Wegbeschreibungen auf Dialekt

30. August 2009

Da in der Schweiz der Grossteil der Alltagskommunikation auf Dialekt stattfindet, versuche ich in meine Kurse immer wieder mal Hörübungen dazu einzuschieben. Dass die Lernenden Dialekt sprechen lernen, ist nicht das Ziel, sondern „nur“, dass sie sich etwas weniger hilflos fühlen oder sogar zu verstehen beginnen, wenn sie auf Dialekt angesprochen werden oder eine Antwort auf Dialekt erhalten.

Die Frage ist immer Hochdeutsch gesprochen, die Beschreibung auf Dialekt. In der realen Situation könnte man sein Gegenüber natürlich bitten, Hochdeutsch zu sprechen (und das würde auch funktionieren), aber dann könnte man ja das Dialektverstehen nicht üben 🙂

Die Wegbeschreibungen gehen vom Central in Zürich (Standort beim Tram-Symbol, Blick nach Westen) aus: http://map.search.ch/zuerich/central

Die Audiodateien könnt ihr euch hier anhören: http://dafradio.wordpress.com/2009/08/29/wegbeschreibungen-auf-dialekt/

Die Transkriptionen und Übersetzungen findet ihr gleich anschliessend.

1. Entschuldiung, können Sie mir sagen, wie ich zum Hauptbahnhof komme?

Dialekt: Jo, natürli. Das isch ganz eifach. Gsänd Si det d Limmet und det das Gebäude dehinder? Das isch de Bahnhof. Si gönd also über d’Brugg und denn no zwoimol über d Stross und scho sind Si bim Bahnhof.

Hochdeutsch: Ja, natürlich. Das ist ganz einfach. Sehen Sie dort die Limmat und dort das Gebäude dahinter? Das ist der Bahnhof. Sie gehen also über die Brücke und dann noch zweimal über die Strasse und schon sind Sie beim Bahnhof.

2. Entschuldigung, ich suche die Universität.

Dialekt: Jo, momänt schnäll. Ich muss überlege. Händ si es Trambillet? Jo? Guet, i dem Fall nämed si am beschte d Polybahn. Das isch das rote Bähnli. D Haltstell isch grad do lings i dem Hus. D Polybahn fahrt bis ufe zur ETH. Gönd Si denn rächts über d Polyterasse bis zur nöchschte Chrüzig. Das isch d Karl-Schmitt-Schrtoss. Gönd Si die Stross ue bis rächts en chline Fuesswäg chunnt. Wenn Si dä Fuesswäg nämed, chömmed Si diräkt zum Hauptigang vo de Uni.

Hochdeutsch: Ja, einen kurzen Moment bitte. Ich muss nachdenken. Haben Sie ein Trambillet? Ja? Gut, in diesem Fall nehmen Sie am besten die Polybahn. Das ist dieses rote Bähnchen. Die Haltestelle ist gleich dort links in dem Haus. Die Polybahn fährt rauf bis zur ETH. Gehen Sie dann rechts über de Polyterasse bis zur nächsten Kreuzung. Das ist die Karl-Schmitt-Strasse. Gehen Sie diese Strasse rauf bis rechts ein kleiner Fussweg kommt. Wenn Sie diesen Fussweg nehmen, kommen Sie direkt zum Haupteingang der Uni.

3. Entschuldigung, ich suche eine Tramhaltestelle der Linie 14. Ich muss zum Milchbuck.

Dialekt: Linie vierzää, linie vierzää … Si chönnted bim Bahnhof istiige. S Vierzäni fahrt det. Aber wenn Si zum Milchbuck müend, gönd Si am beschte do d Stampfebachstross drab. Denn chömed Si direkt zu nere Haltstell vom Vierzäni.
Aber da chunnt mer in Sinn,  s Sibni fahrt ja au zum Milchbuck und das halted do am Central. Si chönd also grad doblibe.

Hochdeutsch: Linie Vierzehn, Linie Vierzehn … Sie könnten beim Bahnhof einsteigen. Die Vierzehn fährt dort. Aber wenn Sie zum Milchbuck müssen, gehen Sie am besten hier die Stampfenbachstrasse runter. Dann kommen Sie direkt zu einer Haltestelle der Vierzehn.
Aber da fällt mir gerade ein, die Sieben fährt auch zum Milchbuck und die hält hier am Central. Si können also gleich hierbleiben.

Es gibt übrigens ein gutes neues Lehrmittel, dass hauptsächlich das Dialekt-Hörverstehen schult, aber auch viele Informationen zum Leben in der Deutschschweiz enthält. Es beinhaltet neben dem Buch nicht nur eine CD mit den Hörtexten, sondern auch eine DVD mit Filmausschnitten und Zugang zu einem Internetportal.  Man kann das Buch auch gut ohne Lehrer im Selbststudium benutzen, sollte die Standardsprache aber schon ziemlich gut beherrschen: Chunsch druus?

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4 Kommentare

  • 1. Philipp Flury  |  26. Dezember 2009 um 08:19

    Interessanter Blog. Schade, dass die Wegbeschreibungen nicht ganz dem zürcher Dialekt entsprechen.
    Man sagt hier nicht: „jo, zwoimol, Stross, do, doblibe“ etc., sondern „ja, zweimal, Strass, da, dablibe“

    Trotzdem schöne Festtage und en guete Rutsch!

    Philipp Flury

  • 2. Cornelia  |  26. Dezember 2009 um 09:35

    Da steht ja auch nirgends, es sei Zürichdeutsch. 🙂 Mir geht es nicht darum, den Lernenden einen bestimmten Dialekt beizubringen, sondern sie mit Dialekten zu konfrontieren, die ihnen begegnen könnten. Leute aus dem Aargau sind in Zürich nicht gerade selten 🙂

    Wenn du also Lust hättest, mir die Beispiele auf Zürichdeutsch zu sprechen, würde ich sie sehr gerne hier veröffentlichen.

  • 3. gudrun  |  20. Oktober 2012 um 18:07

    das ist einfach genial! möchte sowas auf wienerisch machen!
    lg

  • 4. Cornelia  |  20. Oktober 2012 um 19:59

    Und dann bitte hier verlinken … 🙂


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