Sprachen lernen mit dem Handy

9. Juni 2011

Bisher lag mein Handy meistens unbenutzt rum, oft hatte es keinen Akku und ich wusste auch häufig nicht, wo es war. Das scheint sich jetzt zu ändern, denn ich habe jetzt ein neues Smartphone, das ich auch tatsächlich benutze, allerdings nicht primär zum Telefonieren, sondern  als Sprachlernwerkzeug.

Für Japanisch, das ich seit Anfang Jahr lerne, gibt es offline-Wörterbücher, die auch für Nicht-Japaner navigierbar sind, nämlich nur für Handys und auch (moderne) Papierwörterbücher sind gar nicht so einfach zu bekommen. Da ich das Handy nun mal schon hatte, habe ich natürlich auch nach weiteren Möglichkeiten gesucht, es zum Sprachenlernen einzusetzen. Davon, und ein bisschen auch von möglichen Einsatzszenarien für Deutsch, handelt dieser Beitrag.

Im Moment benutze ich mein Handy für folgende sprachlernbezogenen Aktivitäten:

  • Wörter nachschlagen (Englisch/Japanisch) und unbekannte Kanji (japanische Zeichen) finden
  • nachgeschlagene Wörter in ein Vokabel-Lernprogramm oder in eine Textdatei exportieren
  • Wörter und Zeichen mit Karteikartenprogrammen lernen (mit selbsterstellten und fertigimportierten Listen)
  • Kanji lesen und schreiben üben
  • Japanische Audiodateien hören

Das Handy ist für mich also vor allem ein Werkzeug, das mir hilft, mit Sprachmaterial umzugehen, zum Beispiel mit japanischsprachigen Lektüren. Es ist aber ganz sicher kein Tool, dass mir alles bietet, was ich zum Lernen brauche. Das muss es aber auch nicht sein.  Die Vorteile von Sprachlernapplikationen auf Handys sind, dass man alles auf einem Gerät hat, das man sowieso mitnimmt und so klein ist, dass man es auch in überfüllten Verkehrsmitteln benützen kann. Dafür bietet sich vor allem das Hören von Audio (seien es Texte oder vertonte Einzelwörter aus Wortschatzsammlungen) und das benützen von Vokabeltrainern an. Es ist einfacher, die Karten auf einem Handy zu haben statt als Karteikartenstapel. Allerdings ist man in der Gestaltung der Karten (und manchmal sogar in der Auswahl des Wortschatzes) von der verwendeten App abhängig und natürlich geht gar nichts ohne Akku. Für Japanisch ist ebenfalls ein Plus, dass man die Zeichen „ins Handy“ zeichnen kann und via Hilfslinien bzw. automatischer Erkennung ein Feedback erhält. Auch das Schreiben von Sprachen mit nichtlateinischem Alphabet klappt gut. Ich finde Handytastaturen zum Schreiben allerdings immer noch nicht wirklich komfortabel, auch wenn eine virtuelle Tastatur um längen besser ist als ein Zahlendisplay:  Aufsätze möchte ich auf so einem Ding aber nicht verfassen. Die meisten Übungsformen, die ich gesehen habe, kommen denn auch ohne Schreiben aus (Multiple Choice, vereinzelt Drag und Drop). Auch die Grösse des  Displays schränkt die Möglichkeiten ein.  Ein weiterer Nachteil ist, dass es bei den Smartphones unterschiedliche Betriebsysteme gibt (wie bei den Computerverwandten auch), und die Apps natürlich nicht untereinander kompatibel sind. Aber das sind wir uns ja schon gewöhnt …

Was Deutsch betrifft, so war der  erste Eindruck (für Android-Smartphones) eher ernüchternd. Da ich im Moment sehr knapp an Zeit bin, gehe ich darauf aber nicht näher ein und verweise statt dessen auf die Publikation von Haymo Mitschan (Professor für Deutsch als Fremdsprache mit Schwerpunkt e-Learning in Kassel) mit dem Titel: M-Learning – die neue Welle? (Download des Pdfs bei der Uni Kassel).

Der praktische Teil bezieht sich auf Deutsch als Fremdsprache. Einer der Schwerpunkte sind Anwendungen für Smartphones. Mitschian analysiert erschiedene Angebote (auch kostenpflichtige) für das I-Phone (Stand 2009). Interessant finde ich den Text aber vor allem wegen den allgemeinen Teilen (die auch für Dozenten anderer Sprachen interessant sein könnten). Neben den Abschnitten zu den Apps sind auch die Überlegungen zu Podcasts lesenwert.

Falls ihr selber schon Erfahrungen mit Apps zum Sprachenlernen gemacht habt, würde es mich natürlich freuen, wenn ihr dazu einen Kommentar hinterlasst.

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7 Kommentare

  • 1. Verena  |  3. Juli 2011 um 20:05

    Viel Erfolg!
    ich habe seit einem Monat ein Smartphone und bin begeistert von den vielen Möglichkeiten!

  • 2. Hilde  |  11. Februar 2012 um 18:03

    Ich habe ein SE Xperia Arc und dank des grossen Bildschirms kann ich ganz bequem im Inernet nach einer Vokabel suchen. Aber generell nutze ich zum lernen spanischer Verben meinen PC, das ist wesentlich bequemer.

  • 3. DaF-Blog » Lernaben&hellip  |  23. März 2012 um 00:05

    […] aller Kritik spielt das Lernabenteuer Deutsch in einer völlig anderen Liga als alle anderen Deutschlernapps die ich kenne. Sie ist sorgfältig gemacht und ansprechend gestaltet und bietet viel Glegenheit das […]

  • 4. Alexander  |  25. Februar 2014 um 22:21

    Ich lerne auch sehr gerne mit meinem Android Smartphone und kann das nur empfehlen, weil man da einfach „mal eben“ im Bus, Bahn etc. lernen kann.

  • 5. Stefan  |  23. Juli 2014 um 12:33

    Ich habe früher öfters auf dem Smartphone gelernt, bin jetzt aber auf ein Tablet umgestiegen, weil mir der Bildschirm viel zu klein war.

  • 6. Dominik  |  23. Juli 2014 um 15:53

    Hi,

    ich muss tatsächlich sagen, dass es fast unmöglich ist die Sprache ohne jeglichen Aufenthalt in Japan ordentlich zu lernen. Aber trotzdem, die neuen Programme helfen auf jeden Fall dabei kontinuierlich auch auf dem Weg zur Arbeit etc. zu üben.

  • 7. DaF-Blog » Handys im DaF&hellip  |  28. April 2016 um 10:01

    […] einem ältern Beitrag habe ich schon einmal über das Sprachenlernen mit dem Handy geschrieben. Das war 2011 und inzwischen hat sich einiges getan. Inzwischen ist es so, dass Handys […]


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SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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