Didkaktische Überlegungen zu Partner-Ausprache-Übungen

12. April 2014

Im letzten Beitrag habe ich ein paar Arbeitsblätter mit Partner-Übungen zur Aussprache veröffentlicht. In diesem Beitrag findet ihr einige didaktische Überlegung zum Entwerfen und zum Durchführen solcher Übungen.

Beim Entwerfen der Übungen sind mir ein paar Dinge wichtig:

  • Das Arbeitsblatt soll die Lernenden so autonom wie möglich machen. Das erreiche ich z.B., indem ich Hilfszeichen bzw. -markierungen benutze (z.B.  einzelne IPA-Zeichen, um Lautkontraste (z.B. [ç] und [x] deutlich zu machen, Markierungen für lange und kurze Vokale, Fettdruck oder Silbenuster (Oooo) für den Wortakzent etc.), die die Aussprache erleichtern oder dem zuhörenden Partner helfen, ein Feedback zu geben. Wenn zu viele neue Wörter vorkommen, ergänze ich auch Wortschatzerklärungen, oft nur für den zuhörenden Partner, der diese Informationen aber selbstverständlich weitergeben soll. Das alles heisst natürlich nicht, dass ich beim Durchführen der Übung Däumchen drehe, aber ich kann mich dann auf die Probleme konzentrieren, die die Lernenden nicht allein lösen können und muss nicht auch noch Wörter erklären etc.
  • Das Wortmaterial ist in einen Kontext eingebettet. In der Definition von „Kontext“ bin ich relativ flexibel. Möglich sind zum Beispiel
  • Ratefragen, die A vorliest und die B beantworten muss (mit oder ohne (teilweise) vorgegebenen Antwortmöglichkeiten)
  • Grammatikübungen: A muss zum Beispiel Verb- oder Pluralformen ergänzen, die bestimmte Ausprachephänomene enthalten (oder eben nicht)
  • In Ausdrücken, Sätzen oder einem kürzeren Text müssen Wortteile oder bestimmte Laute ergänzt werden
  • Wörter oder Ausdrücke, die bestimmte Aussprachepänomene enthalten, müssen in einen kleinen Dialog verpackt werden. Die Lernenden können die Sezene gemeinsam planen oder spontan spielen, ohne voneinander zu wissen, welche Wörter sie benützen sollen.

Auf diese Weise werden neben der Aussprache immer auch auch andere Bereiche mitaktiviert (Grammatikregeln, Wortschatz etc.). Das macht die Übung etwas komplexer, gibt ihr aber auch mehr Sinn. Auch in Bezug auf die Aussprache tauchen immer auch Probleme auf, die eigentlich gerade nicht im Zentrum stehen. Das ist aber sogar gut so. Einerseits entspricht das schlicht der Realität und andererseits bietet es auch die Möglichkeit zur Wiederholung, die gerade bei Aussprachephänomen sehr wichtig ist. Deshalb markiere ich z.B. Wortakzent und Vokallänge oft auch in Übungen, die eigentlich einen anderen Fokus haben. Zusätzliche Information dieser Art kann man auch als Binnendifferenzierung einstezen. Lernende, die mit dem zentralen Phänomen wenig Probleme haben, können sich auf weitere Merkmale konzentrieren.

Vor dem Einsatz der Übungen sollen die Lernenden

  • wissen, was das Lernziel ist (also was sie eigentlich üben sollen). Das klingt so banal, dass es manchmal untergeht.
  • die Möglichkeit gehabt haben, die zentralen Phänomene der Übung selber zu realisieren und wenn möglich auch einfache Anbildungstipps kennen (durch die im Verlauf der Übung die Laute bei Bedarf wieder elizitiert werden können). Vor einer Übung zum Kontrast [f] – [v] erkläre (und demonstriere) ich also, dass bei diesen Lauten die Schneidezähne ganz leicht den hinteren Rand der Unterlippe berühren. Für den Unterschied zwischen [f] und [v] ist einerseits der „Kraftaufwand“ beim Pusten wichtig und andererseits das Schwingen bzw. Nicht-Schwingen der Stimmlippen. Das kann man mit einer Hand an der Kehle gut erfahrbar machen. Wenn die Lernenden dann im Chor Laute produzieren, die sich mehrheitlich richtig anhören, kann die eigentliche Übung beginnen.
  • die wichtigsten Regeln kennen die in Bezug auf das zentrale Phänomen relevant sind, also z.B. die Verteilung von [ç] und [x] abhängig vom Artikulatisonsort des vorangehenden Lautes. Wenn die Regeln aber sehr vage sind oder aus mehr Ausnahmen als Regeln bestehen, kann man auch auf sie verzichten.
  • verstehen, wie das Übungsprinzip funktioniert, welche Hilfen zur Verfügung stehen und was sie bedeuten und wer welche Rollen hat. Wenn man im Unterricht konsequent immer wieder Phonetik einbaut und das A-B-Prinzip auch sonst ab und zu verwendet, ist das mit sehr wenig Aufwand verbunden.

 

 

 

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2 Kommentare

  • 1. DaF-Blog » Partner-&hellip  |  12. April 2014 um 06:34

    […] nächsten Beitrag findet ihr noch ein paar didaktische Überlegungen zum Durchführen und Erstellen dieser […]

  • 2. Rosi Soto  |  9. Juli 2014 um 08:47

    super, danke


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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