Urheberrecht
1. August 2005
Der Schweizerische Bildungsserver educa.ch hat ein Dossier zum Thema Urheberrecht im Bildungsbereich zusammengestellt. Bei der EDK oder den fünf Schweizer Verwertungsgesellschaften kann man zudem gratis die Broschüre „Alles was Recht ist“ bestellen.
Abgelegt unter: Für Lehrende
4 Kommentare
1. Joachim | 3. August 2005 um 02:17
Beim Thema Copyright sind wir leider ein bisschen hinterher, obwohl Lehrer – wenigstens die an öffentlichen Institutionen in einer sehr priviligierten Situation sind. Klar ist, dass man sich täglich in einer Grauzone bewegt. Schlecht ist, deswegen so wenig darüber zu reden. Lehrer an öffentlichte Bildungsangebote fallen in den meisten Ländern unter ‚fair use‘. HIer eine ganz gute Übersicht.
Ansonsten denke ich können wir besonders in der Bildung viel von der Open Source Bewegung in der Informatik lernen. Leider sitzen wir immer noch viel zu sehr auf unserem eigenen Mist, anstatt Public Licenses oder die ausgezeichnete Creative Commons License voranzutreiben.
2. Arthur | 3. August 2005 um 09:03
Meine Rede, Joachim. Was ich als besonders stossend empfinde, ist, dass manche Leute ohne jeden Skrupel Unmengen an Fremdmaterialien verwenden, diese zum Teil gar ohne Rechtsgrundlage online stellen, aber im Gegenzug nicht etwa die wenigen selber erstellten Unterlagen der Allgemeinheit zu Verfügung stellen, sondern sie eifersüchtig und mit Argusaugen behüten.
Gerade bei Material, welches im Rahmen einer durch öffentliche Institutionen bezahlten Tätigkeit erstellt wurde (also z.B. Unterrichtsunterlagen für eine öffentlich-rechtliche Schule), stellt sich die Frage, ob dieses nicht zwingend in die Public Domain gegeben werden sollte. Zwei Punkte gibt es dabei allerdings zu beachten:
* Lehrpersonen, welche über ihre bezahlte Arbeitszeit heraus Materialien erarbeiten (ich denke hier an die Autorin dieses Blogs 😉 ), sollten nicht Gefahr laufen, dass ihre Anstrengungen in einem Zwangsentzug des urheberrechtlichen Monopols münden.
* Zudem sehe ich bereits den Aufschrei der Lehrmittelverlage: „Unzulässgige Konkurrenzierung durch den Staat.“ Aber warum sollte die Allgemeinheit für etwas gleich mehrmals bezahlen? Wenn der Staat in einzelnen Bereichen (wie z.B. Wasserversorgung) etwas kostengünstiger und fairer bereitstellen kann, so soll er dies auch dürfen. Man kann sogar Argumentieren, dass das Fernhalten vom Staat aus den Märkten einen Eingriff in die wirklich freie Marktwirtschaft darstellt, in welcher ein Produzent gegen alle Konkurrenten bestehen muss, auch gegen Mutter Staat.
3. Cornelia | 3. August 2005 um 10:14
Danke Joachim für deinenen Hinweis. Mein Hauptproblem mit Lizenzen ist, dass sich viele Daf-Aufgaben auf reales Material wie Texte, Audiodateien oder Videos beziehen (und das auch sollen). Wenn diese grundlegenden Materialien nicht direkt in die Übung eingebunden werden, können evtl. Zugriffsprobleme entstehen (dh. der Übungsautor kann nicht ohne Weiteres garantieren, dass die Lernenden diese Texte etc, die sie zum Lösen der Aufgabe brauchen, auch tatsächlich einsehen können. Wenn ich aber fremdes Material in der Übung verwende, kann ich sie ja nachher kaum unter eine Lizenz stellen. Ich habe bisher fast alle Texte für meine Aufgaben selber geschrieben, aber das braucht eine Unmenge von Zeit und ist unter dem Authenzitätsaspekt nicht unproblematisch.
Da du ja bereits viel mehr Erfahrung mit dem Einbinden von Materialien in deine Übungen hast, würde mich deine Meinung dazu natürlich sehr interessieren.
