Lang-8: Community für Textkorrektur
12. August 2009
Für viele Lernende, die selbständig lernen, ist es ein Problem, dass sie niemanden haben, der ihnen ihre Texte korrigiert. Lang-8 springt in diese Bresche. Die Seite funktioniert nach dem Tandem-Prinzip. Man befindet sich also sowohl in der Lernenden als auch in der Korrigierendensituation. Man braucht ein Login, der Service ist aber komplett kostenlos (Stand 12. August 09).
Die Community konzentriert sich ganz auf das Schreiben und Korrigieren von Texten. Wer auch andere Fertigkeiten üben will, ist hier eher fehl am Platz, man kann aber über die Seite auch einen Tandempartner (zum Beispiel für E-Mail- oder Skype-Tandems) suchen. Dass die Seite sich auf eine Hauptfunktionalität einschränkt, finde ich jetzt aber nicht unbedingt nachteilig.
Texte schreiben
Man kann entweder im Tagebuch beliebige Texte verfassen oder eine Kritik/Rezension (zum Beispiel zu einem Film oder Buch) schreiben. Auch das Schreiben nach Bildern (pro Eintrag kann man max. 3 Bilder hochladen) ist möglich. Der fertige Text landet (es sei denn, man setzt die Einstellungen auf „privat“) in einem Pool, der allen Nutzern mit der gesuchten Muttersprache angezeigt wird.
Texte korrigieren
Wenn ich jetzt also einen dieser Texte korrigieren will, kann ich jeden Satz einzeln anklicken und in einem Popup-Fenster die Korrektur (und evtl. einen Kommentar) eingeben. Zum Korrigieren hat man die Farben Rot und Blau zur Verfügung. Zudem kann man auch fett markieren oder etwas durchstreichen. Die Korrekturzeichen sind nicht festgelegt, bei den Korrekturen, die ich gesehen habe, war es aber nie ein Problem, rauszukriegen, was gemeint war.
Die Korrigierten Sätze werden später in einem neuen Eintrag unter dem Orginalsatz angezeigt. Die Korrektur ist mit einem Pfeil gekennzeichnet. Mit dem gelben Symbol unter der Korrektur kann man sie direkt ins Notizbuch übernehmen.
(Siehe holländisches Beispiel von mir).
Etwas mühsam ist, dass man nachdem man die Sätze korrigiert hat, erst auf „Vorschau“ drücken muss. Erst dann kann man tatsächlich speichern. Beim ersten Mal habe ich so eine Korrektur verloren. Der ganze Korrekturprozess wird hier auf Englisch mit Screenshots erklärt.
Vor- und Nachteile
Da Laien die Texte korrigieren, ist die Gefahr einer Überkorrektur relativ gross. Zum Beispiel habe ich zum Satz „Ich liebe die stabile Erde; nicht die wackelige Erde…“ (aus einem Text über Erdbeeben), den Kommentar gefunden „ Der Satz ist grammatikalisch korrekt, allerdings kann man das nicht so sagen. ) z.B. einfach nur: „Ich hasse Erdbeben.“ In einem anderen Text wurde behauptet, dass das Wort „unleugbar“ nicht existiere (es steht aber im Duden). Der Alternativvorschlag „ohne Zweifel“ klang in dem Kontext aber tatsächlich besser. Es kann also sein, dass etwas korrigiert wird, das nicht hätte korrigiert werden müssen, aber man hat auch Chancen, eine sehr gute Korrektur mit intelligenter Erklärung zu bekommen. Und nun mal aber Hand aufs Herz – ich kenne auch viele Lehrer, die lieber zu viel als zu wenig korrigieren und Sprachspiele bei Lernenden wegkorrigieren. Ich würde Lernende, die mit der Seite arbeiten wollen, ermutigen nachzufragen und zudem auch nach ihren Sätzen oder Satzteilen zu googeln.
