Komposita erschliessen II: Gletschermühle
18. Oktober 2008
Das es oft schwer ist, rauszufinden, was die Beziehung zwischen den Teilen eines Kompositums ist, habe ich schon mal erwähnt. Das Beispiel von heute ist diesmal nicht ein Missverständnis meinerseits, sondern eines von Deutsch perfekt. In einem Beitrag über das Kiental wird das Wort „Gletschermühle“ erklärt. Eine Gletschermühle sei ein Haus, in dem Energie mit Gletscherwasser gemacht werde. Das ist eine hübsche Erklärung, nur ist sie leider falsch.
Gletscher sind grosse Massen von Eis. In der Schweiz gibt es einige davon, zum Beispiel den Aletschgletscher. Er ist der gröste und längste Gletscher der Alpen. Im Moment werden aber alle Gletscher immer kleiner.
Eine Mühle braucht man meistens, um etwas kleiner zu machen. In einer prototypischen Mühle produziert man Mehl. Das Kleinermachen von Getreide zu Mehl nennt man mahlen Die benötigte Energie dazu hat man früher zum Beispiel mit einem Wasserrad oder mit Flügeln gewonnen, die durch den Wind angetrieben wurden. Mühlen haben also durchaus mit Energie zu tun, aber im Wort Gletschermühle geht es um etwas anderes.
Eine Gletschermühle ist ein rundes, vertikales Loch in Gestein, das entstanden ist, als der Fels mit Eis bedeckt war. Wasser in einer Gletscherspalte hat Steine im Kreis bewegt (ähnlich wie beim Mahlen). Wie so etwas aussieht, seht ihr in der Wikipedia.
Allen Lernenden wünsche ich weiterhin Mut und Spass beim Erraten von Komposita. Wie ihr seht, können Irrtümer auch Deutschmuttersprachlern passieren. Wichtig ist also, dass ihr eure Hypothese prüft (zum Beispiel beim Weiterlesen oder indem ihr andere Texte mit diesem Wort oder Bilder dazu sucht. Mit dem Internet ist das ja wirklich kein Problem mehr.
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1 Kommentar
1. Karin Bauer-Weisenstein | 19. Oktober 2008 um 11:01
Hoi, mal wieder
Dazu fiel meinem Mann doch gleich ein Wort aus der Genial-daneben-Sendung von gestern ein: Was ist eine Drei-Schenkel-Erziehung?
Der Winzer bezeichnet das Beschneiden der Reben als Erziehung, und bei der Drei-Schenkel-Erziehung laässt man drei Triebe stehen und schneidet alle anderen ab. Da soll mal einer drauf kommen!!! nd erschliessen lässt sich das Wort wirklich nicht. Zum Glück sind die Komposita nicht immer so kompliziert.
Liebe Grüsse aus Mellingen,
Karin