffen könnt. Es ist im Allgemeinen besser, einen fixen Termin zu finden, an dem man sich regelmässig trifft, weil man sich die Zeit dann fest reservieren kann.
  • Vereinbart, bis wann ihr mindestens Tandem machen möchtet (z.B. 2 Monate oder bis Ende Semester). Dann könnt ihr gemeinsam entscheiden, ob ihr weitermacht, eine Pause einlegt oder ganz aufhört.
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