Wortakzent und Wortbildung
26. Mai 2012
Es gibt im deutschen viele Derivationssuffixe wie zum Beispiel -ung (Bedeutung), -heit (Gesundheit), – lich (freundlich), mit denen man aus Grundwörtern neue Wörter bilden kann. Auch in Fremdwörtern findet man eine ganze Reihe von Suffixen. Viele von ihnen tragen auch den Wortakzent. Das ist ein grosser Unterschied zu den deutschen Suffixen, wo das praktisch nie der Fall ist (eine Ausnahme ist -ei). Die Kenntnis von Wortbildungssuffixen kann beim Erschliessen und Erinnern von Wörtern helfen. Im Fall der Fremdwörtersuffixe geht es vor allem um die korrekte Aussprache. Im folgenden Spiel geht es um beide Bereiche: Wortbildung und Aussprache (genauer gesagt: Wortakzent).
Ablauf des Spiels
Die Lernenden suchen Wörter mit bestimmten Suffixen und achten gleichzeitig auf die Aussprache. Bei den akzenttragenden Präfixen ist deshalb die Akzentstelle und die Quantität des Vokals angegeben.
Gespielt wird am besten zu dritt oder viert. Jeder hat eine Spielfigur (ein Deckel eines Stifts, eine Münze, ein Papierschnippsel, …) und jede Gruppe bekommt einen Würfel. Gewürfelt wird der Reihe nach. Wer dran ist, sucht ein Wort zu dem angegeben Suffix. Wenn in dem Feld mehr als ein Suffix steht, darf er oder sie wählen. Die anderen Spieler intervenieren, wenn sie glauben, dass das Wort falsch gesprochen oder falsch gebildet wurde. Als Schlichtugsstelle dienen Wörterbücher und die Lehrerson. Zudem werden die Wörter notiert.
Jede Gruppe notiert die gefundenen Wörter (entweder jeder für sich oder einer für die ganze Gruppe). Diese Liste(n) dienen einerseits zur Kontrolle, wenn die Lernperson vorbeikommt, andererseits auch zur Weiterarbeit. Nach einer vorgegebenen Spielzeit oder wenn jemand das Ziel erreicht hat, bilden die Gruppen aus den vorgegebenen Wörter Sätze, wodurch Aussprache und Bedeutung kontextualisiert werden. Falls einige der Fremdwörter schwierig einzubetten sind, eignet sich evtl. folgende Schablone: X ist ein Fachbegriff aus (Fachgebiet) oder sogar: X bedeutet in meiner Sprache Y (in diesem Fall kann es sehr nützlich sein, die Akzentstrukturen der beiden Sprachen zu vergleichen). Je nach Sprachniveau können die Sätze mündlich oder schriftlich gebildet werden. Falls die Lernenden schreiben, sollten die Sätze anschliessend unbedingt vorgelesen werden. Wenn die Gruppe über einen grossen Wortschatz verfügt, können die Sätze auch schon während der Spielphase gebildet werden.
Wer dem Spiel mehr Wettbewerbscharakter geben möchte, kann folgende Regel hinzufügen:
- kein oder falsches Wort: 3 Felder zurück.
- falsche Betonung: 2 Felder zurück.
Niveau und Varianten
Das vorliegende Spielbrett habe ich für einen B1-Kurs gemacht. Die Schwierigkeit der Übung hängt stark von der Anzahl und der Auswahl der verwendeten Suffixe ab. Bei geeigneter Auswahl kann man das Prinzip aber schon in A-Kursen einsetzen. Es geht auch ganz ohne Spielbrett, nur mit Würfeln. Man schreibt die Zahlen von 1-6 an die Tafel oder den Hellraumprojektor und ordnet jeder Ziffer ein oder mehrere ähnliche Suffixe zu. Zum Beispiel:
- -ung
- -heit /- keit
- -er
- -ion
- –ieren
- –ent / –ant
Wenn Hauptsächlich der Wortakzent automatisiert werden soll, emfpiehlt es sich, die Lernenden zuerst in Gruppen zu allen Suffixen Beispiele suchen zu lassen. Diese werden kontrolliert und besprochen. In der Spielphase geht es dann darum, sich möglichst schnell an ein Wort zu erinnern und es korrekt auszusprechen.
Unterlagen
Das Spiel könnt ihr als pdf und als svg (zum Bearbeiten mit Inkscape) herunterladen. Die Vorlage steht unter der By-SA-Lizenz von Creative Commons.
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4 Kommentare
1. Zsuzsa Tarajossy | 28. Mai 2012 um 15:18
Vielen Dank für die Idee, ich bringe das Spiel morgen gleich in den Unterricht zum Erproben.
Auch sonst danke für die vielen tollen und sofort einsetzbaren Ideen, ich nutze sie gerne und mache Werbung für sie in Fortbildungen.
Viele Grüße aus Ungarn,
Zsuzsa Tarajossy
2. Cornelia | 28. Mai 2012 um 19:00
Jo napot kivanok (Sorry, die Akzente stimmen nicht, mein bisschen Ungarisch ist verrostet).
Vielen dank für deinen netten Kommentar. Wenn du Lust hast, kannst du gerne hier schreiben, wie es geklappt hat und welche Variante du gewählt hast.
Liebe Grüsse
Cornelia
3. Agni | 11. Juni 2012 um 18:08
Super Idee, Cornelia! Kann ich sehr gut umsetzen. Ich glaube, ich muss wieder öfters hier hinein schauen 😉
4. Cornelia | 11. Juni 2012 um 21:33
Immer gerne!
Ich finde immer wieder faszinierend, wie du es schaffst, meine DaF-zentrierten Ideen auf eine so andere Sprache zu übertragen.