schriftlich Vorstellen
26. Dezember 2007
In einem Lese- und Schreibkurs habe ich die obligate Vorstellrunde am Anfang umfunktioniert. Die Lernenden schreiben sich gegenseitig E-Mails, in denen sie sich vorstellen. In einer zweiten Runde stellen sie einander Fragen, die sie in der dritten Runde gegenseitig beantworten. Anschliessend stellt jeder den anderen seinen Partner mündlich vor.
Im Detail sieht der Ablauf so aus:
- Der Ablauf der Übung wird erklärt.
- Die Lernenden werden in zweier Teams aufgeteilt. Sinnvollerweise so, dass sich die Partner noch nicht (gut) kennen und nicht direkt nebeneinander sitzen. Die Lehrperson spielt bei räumlichen Problemen (wie Tischen, die im Weg stehen etc.) den Briefträger.
- Phase 1: Alle schreiben an die ihnen zugeteilte Person ein E-Mail, in dem sie sich kurz vorstellen (Name, Alter, Herkunft, Hobbies).
- Phase 2: Der Empfänger beantwortet das E-Mail und stellt einige zusätzliche Fragen. Das Ziel der Übung ist ja die Vorstellung des Partners im Plenum
- Phase 3: Die Briefe werden zurückgeschickt und die Fragen beantwortet.
- Jetzt haben alle Zeit, den Briefwechsel zu lesen und sich evtl. Notizen zu machen.
- Anschliessend stellen sich die Briefwechselpartner im Plenum gegenseitig vor.
Einige Tipps zur Durchführung
- Vor der Übung habe ich ein Blatt mit Textbausteinen verteilt, dass ich vorher kurz besprochen habe. Darauf fanden die Lernenden Redemittel für Anrede und Schluss, ein paar Vorschläge für die Einleitung (Z.B.: Ich habe deinen Namen von Cornelia bekommen und wollte mich kurz vorstellen, ich habe mich sehr über dein E-Mail gefreut , ich möchte gern wissen, …)
- Der Ablauf mit den Zeiten lag während der Übung auf dem Hellraumprojektor auf, so dass die Lernenden nachvollziehen konnten, wo wir gerade waren.
- Die Lehrperson sollte dafür sorgen, dass die Zeiten der einzelnen Phasen etwa eingehalten werden. Ich habe immer gesagt, wie viel Zeit etwa noch bleibt und am Schluss, dass sie jetzt die Grussformel schreiben sollten. Da Briefe problemlos unterschiedlich lang sein können, ist das kein Problem.
- Falls eine ungerade Zahl von Schülern vorliegt, kann auch eine Gruppe im 3-er-Team arbeiten. Das sieht dann so aus:
- Phase: Schüler 1 schreibt Schüler 2, Schüler 2 schreibt Schüler 3, Schüler 3 schreibt Schüler 1 und sie stellen sich vor.
- Phase: Schüler 1 schreibt Schülr 3 ein E-Mail, in dem er einige Zusatzfragen stellt. Das gleiche macht Schüler 3 mit Schüler 2 und Schüler 2 für Schüler 1.
- Phase: Die Schüler beantworten die ihnen gestellten Fragen.
Die Konversation wird dann in diesem Fall etwas einseitiger, andererseits ist es weniger verwirrend, weil es keine parallelen E-Mails gibt.
- Wenn es eine grosse Gruppe ist, lohnt es sich, die abschliessende Vorstellung nicht im Plenum, sondern in zwei Gruppen zu machen (Beim Aufteilen darauf achten, dass man die Paare nicht trennt). Zwar kennen sich dann nachher nicht alle, aber ich finde es besser, in der zweiten Stunde noch eine zweite, kurze Kennenlernsequenz einzubauen als das Vorstellen totzuschlagen, denn nach einer gewissen Zeit lässt die Konzentration bei mündlichen Präsentationen gerade bei weniger Fortgeschrittenen beträchtlich nach.
- In einem B1-Kurs habe ich die ganze Übung in 40 Minuten durchgeführt.
- So wie ich die Übung durchgeführt habe, müssen die Lernenden in ziemlich kurzer Zeit und schnell schreiben. Da es sich um Themen handelt, die sie gut kennen (Lebenswelt, Interessen etc.) und sie in der Regel im DaF-Unterricht schon Briefe geschrieben haben, geht das gut. Dass der Stress Teil der Übung ist, die Realität simuliert, würde ich ehrlicherweise erwähnen.
- Die Lernenden mochten die Übung, weil das Schreiben einen kommunikativen Zweck hatte und sie sahen, wie viel sie eigentlich schon konnten und weil das obligate Vorstellen einmal anders daherkam.
- Für mich waren die Texte ein guter Überblick über die schriftlichen Deutschkenntnisse der Klasse, der mir bei der weiteren Planung des Kurses geholfen hat.
Ach ja, übrigens: E-Mail wird in der Schweiz in der Regel mit dem Artikel „das“ verwendet und nicht wie in Deutschland üblich mit „die“.
Einen anderen sehr hübschen Vorschlag kann man bei Ralf nachlesen: E-Mails lesen und schreiben im DaF-Unterricht.
1 Kommentar
1. siddika cicü | 5. Januar 2008 um 06:26
ich werde ihre methode auch in meinem deutschkurs benutzen . danke schön.