Whiteboards für DaF

9. August 2009

An der IDT habe ich zum ersten Mal interaktive Whiteboards im Zusammenhang mit DaF gesehen. Es wurde in einigen Vorträgen benutzt (statt Computer und Powerpointpräsentation) und der Cornelsen-Verlag präsentierte Whiteboardmaterialien für das Lehrwerk Studio D. Diese Verlagspräsentation war gut gemacht, aber ich muss sagen, dass mich die gezeigten Möglichkeiten eines Whiteboards nicht gerade vom Hocker gerissen haben.

Die Whitebordmaterialien zu Studio D bauen auf dem Kursbuch und Begleitmaterialien auf. Verwendet wurde nicht die board-eigene Funktionalität, sondern die vorhandenen Funktionen wurden selber programmiert. Gezeigt wurde zum Beispiel, dass man mit Whiteboard Folgendes kann:

  • Video und Audio direkt abspielen
  • Bilder und Text vergrösstert darstellen und hineinzoomen
  • interaktive Elemente bedienen (eine automatische Korrektur gibt es nicht, man kann aber zum Beispiel bei MC-Fragen die gewünschte Antwort anklicken und bei Bedarf radieren)
  • schreiben (was bei der Demo aber nicht wirklich gut geklappt hat)
  • Im Text Wörter farbig markieren, unterstreichen etc.

Nicht möglich ist mit der präsentierten Software (wenn mich meine Erinnerung nicht trügt)

  • das Speichern von Ergebnissen
  • die Ergänzung um eigene Übungen

Sofern ich jetzt nichts Wesentliches vergessen habe, muss man sagen, dass das Whiteboard nichts wirklich Neues bringt. Alle gezeigten Funktionen kann man mit bereits vorhandenen Medienpräsentationsgeräten (vom Hellraumprojektor über die Tafel und den CD-Player bis zum Beamer) auch erreichen. Der Mehrwert beschränkt sich aus meiner Sicht  darauf, dass das Whiteboard die Funktionalität verschiedener Medien vereint. Wenn mir der Verlag das Material liefert, kann ich mir zum Beispiel den Aufwand des Folienkopierens sparen (überdies gewinne ich die Farbdastellung hinzu), kann „radieren“ oder ich brauche nicht extra Computer und Beamer aufzubauen. Dafür bin ich aber zum Beispiel weniger flexibel beim Anschreiben und Entwickeln (zumindest mit der gezeigten Software). Wenn ich kein vorgefertigtes Material kriege, fällt wieder relativ viel Vorbereitungsaufwand an. Wenn man vorher schon viel mit elektronisch verfügbarem Material gearbeitet hat aber sicher weniger, als wenn das meiste lehrbuch- und damit papierbasiert war.

Neue Unterrichtsformen taten sich mir keine auf, dafür sehe ich die Gefahr, dass sich wieder mehr Unterrichtsprozesse nach vorne verlagern (und ob nun ein Lehrer oder ein einzelner Schüler das Board bedienen, spielt in meinen Augen nicht so eine Rolle). Auf eine entsprechende Frage entgegnete Hermann Funk denn auch, dass viele der interaktiven Elemente eher zur Überprüfung im Plenum gedacht seien als als Ersatz für Partner- oder Gruppenarbeit.

Beim Lehrerfreund findet man einiges zum Thema Whiteboard. Besonders interessant ist ein längerer Beitrag zu einer englischsprachigen Unterrichtseinheit mit Whiteboard (via  Fremdsprache und neue Medien). Der Beitrag hält fest, dass

  • die Unterrichtseinheit stark frontal ausgerichtet ist und statt den Lernenden das Whiteboard im Zentrum steht
  • im Vorstellungsvideo die Unterrichtsziele hinter dem Medium und seinen Eigenheiten zurücktreten

Gerade letzteres kann man nicht allein dem Whiteboard anlasten. Es passiert auch sonst nicht gerade selten, dass jemand ob einem Tool oder einer Spielidee zu überlegen vergisst, was eigentlich der didaktische Sinn des Ganzen sein soll. Diese Reflexion ist hier genauso nötig – und genauso aufwendig – wie in „normalem“ Unterricht auch. Das neue Technik allein schon durch den Neuigkeitswert einen Mehrwert bringt ist nur kurzfristig wahr und führt höchstens dazu, dass man ständig neuen Entwicklungen nachjagen muss.

