Funktionen von Bildern im Sprachunterricht

22. Juni 2005

Bilder, das heisst Zeichnungen, Karrikaturen, Fotos etc., können im Deutsch-als-Fremd- beziehungsweise Zweitspracheunterricht wichtige Funktionen übernehmen. Meiner Meinung nach gibt es vier Hauptfunktionen. Sie

  • erleichtern das Verstehen,
  • dienen als Gedächtnisstütze,
  • bieten Anlässe zur Kommunikation
  • und sie können motivieren.

Bilder als Verstehenshilfe können ganz verschiedene Dinge erklären. Zum Beispiel

  • Einzelwörter: eine Zeichnung von einer Dose , ein Foto von einem Sonnenuntergang etc.
  • ganze Textpassagen: Handlungsabläufe in einem Text, zum Beispiel in Bildergeschichten, oder wichtige Gegenstände, die man im Bild wiedererkennen kann. Auf diese Weise kann man auch Wörter verstehen, die man noch nicht kannte, weil man sieht, was im Bild geschieht und dadurch neue Wörter erschliessen kann.
  • die Kommunikationssituation: Bilder können zeigen, wer miteinander spricht (zwei Kinder, Kinder und Erwachsene, Frauen, Männer, Tiere), ob die Sprechenden wütend, fröhlich oder traurig sind, wo das Gespräch stattfindet und manchmal auch worüber und warum gesprochen wird. Ein gut gewähltes Bild kann Lernenden also zusätzliche Hinweise geben, wie sie den Text verstehen müssen.

Bilder als Gedächtnisstütze spielen beim Wortschatzlernen eine grosse Rolle. Die Lernenden nutzen nicht nur ein Medium (die Schrift), sondern zwei (Schrift und Bild). Das unterstützt das Lernen.
Wenn man statt mit Einzelbildern mit Übersichtsbildern arbeitet, lernen die Schüler die Wörter nicht isoliert, sondern in einem zusammengehörenden Wortfeld, zum Beispiel die Körperteile oder Gegenstände, die man typischerweise auf einem Bahnhof findet. Einzelbilder eignen sich dafür aber sehr gut für Lernspiele, wie zum Beispiel Dominos, Memorys oder Quartette.
Ein Beispiel für den Einsatz von Bildern zum Grammatiklernen ist die Pictogrammatik von Klaus Dautel. Die Bilder müssen aber nicht immer vom Lehrer vorgesetzt werden, wie die Site von Dasa Janigova zeigt. Um eine Grammatikregel in ein Bild umzusetzen, müssen sie sich mit dieser Regel auseinandersetzen und damit ist sie auch schon gelernt.

Bilder eignen sich sehr gut als Kommunikationsanlässe, sowohl zum Schreiben, als auch zum Sprechen. Man kann darüber sprechen oder schreiben was man sieht oder fühlt, was stört oder sonderbar ist, was in dem Bild gerade geschieht oder was die Leute im Bild sagen oder denken. Dank dieser Vielfalt von Möglichkeiten kann man Bilder von Anfang an und auch noch auf Niveau C einsetzen.

Mehr Informationen zur Arbeit mit Bildern findet man im Buch: Scherling, Theo; Schuckall, Hans-Friedrich. Mit Bildern lernen. Handbuch für den Fremdsprachenunterricht. Berlin 2003.

Lesenswert ist der Beitrag von Werner Stangl Mnemotechnik, Gedächtnistraining, Gedächtnishilfen, Gedächtnistricks.

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3 Kommentare

  • 1. DEUTSCHLERNBLOG&hellip  |  26. Juni 2005 um 16:12

    Mein schönstes Ferienerlebnis

    In verschiedenen Blogs wurden in der letzten Zeit Fotodatenbanken mit frei oder unter nicht kommerziellen Lizenzen zu nutzenden Fotos vorgestellt. Im DaF-Blog wurden dabei konkrete Unterrichtseinsätze angerissen. Die folgenden Fotos darf man zwar nich…

  • 2. Sonja  |  20. Juni 2016 um 09:17

    Hallo Cornelia,

    danke für Ihren Beitrag. Haben sie auch schon mal mit Lernerbildern im Unterricht gearbeitet? Mit Lernerbildern meine ich die Bilder, die die Lerner selber aussuchen und in den Unterricht mitbringen, womit es auch im Unterricht gearbeitet wird.

    Viele Grüße
    Sonja

  • 3. Cornelia  |  1. Juli 2016 um 12:32

    Liebe Sonja

    Ja, das mache ich sogar relativ oft. Nicht nur mit Bildern, sondern auch mit Statistiken, Texten etc. Meistens gebe ich eine Aufgabe zum Vorbereiten dazu: zum Beispiel das Bild jemandem beschreiben, der es noch nie gesehen hat etc. Aber man kann mit solchen Bildern natürlich auch einen Fotowettberb oder etwas Ähnliches machen: (alle Fotos sammeln, jeder Lernende schaut sich die Bilder an und wählt zwei, die seiner Meinung nach am besten zum Thema des Wettbewerbs passen.(Wichtig: Foto nicht mitnehmen!). Immer zwei Leute gehen zusammen, beschreiben ihre Bilder und entscheiden sich für zwei, und suchen eine andere Zweier-Gruppe. Dann 8-er Gruppen bilden, die sich für ein Foto entscheiden müssen. Die Gruppe bereitet dann eine Rede für das Bild vor, das die ganze Klasse überzugen soll.

    In letzer Zeit bringen Lernende auch oft Bilder auf dem Smartphone mit. Das macht die Bilder oft persönlicher, ist aber ein Problem, wenn man mit einer grösseren Gruppe und nicht nur zwei drei Leuten an dem Bild arbeiten will. Ist aber kein Problem, wenn man es vorher sagt.

    Liebe Grüsse

    Cornelia


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