Trotzdem finde ich, dass die Seite für autonome Lernende oder als Ergänzung für Lernende in einem Kurs sinnvoll sein kann. Das Positive ist meiner Meinung nach,
- dass die Möglichkeit besteht, Bedeutung auszhandeln (zum Teil wird nachgefragt, was gemeint war oder später präzisiert)
- dass man die Korrekturen direkt in ein Notizbuch übernehmen und auch noch selber Kommentieren und mit Tags versehen kann.
- dass überhaupt jemand die Texte liest und ein – wenn auch unterschiedlich sinnvolles – Feedback gibt.
- dass viele der Korrigierenden auch Fragen/Kommentare zum Inhalt schreiben (die häufig auch beantwortet werden)
- dass die Korrektur relativ schnell geht (zumindest bei mir und meinen kurzen Niederländischen Texten). Dass es so schnell geht, liegt sicher auch daran, dass man nicht auf einen festen Partner warten muss, sondern die Texte für alle Mitglieder mit der betreffenden Muttersprache zur Korrektur freigeschaltet werden können.
Die meisten Texte, die ich gesehen habe, waren von Anfängern und eher kurz. Bei Deutsch sah ich auch einige Fortgeschrittene. Allerdings ist Lang-8 wohl kaum der Ort, wo man sich sehr lange Texte korrigieren lassen kann, aber für das Schreiben in kleineren Portionen scheint Lang-8 sehr gut geeignet zu sein.
Abgelegt unter: E-Learning / neue Medien,Für Lernende,Schreiben
6 Kommentare
1. Eva | 13. August 2009 um 07:02
Hört sich klasse an! Muss ich auch mal ausprobieren.
2. Martina Ramsauer | 14. August 2009 um 09:50
Hallo Cornelia,
schön, dass du schon wieder von der Sommerpause zurück bist und uns mit so tollen Ideen/Instruktion behilflich bist. Ich hab’s ausprobiert und es hat bestens geklappt. Ich werde diesen Service gerne auch meinen Lernenden empfehlen.
Sehr interesant ist auch dein Bericht aus Jena.
Ich versuchte diesen Sommer mit HotPotatoes klarzukommen. Eigentlich dachte ich, dass es funktionieren sollte meine Uebungen auf wordpres.com hochzuladen, aber leider läuft das Program bei mir nicht. Irgendwo ist ein Haken! Kennst du dich damit aus? Ich frage mich, ob du einmal einen Bericht dazu schreiben könntest.
Einen schönen Tag wünscht
Martina
3. Cornelia | 14. August 2009 um 11:12
Liebe Martina
Freut mich, dass dir auch die Artikel von Jena gefallen haben! Bei WordPress.com kannst du keine html-Dateien hochladen. Du müsstest die Datei anderswo im Netz speichern und dann darauf verlinken.
Liebe Grüsse
Cornelia
4. Martina Ramsauer | 15. August 2009 um 10:36
Liebe Cornelia,
herzlichen Dank für deine Mitteilung . Ich hatte so etwas vermutet, aber nicht glauben wollen, weill man im MMF2 Kurs von Goethe mit wordpress. com und Hotpotatoes arbeitet.
Aber jetzt ist es wenigstens klar.
Liebe Grüsse Martina
5. Cornelia | 15. August 2009 um 13:18
Ah ja? Das wusste ich nicht. Hast du einen Beispiellink dafür, dann kann ich mir anschauen, wie sie das gelöst haben.
Liebe Grüsse
Cornelia
6. Martina Ramsauer | 22. August 2009 um 13:46
ich sende dir hier den Bloglink einer Kollegin, http://alehaus.wordpress.com/2009/04/10/
Sie hat sich während des Kurses mit Hopotatoes herumgeschlagen, aber eine Lösung hat sie nicht gefunden. Ich vrstehe einfach nicht, weshalb man sich im Kurs mit diesem Programm beschäftigt, wenn man es nachher mit wordpress.com nicht hochladen kann, ausser es ist einfach eine Vorbereitung auf den nächsten Schritt.
Ich wünsche dir ein sonniges Wochende und danke.
Tschüss
Martina