Blitze und Murmeln im Klassenzimmer
3. August 2013
Um die Beteiligung im Sprachunterricht, aber auch in Lehrerfortbildungen und Ähnlichem zu erhöhen, benütze ich (neben anderen) gerne die Methoden Murmelgruppe und Blitzlicht. In diesem Beitrag stelle ich sie genauer vor.
In der Murmelgruppe stecken natürlich nicht die im Titel angedeuteten Murmeln, sondern das Verb „murmeln“. Die Mitglieder (d.h. 2-4 Personen) einer Murmelgruppe unterhalten sich nämlich halblaut miteinander und diskutieren während einer relativ kurzen Zeitspanne (2-15 Minuten) eine bestimmte Frage, sammeln Ideen oder vergleichen ihr Vorwissen zu einem Thema miteinander. Die Suche nach möglichen Antworten findet also in vielen Gruppen parallel statt. Murmelgruppen eigenen sich zum Beispiel:
- Wenn man in einer Veranstaltung, in der man keine Zeit hat, alle einander vorstellen zu lassen, trotzdem ein gewisses Mass an Vertrautheit herstellen möchte. Mögliche Leitfragen sind dann: Woher kommen Sie, was ist Ihr Bezug zum Thema, was wissen Sie schon über das Thema, …
- Als Vorbereitung für eine Plenumsdiskussion. In der Regel kommen nach so einer Vorbereitungsphase dann mehr (und bessere) Beiträge, so dass sich die 2-3 Minuten Vorbereitungszeit sehr lohnen.
- Zum Sammeln von offenen Fragen, und zwar sowohl von Sachfragen, die noch geklärt werden müssen, wie auch von offeneren Fragen, die man später in einer grösseren Gruppe diskutieren möchte.
- Als Reflexions-Zwischenhalt nach längeren Beiträgen (sei es von Vorträgen oder einem Input einer Lehrperson im Unterricht), in denen die Zuhörenden in relativ privatem Rahmen erste Gedanken austauschen oder ein Zwischenfazit ziehen können.
- …
Die zuletzt genannte Verwendung der Murmelgruppe ist in diesem Video der Fachhochschule Bern schön dargestellt:
Die Frage ist und, was man mit diesen Ergebnissen macht. Das hängt natürlich stark davon ab, wie diese Ergebnisse aussehen. Nicht immer ist es nötig, sie ins Plenum zu tragen. Wenn sich zum Beispiel die Teilnehmer einer Murmelgruppe gegenseitig vorgestellt haben, machen Zusammenfassungen dieser Phase wenig Sinn. Man kann dann aber z.B. von der Mikro- auf die Makroebene wechseln, und einige Fragen stellen, die man per Handerheben beantworten kann, zum Beispiel wer länger als x Stunden anreisen musste, wer zum ersten Mal hier ist etc. Wichtig ist, dass diese Frage einen Bezug zur Gruppe, zum Thema oder zur Veranstaltung haben und eine Ergänzung zu den Informationen aus der Murmelgruppe bilden.
Wenn die Teilnehmer ein Fazit ziehen oder eine Erkenntnis festhalten sollten, kann sich zum Einsammeln das Blizlicht eignen. In einem Blitzlicht äussert sich eigentlich jeder Teilnehmer relativ spontan und kurz (in einem Wort oder Satz) zu einem bestimmten Thema oder Frage. Die Aussagen werden nicht kommentiert. Wenn man will, darf man auch passen.
Wenn man das Blitzlicht in Kombination mit der Murmelgruppe einsetzt, sollte man das von Anfang an Anküdigen und auch angeben, welche Art der Äusserung man ungefähr erwartet. Zudem kann es nützlich sein, kurz vor Beendigung der Murmelphase nocheinmal die Zeit anzusagen, so dass die Gruppenteilnehmer ihre Erkenntnisse in die verlangte Form bringen können.
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5 Kommentare
1. Eva | 7. August 2013 um 08:35
Liebe Cornelia, ich habe die Ecken-Diskutier-Methode unserer Forscherinnen-Facebookgruppe vorgestellt und damit wohl Missionsarbeit geleistet. Bin gespannt, ob ich sie noch in anderen Kontexten einsetzen kann (auf jedenfall in meinen Didaktikkursen!). Nochmal danke für diese klasse Ideen.
2. Cornelia | 8. August 2013 um 06:35
Und ich bin gespannt zu hören, wie sich das Experiment entwickelt.
3. Anna | 10. August 2013 um 23:49
Und sie klappen beide ja auch bei großen Gruppen Deutschlehrer, wie wir selbst erleben konnten! 🙂 Herzliche Grüße aus Brasilien!
4. Cornelia | 11. August 2013 um 00:07
Quod erat demonstrandum 🙂
Schon von dir zu hören! Herzliche Grüsse aus Zürich.
Cornelia
5. DaF-Blog » etwas zu&hellip | 25. August 2013 um 17:47
[…] Murmelgruppen, was sich vor allem als Vorbereitung auf Diskussionen im grösseren Kreis eignet, […]