Lindenstrasse oder: Serien im DaF-Unterricht

30. November 2013

Über die Serie „Lindenstrasse“

Die Lindenstrasse gilt als erste Seifenoper Deutschlands und wird seit Ende 1985 wöchentlich ausgestrahlt. Die Lindenstrasse hat von Anfang an aktuelle Themen und Diskurse aufgegriffen und auf den Bildschirm gebracht. Zum Beispiel zeigte sie den ersten gleichgeschlechtlichen Kuss im deutschen Fernsehen und es gab hier auch den ersten AIDS-Toten. Auch weniger Spektakuläres, wie vegane oder vegetarische Ernährung, politisches Engagement, Leistungsdruck in der Gesellschaft, das Internet und seine Begleiterscheinungen oder der Umgang mit dem Älterwerden, Krankheit und Tod, wurden und werden immer wieder aufgegriffen. In Dialogen werden immer wieder tagesaktuelle Ereignisse erwähnt (z.B. Erdbeben, Flugzeugabstürze, der NSA-Abhörskandal, neue Gesetze etc.) Zum Teil kann man im Hintergrund auch Auszüge aus aktuellen Nachrichten hören. Mehr Informationen zur Lindenstrasse.

Auch wenn die Zusachauerzahlen von anfangs mehr als 10 Millionen auf heute knapp unter vier Millionen gefallen sind, so ist die Lindenstrasse immer noch eine Serie, die im deutschsprachigen Raum bekannt ist. Für 16-jährige ist sie wohl weniger interessant, für etwas ältere Lernende kann sie durchaus interessant sein, vor allem auch wegen der guten Aufbereitung im Internet.

Lindenstrasse im Internet

Die Folgen stehen jeweils ein Jahr lang zum Nachsehen zur Verfügung . Die Folgen kann man mit oder ohne Untertitel sehen, was bei Webangeboten immer noch eher eine Seltenheit ist. Nachdem das Video gestartet wurde, kann man die Untertitel am unteren rechten Rand über das durchgestrichene Ohr aktivieren. Die aktuellsten Folgen kann man auch als Podcast herunterladen. Zu jeder Folge gibt es auch eine Zusammenfassung. Wer die Namen der Personen wissen und evtl. mehr über einzelne Rollen erfahren möchte, findet unter Rollen zwei Übersichten mit Fotos (je eine  zu den aktuellen und eine zu den ehemaligen Figuren der Serie). Wenn man die Fotos anklickt, kommt man zu einer mehr oder weniger ausführlichen Beschreibung der Rolle.

Pro und Kontra Serien im DaF-Unterricht

Serien sind ein Teil der Alltagskultur. Sie sind Gesprächsthemen in Kaffeepausen und werden in anderen Medien erwähnt. Sie verarbeiten oft aktuelle Ereignisse oder greifen Themen auf, die in einer Gesellschaft gerade aktuell sind. Zudem sind sie meistens eher kurz. Lindenstrasse, Berlin, Berlin und Türkisch für Anfänger bleiben jeweils unter 30 Minuten und Folgen der Soko-Krimireihe dauern jeweils knapp 45 Minuten. Serien zeichnen sich meistens auch durch eine alltagsnahe Sprache aus und es gibt sie für unterschiedlichste Zielgruppen (die Lindenstrasse ist z.B. eher für Erwaschsene geeignet als für Jugendliche). Das alles spricht dafür, Serien auch im DaF-Unterricht einzusetzen.

Natürlich gibt es auch ein paar Bedenken. Vor allem bei längeren Serien, wie zum Beispiel auch der Lindenstrasse, gibt es oft Handlungsstränge, die sich über mehrere Episoden hinziehen. Wenn man nicht regelmässig schaut, gibt es viele Informationen, die man aus dem Kontext erschliessen muss. Das bietet aber auch die Gelegenheit, genau das zu üben. Zur Kontrolle bzw. als Unterstützung kann man im Fall der  der Lindenstrasse die Episodenzusammenfassungen heranziehen, sei es als Hintergrundinfo für einen Lehervortrag oder als Rechercheauftrag an die (oder an einzelne, später für alle referierende) Lernende.

Auch die Vielzahl an Personen, die zum Beispiel in der Lindenstrasse vorkommen, können das Verständnis oder zumindest das Sprechen über die Serie erschweren, weil man nicht weiss, wer wie heisst. Im Fall der Lindenstrasse schafft hier die Rollen-Seite (siehe oben) Abhilfe.

Serien können die Lernenden aber auch mit Wertvorstellungen und Meinungen konfrontieren, die mit ihren eigenen in Konflikt stehen. Auch das ist aber mindestens ebenso sehr eine Chance wie ein Problem, denn schliesslich ist die Auseinandersetzung mit der Kultur der Zielsprachenländer im weitsten Sinne und gleichzeitig auch mit der Herkunftskultur ein wichtiges Landeskundeziel. Gerade im Fall der Lindenstrasse (und zum Beipsiel auch oft beim Tatort, wenn man ihn denn als Serie bezeichnen will), haben die Themen einen Bezug zu gesellschaftlichen Diskursen, die durch die Serie greifbar werden. Natürlich bildet eine Serie nicht einfach die Wahrheit ab. Zu Themen, die eine Klasse besonders interessierten oder sogar stören, wären weitere Recherchen in Zeitungen, Foren etc. möglich. Auf diese Weise kann man auch den ganzen deutschsprachigen Raum einbeziehen und zum Beispiel nachforschen, welche Positionen zur Sterbehilfe in der Schweiz bestehen, (oder für die, die es weniger kontrovers mögen) wie die Arbeitslosenhilfe in Österreich organisiert ist etc. Auf welche Themen man im Unterricht vertieft eingeht, muss jeder selber entscheiden. Ohne die Lindenstrasse ständig zu sehen, scheint mir der Umgang mit heiklen Themen aber relativ differenziert zu sein.

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Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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