Der Lehrerfreund rät in einem anderen Beitrag ein Whiteboard – wenn es nun mal schon vorhanden ist – zum Präsentieren/Erstellen von Tafelbildern und zum Zeigen von Bildern und Videos zu benutzen. Das sind ziemlich eingeschränkte Funktionen, die sinnvoll sind, aber für die man wie schon oben erwähnt nicht unbedingt ein Whiteboard braucht.

Mein Fazit: ich bin im Moment nicht wirklich traurig, dass wir in unseren Unterrichtsräumen keine interaktiven Whiteboards haben, aber ich werde von Zeit zu Zeit mal Gucken, ob sich was tut. Man kann ja nie wissen.

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8 Kommentare

  • 1. Eva  |  10. August 2009 um 18:08

    Ich hab’s ja geahnt, dass Whiteboards mehr Begeisterung abkriegen, als sie es eigentlich verdienen, aber so genau wie Du konnte ich es noch nicht beobachten und analysieren. Warum soll man sich zusätzlichen Stress machen, ohne einen reellen didaktischen Zugewinn erwarten zu können?
    Schöne Woche noch. Die Eva

  • 2. Frank  |  11. August 2009 um 08:52

    Erstmal vielen Dank für deinen Bericht über die Verlags-Präsentation von Whiteboard. In den meisten Punkten stimme ich auch mit dir überein. Dazu vielleicht einen kurzen Erfahrungsbericht aus dem letzten Schuljahr:
    Das Wichtigste zuerst: Ich habe noch nie mit einem Whiteboard o. ä. gearbeitet, allerdings nutze ich die Software, um damit im Unterricht zu arbeiten. Die Rahmenbedingungn: Ich habe einen Raum mit fest verschraubten Bänken und Tisch in Sitzreihen und ca. 40 Schüler, die den Raum auch weitestgehend füllen. Als Grundausstattung hängt ein Beamer an der Decke, den man mit einer Fernbedienung steuert. Der dazugehörige PC ist auch im Lehrerschreibtisch eingebaut.
    Daraus wird ist es klar, dass der Unterricht doch sehr lehrerzentriert ist, und wie du sagtst „da vorne“ statt findet. Doch hat mir die technische Ausstattung dabei sehr geholfen. Da mir keine vorgefertigten Materialien zur Verfügung stehen, erstelle ich sie halt selber. Dazu dienen Scans von Ausschnitten aus dem Lehrwerk, die dann in die Software eingebaut werden. Als Alternative nutze ich auch Powerpoint, wenn es eher um expositive Inhalte geht. Obwohl hauptsächlich ich selber die Animationen bzw. die Sachen manövriere, setzte ich auch eine schnurlose Tastatur mit einem Trackball ein, die ich in der Klasse herum reiche.
    Gruppenarbeit und Diskussionen in der Kleingruppe finden leider durch Verrenkungsübungen über den Tischen und Bänken statt.
    Der ganz große Vorteil liegt meiner Meinung nach in der Präsentation von Multimediainhalten, Text (mit Markierungen) und der Möglichkeit schnell eine (farbige) PPT-Folie für den Unterricht zu erstellen. (Das Folienkopieren gehört definitiv der Vergangenhet an 😉 $$$). Dazu kann man auch schnell Notizen an der Tafel machen.
    Das Whiteboard an sich, vermisse ich nicht. Natürlich kann es motivierend wirken, wenn die Schüler zur Tafel gehen und Elemente verschieben, aber vielleicht ist das doch mehr was für die Jüngeren.
    Abspeichern kann man ohne Weiteres die Ergebnisse, sowohl im Format Powerpoint, wie auch mit der Whiteboardsoftware, die kann dann sogar in PDF, PPT, o. ä. abgespeichert werden. Das geht aber bestimmt auch mit der gezigten SW, sonst wäre das sicher ein großer Nachteil.
    Mein Fazit: Auch ich meine, dass die Anschaffungskosten eines Whiteboards sich nicht wirklich lohnen, allerdings ziehe ich einen gewissen Nutzen aus der Anwendung, auch wenn der Unterricht (teilweise) zumindest etwas lehrerzentriert scheint.

