Schlüsselwortmethode

6. Juli 2014

Als ich in der 6. Klasse zum ersten Mal Französisch lernte, hatte ich grosse Mühe, mir den Ausdruck „je m’apelle …“ (= ich heisse) zu merken. Die Bedeutung war kein Problem, aber irgendwie brachte ich immer die Silben durcheinander. Merken konnte ich mir den Ausdruck erst, als ich mir folgende Eselsbrücke zu recht gelegt hatte: Der Anfang klingt ein bisschen wie „schöni Mappe“ (= schöne Mappe (d.h, Schultasche), eben eine solche hatte ich beim Wechsel in die Oberstufe eben bekommen). Damit hatte ich, ohne es zu wissen, einen Teil der Schlüsselwortmethode angewendet. Für ein Wort oder einen Ausdruck, der sich nur schwer merken lässt, sucht man ein ähnlich klingendes Wort (in der Regel in der Muttersprache) und verbindet dann die Bedeutung des zu lernenden Wortes bzw. Ausdrucks mit der Bedeutung des Schlüsselwortes bzw. Schlüsselausdrucks.Für „je m’apelle“ könnte das z.B. so lauten: Auf meiner schönen Mappe steht gross „Ich heisse Cornelia“.

In diesem Video (zu einem Online-Vokabeltrainer, den ich aber bisher nicht ausprobiert habe) ist die Schlüsselwortmethode anschaulich erklärt:

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=D1AYLrKU4Rg

Die Effizienz der Schlüsselwortmethode wurde relativ gut belegt, im Fremdsprachenunterricht fand sie aber trotzdem keine grosse Verbreitung. Eine Übersicht bietet zum Beispiel Stork, Antje (2003): „Vokabellernen. Eine Untersuchung zur Effizienz von Vokabellernstrategien“. Tübingen: Gunter Narr, S. 119-122 (Hier beiGooglebooks). Wichtig scheint mir der Hinweis, dass die Schlüsselwortmethode als Ergänzung zu anderen Methoden verststanden werden, und nicht herkömmliche Methoden radikal verdrängen sollte (Stock, S. 121, die Hulstijn, J.H. (1994): „Die Schlüsselwortmethode: Ein Weg zum Aufbau des Lernerlexikons in der Fremdsprache“, in: Börner, W. /Vogel, K. (Hg): „Kognitive Linguistik und Fremsprachenerwerb: Das mentale Lexikon“. Tübingen: Narr. S. 169-183, ebenda S. 173 zitiert).

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2 Kommentare

  • 1. Barbara  |  10. Juli 2014 um 13:10

    Danke für den Beitrag – ich suche schon lange eine Möglichkeit, meinen Schülern Eselsbrücken zu bauen! 🙂

  • 2. Cornelia  |  10. Juli 2014 um 14:29

    Das Problem kenne ich. 🙂

    Vielleicht kannst du ihnen ja auch das Bauen beibringen. Bei mir persönlich nützt das mehr, als die schönste vorgefertigte Eselsbrücke.

    Grüsse aus dem Regen, Cornelia


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SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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