Yack-Pack – Mündliche Kommunikation zeitversetzt

14. April 2006

Was ein Forum ist, weiss inzwischen wohl jeder. Mitglieder können Fragen stellen und auf Fragen antworten. Die Kommunikation ist schriftlich und zeitversetzt, das heisst eine Antwort kann auch dann abgegeben werden, wenn der Fragesteller nicht online ist.

Seit kurzem bietet Yackpack die Möglichkeit, Audioforen zu eröffnen. Das Prinzip ist einfach: Statt einen Beitrag zu schreiben, nimmt man ihn einfach auf. Wie bei einem normalen Forum kann der Empfänger die Botschaft zu einem bliebigen Zeitpunkt abrufen, aber statt schriftlich wird sie bei Yackpack mündlich übermittelt. Wenn man will, kann man zu jedem Beitrag auch noch einen Text schreiben, zum Beispiel eine Transkription, eine Zusammenfassung oder die Erklärung von ein paar Wörtern.

Die Aufnahmefunktion funktioniert mit Flash. Man muss also nichts installieren – vorausgesetzt man hat ein Flashplugin für den Browser. Ansonsten braucht man nur noch ein Mikrofon. Yackpack funktioniert unter Windows und Mac und sogar unter Linux (zumindest unter Suse). Unter Suse musste ich die Einstellungen für das Mikrofon allerdings von Hand ändern.

Man kann sowohl private als auch offene Räume eröffnen. In offenen Räumen können auch Besucher bestimmte Beiträge hören. Selber Beiträge posten können aber nur Mitglieder dieser Gruppe, oder in Yackpack-Terminologie: dieses „packs“.

Als Mitglied einer Gruppe kann man entweder alle oder nur einzelne Mitglieder kontaktieren. Das macht man, indem man die gewünschten Icons anklickt. Anschliessend erscheint rechts der Knopf für die Aufnahmefunktion. Nachdem man den Beitrag aufgenommen hat (mit Stopp abschliessen), kann man ihn sich anhören. Wenn man zufrieden ist, schickt man ihn ab. Wenn nicht, kann man einfach nochmal auf Aufnehmen klicken. Achtung: im Moment kann man keine Beiträge löschen.

Auf Yackpack aufmerksam gemacht hat mich Martina Schubert von Let’s speak German. Sie hat bei Yackpack einen öffentlichen Raum zum Deutschlernen eröffnet. Wer Mitglied werden möchte, findet die Kontaktinformationen, wenn er in Yackpack auf das blaue I neben Martinas Bild klickt.

Yackpack scheint für den Unterricht prädestiniert. Das meinen auch die Macher von Yackpack. Auf der Seite Yacklearning.net stellen sie verschiedene Möglichkeiten vor, wie Yackpack im Unterricht eingesetzt werden könnte. Im Moment sind die Vorschläge noch spärlich, aber das kann ja noch werden.

Das Potential von Yackpack für den Sprachunterricht ist meiner Meinung nach gross, denn Yackpack ist ein Zwischenschritt auf dem Weg zum freien Sprechen. In realer face-to-face Kommunikation kann man das Sprechen nur begrenzt planen. Welcher Gesprächspartner wartet denn schon gern fünf Minuten, bis sein Partner den Mund aufmacht? Bevor man den Aufnahmeknopf drückt, kann man warten, solange man will. Nach der Aufnahme kann man sich anhören, was man gesagt hat, und wenn man nicht zufrieden ist, kann man’s nochmal machen. Man sollte allerdings bedenken, dass man gesprochene Sprache aufgenommen hat und die soll sich nicht wie gedruckt anhören. Pausen und ein äh ab und zu sind normal. Auch Fehler kommen viel öfter vor als beim Schreiben, und das nicht nur bei Lernenden. Auch Muttersprachler wechseln manchmal Mitten im Satz das Thema oder vergessen, was sie eigentlich sagen wollten.

Wichtig ist, dass man das Sprechen überhaupt übt. Leute, die das Sprechen vom Grammatikregelnlernen gelernt haben, kenne ich persönlich keine. Das Aufnehmen bietet einem die Möglichkeit, sich vorher zu überlegen, was man sagen will. Man kann sich auch Stichwörter notieren. Wenn man das nächste Mal in einer face-to-face Situation über ein ähnliches Thema sprechen möchte, ist die Chance gross, dass man sich an einzelne Sätze und Wendungen erinnert und sie nicht erst zusammenbasteln muss.

Als ganz einfache Form für den Sprachunterricht kann ich mir vorstellen, Schülern kurze Sprechaufträge zu geben. Zum Beispiel: Stell dich kurz vor, wie sieht ein normaler Tag von dir aus, was ist deine Lieblingsmusik, was gefällt dir daran etc. Je nachdem, wie mutig die Schüler sind, können sie ihre Antwort nur dem Lehrer oder der ganzen Klasse geben. Letzteres wäre wünschenswert, denn wozu lernt man Sprachen, wenn nicht zum Kommunizieren?

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2 Kommentare

  • 1. BJ Fogg -- YackPack Founder  |  17. April 2006 um 16:08

    (I’m posting this for my neighbor. She’s a great neighbor and a really nice person. -BJ Fogg, YackPack)

    Wir sind die Nachbarn von YackPack’s Autor . . Seitdem er damit anfing, sehen wir ihn nur selten- und dann fast nur an Wochenenden!

    Hoffentlich breittet sich diese gute Idee schnell aus- hoert sich sehr parktisch an-besonders fuers Unterrichten.

    Vielleicht wuerden sich doch noch ein paar mehr Amerikaner am Deutschlernen interessieren! Viele Leute hier sagen sie seien deutschgemeint ist deutscher Abstammung – sprechen aber kaum ein Wort deutsch.

    Edeltraud geb.Deutsche und Oleg geb.Russe

  • 2. Sprachunterricht und E-Le&hellip  |  16. Juli 2006 um 14:54

    […] DaF-Blog » Yack-Pack – Mündliche Kommunikation zeitversetzt […]


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