Diphthong-Spiel
30. Dezember 2010
Diphthonge sind sicher nicht das häufigste Ausspracheproblem von Deutschlernenden, aber Schriftinterferenzen kommen häufig vor (eu wird zum Beispiel als [eu] ausgesprochen statt als nach oben vorne weggleitendes o) und Lernende einiger Muttersprachen sind es gewohnt, aufeinanderfolgende Vokale immer einzeln zu sprechen. Falls ihr die Diphthonge bewusst machen und einüben lassen wollt, könnt ihr zum Beispiel so vorgehen:
- die Lernenden sammeln in Partnerarbeit oder Minigruppen Wörter und Ausdrücke, die ein mögliches Geschenk bezeichnen. Inhaltlich ist alles möglich. Formale Bedingungen sind, dass jedes Geschenk mindestens einen Diphtong enthalten muss und pro Geschenk nur eine Sorte Diphtong vorkommen darf. Eine Ausnahme kann man beim unbestimmten Artikel (ein, eine …) machen, da die Geschenke sonst leicht sprachlich unbeholfen werden). Damit alles klar ist, schreibt man am besten 2-3 Beispiele an die Tafel.
- Die Geschenke mit eu/äu, au und ei/ay, ai … werden gesammelt. Die Lehrperson korrigiert wenn nötig Rechtschreibung, Grammatik und Aussprache oder spricht die Wörter selber vor. Zudem stellt sie sicher, dass alle die Wörter verstanden haben. Erklären können aber durchaus die Schüler, von denen das Beispiel stammt.
- Falls zu einem Diphtong (meistens eu) zu wenige Beispiele kommen, ergänzt die Lehrperson.
- Anschliessend erhält jede Gruppe von 3 Personen 18, 21 oder 24 Kärtchen. In jeder Gruppe wählt Schüler A aus den korrigierten Beispielen an der Tafel zu au 6, 7 oder 8 Beispiele aus und schreibt sie auf je ein Kärtchen. Schüler B macht das selbe für ei/ai und Schülerin C für äu/eu.
- Jede Gruppe bekommt ein Set mit Namenskarten. Sie werden gemischt und auf einen Stapel gelegt.
- Die Kärtchen mit den Geschenken werden ebenfalls gemischt und gleichmässig an die Gruppenmitglieder verteilt.
- A zieht eine Namenskarte und liest sie B vor: “ Was schenkst du Herrn Baumann?“ Die Karte darf er dabei nicht zeigen.
- B sucht in seinen Karten nun nach einem Geschenk mit au und sagt zum Beispiel: „einen Staubsauger“. Auch hier sollen die anderen hören und nicht mitlesen.
- Da die Antwort passt, darf er die Karte ablegen. Wenn er eine falsche Karte gelesen hat, muss er sie zurücklegen. Wenn er kein passendes Geschenk hat, antwortet er zum Beispiel mit „ich weiss noch nicht“ oder „gar nichts“.
- Jetzt zieht B selber eine Namenskarte und liest sie C vor.
- …
- Das Spiel ist zu Ende, wenn ein Mitspieler keine Geschenkearten mehr hat oder nach einer festgesetzten Zeit. Wenn die Namenskarten ausgehen, mischt man sie einfach neu.
Diese Einheit regt die Lernenden dazu an, ihren Wortschatz unter phonetischen Gesichtspunkten zu reaktivieren und gibt Gelegenheit zum bewussten Hören und Aussprechen der Diphthonge. Da die Lernenden in Gruppen arbeiten, kann die Lehrperson in der Übungsphase herumgehen und punktuell helfen.
Ich stelle euch hier ein Set mit Namenskarten und eines mit möglichen Geschenken zur Verfügung, dass ihr Verwenden könnt, falls ihr eure Lernenden nicht selber sammeln lassen wollt oder das euch Ideen liefern kann, wenn euren Schülern nicht genug einfällt. Die Geschenke können natürlich sehr viel einfacher sein als meine Beispiele. „neun Flugzeuge“,“ blaue Autos“ oder „ein Eis“ tun es auch.
Natürlich lässt sich das Prinzip auch anpassen und für andere Laute verwenden.
Diphthong-Spiel: Namenskarten und Geschenke von Cornelia Steinmann steht unter einer Creative Commons Namensnennung 2.5 Schweiz Lizenz.
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5 Kommentare
1. DaF-Blog » Diphthon&hellip | 12. Januar 2011 um 11:53
[…] nicht allzulanger Zeit habe ich eine Übungsform zu den Diphthongen veröffentlicht. In diesem Beitrag stelle ich euch ein Arbeitsblatt mit […]
2. d | 13. Januar 2011 um 19:27
Prima!
Mit – wie angesprochen – einer adaptierten Wortwahl werde ich die Aufgabe sicher mit meinen Erwachsenen (A2 / 1) durchspielen. So nebenbei wird auch noch der Akkusativ geübt.
Danke!
3. Cornelia | 13. Januar 2011 um 19:59
Gern geschehen. Wenn du magst, kannst du ja hier schreiben, wie es gelaufen ist.
4. Bizzons | 17. Dezember 2011 um 15:53
Die Aussprache erlernt man am leichtesten, wenn man sehr oft einen deutschen Text anhört (muss natürlich von einem Native Speaker gesprochen werden). Dadurch prägt sich die Aussprache schnell in unser Gehirn ein. Aber nur keine Hektik – unser Gehirn braucht für diese Annäherung Zeit! Voraussetzung für den Erfolg ist natürlich, dass man die Wörter im Vorhinein schon versteht. Die Birkenbihl-Method zum Fremdsprachen lernen basiert auch auf dieser Idee.
5. Cornelia | 22. Dezember 2011 um 14:12
Ganz so einfach ist es nicht. Beim blossen Hören können viele Lernende die fremden Laute gar nicht wahrnehmen. Muttersprachliche Modelle spielen zwar eine wichtige Rolle, sind aber höchstens die halbe Miete, vor allem braucht es auch produktive Übungsformen, wie die oben beschriebene.