Germans and Americans Talk – Interkulturelle Vergleiche

29. Mai 2010

Germans and Americans Talk – Deutsche sprechen, AmerikanerInnen sprechen. A Compendium of German, Swiss, and American Reactions to the Other Culture“ ist ein Projekt von Dr. Lana Rings von der Universität Texas. Die Interviews deken ein grosses Themenspektrum ab (vom Alkoholkonsum über Religion bis zu Hygiene und dem Umgang mit Geld). Zu den  meisten Interviews gibt es Audiodateien, Transkriptionen, englische Übersetzungen und zum Teil Vokabelblätter und Unterrichtsvorschläge.

Ein kleiner Nachteil ist das Alter der Interviews. In den frühen 90-er Jahren hat Rings mehrere Deutsche und eine Schweizerin über ihre Wahrnehmung von Amerika und Amerikaner über ihre Sicht von Deutschland und dem Leben dort interviewt. Die gebürtige Schweizerin Ursula Smith spricht zum Beispiel über den Gebrauch von Kreditkarten und Schecks in den USA im Vergleich zur Schweiz. In den letzten 20  Jahren hat sich einiges verändert. Kreditkarten sind heute für Internettransaktionen und Hotelbestellungen unerlässlich. Allerdings zahlen in den meisten Läden die Leute immer noch bar oder mit EC-Karte oder Postcard, bei denen die Beträge direkt vom Konto abgebucht werden. Üblich sind auch Banküberweisungen. Auch das ungute Gefühl, mit einer Kreditkarte Leistungen zu beziehen, obwohl ich sie noch gar nicht bezahlt habe, ist zumindest mir persönlich immer noch geläufig, obwohl ich keine Probleme habe, Bücher gegen Rechnung zu bestellen. Durchgehend rational sind solche Gefühle halt nicht.

Viel verändert hat sich auch im Bereich du – Sie. Für Ursula Smith ist es noch undenkbar, einen Leherer oder einen Chef zu duzen. In der Schweiz gilt das für die Schule immer noch, aber an vielen Arbeitsplätzen duzen sich heute alle – unabhängig von der Hierarchie.  Ob man per du oder per Sie ist, hängt stark vom jeweiligen Betrieb ab. Ich selber habe das Gefühl, dass ich in Arbeitskontexten eher schneller zum Duzen bereit bin, als viele Deutsche, aber das mag auch daran liegen, dass ich an der Uni arbeite. Dort ist das duzen – ausgenommen gegenüber Mitarbeitern der Verwaltung, des Reinigungsdienstes und der Professoren – sehr weit verbreitet.

Die Interviews zeichnen heute also nicht mehr ein ganz aktuelles Bild, bieten aber einen guten Ausgangspunkt für eigene Recherechen. Zuerst könnte man also ein Interview erarbeiten (z.B. hören und lesen) und dann ergänzende Informationen dazu beschaffen. In Frage kommen Interviews mit Deutschsprachigen, in denen man gezielt nach solchen Veränderungen fragen könnte,  Recherchen im Internet (zu vielen Themen findet man Daten in Zeitungen oder in statistischen Erhebungen) oder auch der umgekehrte Blick: Die Lernenden befragen sich selber zu ihrer Sicht auf die Deutschprachigen Länder.

Dr. Rings gibt übrigens einige Tipps, worauf man beim Führen von Interviews achten sollte (Englisch). Die Benutzungsbestimmungen für die Seite findet ihr hier: http://langlab.uta.edu/think-tank/germans-americans-talk/preface/permissions

Viel Spass damit

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4 Kommentare

  • 1. Richard Hyde  |  30. Mai 2010 um 15:58

    Ich habe diesen Beitrag in meinem Blog empfohlen. Ich finde es sehr interessant, was Sie über Duzen gesagt haben. Für Engländer ist es schwer zu entscheiden, ob oder wann man duzen darf. Jeckyll.

  • 2. Cornelia  |  30. Mai 2010 um 16:05

    Es ist auch für mich oft nicht einfach – Muttersprache hin oder her. Ich glaube, dass man es oft aushandeln und thematisieren muss.

    Wie gesagt ist mein Eindruck dass in der Schweiz im akademischen Umfeld eher schneller geduzt wird als in Deutschland. Auf Bildungskonferenzen in der Schweiz waren alle sehr schnell beim Du, bei den drei Konferenzen, die ich in Deutschland mitgemacht habe, war das Sie sehr viel hartnäckiger.
    Auch in Blogs tendiere ich dazu, eher schnell zum DU zu greifen, auch wenn ich die Leute noch nie gesehen habe. Ansonsten versuche ich eher auf die angetragene Anrede zu reagieren. Dumm ist dann nur, wenn das Gegenüber das auch versucht und beide 5 Minuten lang krampfhaft versuchen, die Personalpronomen zu vermeiden.

    Mich würde es sehr interessieren, wie das andere halten (Nicht nur in Blogs, sondern allgemein)?

  • 3. Martina Ramsauer  |  31. Mai 2010 um 08:39

    Liebe Cornelia,
    ich finde das Thema Kreditkarten, sowohl als das über das Duzen sehr interesssant. Auf Reisen auch in ferne Länder und mit gebildedeten Deutschen haben wir immer wieder festgestellt, dass sich viele Deutschen auch nach 3 Wochen noch siezten. Sie hatten es oft auch nicht gerne, wenn man versuchte auf du zu gehen.
    Ich denke schon, dass es auch eine Generationfrage ist.
    Bei den Italienern ist das Verhalten auf jeden Fall anders.Liebe Grüsse Martina
    In Sachen Kreditkarte habe ich ähnlich ungute Gefühle.

  • 4. Ralf Pregens  |  22. Juli 2010 um 16:14

    Die deutsche Form mit dem Du und Sie ist ein zweischneidiges Schwert. Je nachdem, ob es im Einzelfall praktisch oder hinderlich ist, kann das Sie sehr hilfreich oder störend sein. Meine Erfahrungen bei Reisen in englischsprachige Länder ist, und da gebe ich sich den Allgemeinton wieder, daß man sich sofort sehr gut aufgenommen und herzlich empfangen fühlt, wenn kein Sie existiert. Doch wäre dies zu kurz gegriffen. Denn gerade die Briten sind nunmal ein sehr höfliches Volk und viel sensibler und viel auf die unhörbare Schwingung achtend als die hier leider etwas trampelig daherkommenden Deutschen. Andererseits wissen wir alle von Erfahrungen, die man unter „oberflächlich“ zusammenfassen könnte, da0 nämlich der Eindruck, den man als Deutscher im Ausland von den netten Menschen hat, gegebenenfalls auch ein kleines Stück weit auf einem kulturellen Mißverständnis beruht.

    Ungeachtet dessen sind die englischsprachigen Länder aber wirklich höfliicher, aber das steht ja an dieser Stelle nicht zu Debatte 🙂
    Mir hilft das Sie und das DU. Es kann Beziehungen definieren.

    Viele Grüße
    Ralf


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