Wortakzentlabyrinth

2. Januar 2010

Als ich gestern diese Übung (für Englisch) gesehen habe,  dachte ich gleich, dass sich dasselbe Muster auch für den Deutschunterricht eignen würde. Ich habe dann längere Zeit nach einer geeigneten Vorlage zum Ausfüllen gesucht, bin aber leider nicht fündig geworden. Schliesslich habe ich dann mit Inkscape, einem freien Vektorgraphikprogramm selber eine erstellt.

Herausgekommen ist dabei ein Labyrinth zum Wortfeld Universität. Den Weg findet man, indem man einem bestimmten Akzentmuster folgt. In der Vorlage sind zwei Wege versteckt

  1. O o o (Beispiel zuhören)
  2. o O o (Beispiel studieren)
  3. Lösungen

Beide Vorlagen sind im Prinzip identisch, abgesehen davon, dass oben ein anderes Muster zum Suchen angegeben ist. Ihr könntet also mit demselben Blatt den einen Weg in Partnerarbeit in der Klasse lösen lassen und den anderen als Hausaufgabe geben.

Im Unterricht arbeiten die Lernenden zu zweit. Sie sollen die Wörter laut aussprechen, das ist sehr wichtig. Falls vorhanden dürfen sie Wörterbücher benützen. Die Lehrperson geht herum und unterstützt die Lernenden. Paare, die zu früh fertig sind, können versuchen, den zweiten Weg zu finden oder sie können die dreisilbigen Wörter mit Betonung am Ende raussuchen. (die ergeben allerdings kein Muster).

Für Hausaufgaben bietet sich Forvo als Hilfsmittel an. Ich habe heute die Wörter durchprobiert. Fast alle sind drin, aber im Moment warten noch einige Wörter auf eine Aufnahme. Ihr könnt ja mal auf der Warteliste vorbeigucken und schauen, ob eure Hilfe noch nötig ist. 🙂

Ich habe das Blatt für einen B1 und einen B2 Kurs an der Uni gedacht. Diesen Leuten sollten die Wörter aus dem Wortfeld Uni zum grössten Teil bekannt sein. Im entsprechenden Umfeld geht es aber wohl schon ab A2+. Als Hausaufgabe mit Audiodateien (Forvo) ist die Übung einfacher. Mit passendem Wortschatz geht es von Anfang an.

Hinter vielen der Akzentmuster im obigen Beispiel stehen Gesetzmässigkeiten. Je nachdem, wie man Aussprache sonst im Unterricht behandelt, eignet sich die Übung also entweder als Wiederholung von gelerntem oder zur Bewusstmachung von solchen Gesetzmässikeiten. Im Folgenden ein paar Beispiele:

  • Präfixe, die immer betont werden wie zu-, mit- , vor- ein-, ab (auch bekannt von den trennbaren Verben)
  • Präfixe, die nie betont werden wie be-, ge-, ver-, er-, —
  • Verben auf -ieren: kopieren, notieren, studieren, …
  • betonte Fremdwortendungen wie -en, -ent, -and, -tät …
  • Komposita (leider hier nur Hörsaal und Hörsäle)

Eine längere Liste mit betonten und nicht betonten Prä- und Suffixen findet ihr hier. Ich habe sie früher für einen Aussprachekurs erstellt. Allerdings sind kurze Sequenzen zur Bewusstmachung des Wortakzents oder Übungen wie die obige sehr viel sinnvoller, als das Austeilen von Listen.

Falls ihr selber eine solche Übung machen wollt, stelle ich euch die svg-Datei (zur Bearbeitung zum Beispiel mit Inkscape) zur Verfügung. Allerdings kann man sich die Mühe auch sparen und in einem Textverarbeitungsprogramm eine simple Tabelle erstellen. Die Ein- und Ausgänge sind vor allem Kosmetik. Man muss den Lernenden dann einfach sagen, dass sie sich nur horizontal und vertikal, aber nicht diagonal bewegen dürfen.

Interessant ist es auch, eine solche Übung von den Lernenden selbst erstellen zu lassen. Zuerst sammeln sie in Partner- oder Gruppenarbeit Wortschatz zu einem bestimmten Thema. Dann ordnen sie das Material nach bestimmten Kriterien. Denkbar ist sehr vieles:

  • Grammatik: Artikel, trennbare/ nicht trennbare Verben / Zeitformen (Präsens und Präteritum) …
  • Aussprache: Rhytmusmuster (wie oben), lange und kurze Vokale, bestimmte Laute (zum Beispiel vorderes und hitneres ch, langes und kurzes i, …)
  • Wortschatz: Wörter zu einem bestimmten Thema

Die Lernenden bestimmen, welches Kriterium den Weg ergibt (z.B. Verben im Präteritum; kurze Vokale oder Wetterwörter und füllen zuerst die entsprechenden Wörter in das Raster ein. Die Lehrperson kontrolliert, ob diese Wörter dem Kriterium entsprechen. Anschliessend füllen die Lernenden das Raster mit Distraktoren auf. Die fertigen Raster werden unter den Lerngruppen ausgetauscht. Evtuelle Schwierigkeiten klären die Lernenden untereinander. Die Lehrperson übernimmt die Rolle eines Coachs und Schiedsrichters.

Das Raster sollte aber unbedingt kleiner sein, als das von mir verwendete.
Creative Commons License
svg-Labyrinth-Datei von Cornelia Steinmann steht unter einer Creative Commons Namensnennung 2.5 Schweiz Lizenz.

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4 Kommentare

  • 1. Eva Lacroix  |  3. Januar 2010 um 08:06

    Klingt gut, Cornelia! Wird bald mal ausprobiert – Ooo, wollte ich sagen :).
    Ein gutes neues Jahr wünscht die Eva.

  • 2. Cornelia  |  16. Januar 2010 um 09:25

    Wesentlich einfacher wird es für die Lernenden übrigens, wenn ihr die Silbenstruktur andeutet (zum Beispiel mit Trennstrichen).

  • 3. dafyline  |  10. Februar 2010 um 00:17

    Diese wirklich gute und vor allem durchführbare Idee müsste sich auch – entsprechend vereinfacht – schon auf A2 anwenden lassen. Muss ich unbedingt ausprobieren!

  • 4. Cornelia  |  11. Februar 2010 um 07:06

    Ja, das lässt sie sich sicher! Nur den Wortschatz müsste man halt anpassen. Je nachdem, was man im Unterricht macht, gingen vielleicht Körperteile oder Wörter zum Thema Essen oder auch einfach unsortierte Wörter aus den gerade vorangehenden Lektionen, die man den Lernenden ins Gedächtnis rufen will.


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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