4. Joachim | 4. August 2005 um 01:02
Kurz was, da ich eigentlich noch ein paar andere Dinge auf der Rechnung habe.
Erst einmal wollte ich mit dem Link auf den Fair Use von Materialien darauf hinweisen, dass man in gewissen Grenzen schon eine ganze Menge machen kann – ganz legal. Z.B kann man mit 30 Sekunden Musik Demos, die man z.B per iTunes ganz legal bekommen kann, auf jeder Webseite auch ganz legal weiterverarbeiten, solange man nichtkommerziell bleibt – 500 Wörter Text sind auch schon eine ganze Menge -bzw sowieso zu lang für eine Webseite…
Ich hab ja auch noch ein bisschen vom dem Internet mitgekriegt, in dem noch alles allen gehört hat, bzw es bei den Entwicklern und Autoren selbst dieses Verständnis gab. Ich gehe auch weiter davon aus,dass man mit dem alten Urheberrecht im Internet nicht ganz weit kommt. Google News ist ein ganz gutes Beispiel. Demnächst soll bei Google auch eine Video Suchmaschine kommen (noch Beta), die gleich eine Software hat, mit der ich mir alle gängigen Online-Videoformate ansehen kann.
Den alten Content-Anbietern steht da noch einiges an Umdenken bevor:(absolut genial dazu dies Video von Robert Sloan )
http://www.albinoblacksheep.com/flash/epic
Public Domain als Zwang ist sicherlich sinnlos. Open Source Software wie Linux oder auch PHP sind nur durch viele Einzelinitiativen zusammengekommen: Idealisten, junge Programmierer, die sich mit einer guten Anwendung profilieren wollen und das quasi als Arbeitsprobe für Jobbewerbungen verstehen und neuerdings immer mehr Unternehmen, die erkennen, dass Sie kostengünstig entwickeln können, wenn Sie einen Teil ihrer Entwicklungen frei bereitstellen, da sich sofort andere Entwickler finden, die an einer erfolgreichen Software weiterschreiben. Letztendlich führt das zu einem schrittweisen Umdenken, und sogar Microsoft scheint hier umzudenken. Als Beispiel sei der Entwicklerblog zum InternetExplorer7 genannt. Wir alle zusammen können ne ganze Menge erreichen, das machen die OpenSource Programmierer jeden Tag vor.
Die digitale Welt hat es jedem einzelnen sehr leicht gemacht für ein breites Publikum zu publizieren – Blogs sind das beste Beispiel, Wikipedia ein anderes. Das gibt die Möglichkeit ein breites Netzwerk von frei zugänglichen Ressourcen zu schaffen, von dem letztendlich alle profitieren werden. Wer seine Arbeit schützen will hat mit CreativeCommons wie ich finde eine tolle Möglichket – Man darf das Material in der Orginalform mit Quellenhinweis und nicht kommerziell nutzen. Missbrauch wird es sicher immer geben. Aber auch die Autorin dieses Blogs profitiert ja wiederrum von der Arbeit der WordPress-Programmierer 😉 Was man gibt muss man sich eben auch wieder zurückholen.
Authentische Materialien zu verlinken hat sicher das Problem, das viele im Internet nicht zuverlässig zugänglich sind. Mein Ansatz dazu ist sich dem Medium anpassen – kurze Übungen die in wenig Zeit zu erstellen sind, den Schüler durch Bezug zur Aktualität für die Sprache motivieren und in Kauf nehmen, dass Methodik zu kurz kommt. Ich finde es lohnender in 10 Minuten eine Übung zu einem aktuellen Tagesschau Video zu erstellen, das rund 2 Monate verfügbar ist, als keine Übung zu machen.
Zum Thema private Anbieter bin ich der Meinung, dass gewisse Bereiche unserer Gesellschaft und dazu gehört Bildung für mich zuerst, nicht ungebremst Marktgesetzen ausgesetzt werden dürfen – ein weiteres Beispiel ist die Buchpreisbindung in vielen Ländern. Das Private da meckern muss eben zum einen Ohr reingehen und zum anderen wieder raus.