  • 3. Cornelia  |  11. August 2009 um 14:50

    Lieber Frank, schön, dass du dich zu Wort meldest. Vielen Dank auch für deine Einschätzung und den ausführlichen Kommentar.

    Ich benutze den Beamer auch, wenn ich einen habe, aber gerade zum Herleiten mag ich die guten alten Folien. Die Möglichkeit, das Ergebnis zu speichern, fände ich allerdings auch sehr schön.

    Was das Speichern mit der genannten Software von Cornelsen betrifft, so wurde explizit danach gefragt, und es scheint tatsächlich (noch?) nicht möglich zu sein. Aber ich kann mich natürlich auch verhört haben.

    In Bezug auf die Tische und Bänke ist es übrigens bei mir in den allermeisten Räumen ganz ähnlich, aber Sport soll ja bekanntlich gesund sein. 🙂 Auf Partner- und Gruppenarbeiten will ich nicht verzichten.

  • 4. Yasmin Youssef  |  14. August 2009 um 10:47

    Liebe Cornelia

    Ich habe deinen Beitrag ueber Smart Boards gelesen auch die Kommentare zu deinem Beitrag und moechte euch alle zu meinem Blog ueber Smart Boards einladen . Hier die Link dazu :
    http://smartboardundpbl.wordpress.com/

    Freue mich auf eure Kommentare 🙂

    Yasmin

  • 5. Cornelia  |  14. August 2009 um 13:50

    Liebe Yasmin

    Ich habe mir die beiden Filme zu Whiteboard auf deiner Homepage angeschaut. Für die anderen habe ich sie hier nochmal von Youtube eingebunden.

  • 6. Cornelia  |  14. August 2009 um 14:49

    Liebe Yasmin

    Ich benutze selber auch gern einen Beamer, wenn ich Farbfotos zeigen möchte und finde, dass man einen Beamer auch durch ein Whiteboard ersetzen kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass es einfacher ist, direkt am Whiteboard bedienen zu können, als zwischen dem Bild an der Wand hinter mir und der Tastatur hin- und herzuwechseln.

    Was die Unterrichtssequenzen selber angeht, habe ich mich aber doch sehr gefragt, was es den Lernenden bringt, wenn sie aufstehen, ein Wort an den richtigen Platz ziehen und sich wieder setzen dürfen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass Ziehen eines Wortes über den Bildschirm zum Besseren Behalten von Wortschatz und Strukturen beiträgt. Es braucht ziemlich viel Zeit dafür, dass sie nicht etwas wirklich Produktives tun – wie zum Beispiel einen Satz zu schreiben . Hinzu kommt, dass immer nur eine Person aktiv ist.

    Ich selber lasse solche Übungen in Partner- oder Einzelarbeit bearbeiten und löse sie dann im Plenum auf. Ich kann es selbst tun, die Präsentation der Lösung einer oder zwei Schülerin/innen überlassen (die dann auch allfällige Fragen klären müssen) oder ich hole die Antworten bei der Klasse ein und trage sie aber selbst ein.

    Durch die vorgeschaltete Einzel- oder Partnerarbeit sind die Lernenden stärker aktiv und häufig ergeben sich dann bei der Lösung Fragen, warum es so und nicht anders sei. Ohne diese Vorphase passiert das weniger.

    Falls du Beispiele hast, wo du das Whiteboard stärker lernerzentriert einsetzt, würden die mich sehr interessieren.

  • 7. Cornelia  |  21. September 2009 um 07:12

    Zur Ergänzung noch die Whiteboardseite von Ralf: http://wikis.zum.de/dsd/index.php/Wiki_und_interaktives_Whiteboard (via Twitter von ihm selbst)

  • 8. Cornelia  |  11. Januar 2010 um 07:05

    Réné Scheppler hat auf eine Tauschbörse für Smartbardtafelbilder aufmerksamgemacht: http://exchange.smarttech.com/


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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