Weihnachten
25. Dezember 2005
Weihnachten feiert man in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Vieles ist gleich, aber natürlich gibt es auch regionale Unterschiede. In diesem Beitrag möchte ich nicht über unterschiedliche Traditonen und Bräuche schreiben, sondern über sprachliche Unterschiede. Das beginnt mit dem Wort Weihnachten selbst. Es ist nicht ganz klar, welchen Artikel man zusammen mit Weihnachten verwenden soll (das oder die) und ob das Wort ein Plural oder Singular ist. Zudem existiert auch noch das Wort die Weihnacht.
Plural oder Neutrum Singular?
Einen Satz wie „Weihnachten steht vor der Tür“ kann man im ganzen deutschen Sprachgebiet finden. Ohne Artikel und Adjektiv verwendet man das Wort als Singular. Den Satz „Weihnachten stehen vor der Tür“ würde wohl die überwiegende Mehrheit der Deutschsprachigen als falsch empfinden. Ganz anders sieht es aber aus, wenn das Wort von einem Adjektiv oder einem Artikel begleitet wird. Im Norden von Deutschland heisst es in der Regel „das Weihnachten“ (also Neutrum Singular), im Süden und in Österreich und der Schweiz „die Weihnachten“ (also Plural). Im Norden Deutschlands hofft man also eher auf ein „weisses Weihnachten“, wohingegen sich die Kinder in der Schweiz „weisse Weihnachten“ wünschen. Bei mir zuhause ist der Wunsch dieses Jahr in Erfüllung gegangen. Draussen liegt immer noch Schnee. Mir stehen also weisse Weihnachten bevor.
In den Wunschformeln „frohe Weihnachten“ oder „fröhliche Weihnachten“ wird im gesamten deutschen Sprachgebiet der Plural verwendet. Dass es sich um einen Plural handelt, sieht man am -e in frohe und fröhliche (sonst müsste es frohes und fröhliches heissen).
Diese ganze Verwirrung kann man am besten sprachhistorisch erklären. Das Wort Weihnachten komm von „ze den wihen nahten“. Das ist Mittelhochdeutsch und heisst „an den heiligen Nächten“. Das Wort Weihnachten hat die mittelhochdeutsche Dativpluralendung behalten und wird im heutigen Deutsch je nach dem als Singular Neutrum oder Plural verwendet. Das Wort existiert auch ohne Endung. „Die Weihnacht“ ist ein feminines Nomen im Singular. Statt „frohe Weihnachten“ kann man also auch „frohe Weihnacht“ wünschen. Das Variantenwörterbuch gibt an, dass „die Weihnacht“ in Deutschland zur gehobeneren Sprache gehöre. Zur Schweiz macht es keine Angabe und ich selbst habe auch nicht das Gefühl, dass „die Weihnacht“ hochgestochener wäre als Weihnachten.
Weihnachten als Zeitangabe
In der Schweiz und im Süden von Deutschland schreibt man üblicherweise „an Weihnachten“, während man im Rest des deutschen Sprachgebiets „zu Weihnachten“ schreibt. Also zum Beispiel „an Weihnachten liegt selten Schnee“ oder „zu Weihnachten liegt selten Schnee“. Aber Achtung: zu kann auch einen Zweck oder Grund ausdrücken: Ich habe die Jacke zu Weihnachten/ zum Geburtstag/ zur Verlobung bekommen.
So. Genug geschrieben. Ich wünsche allen Lesern meines Blogs fröhliche Weihnachten.
Quellen:
Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim 2003.
Duden. Richtiges und gutes Deutsch. Mannheim 2001.
Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 1999.
Variantenwörterbuch des Deutschen. Berlin 2004.
Abgelegt unter: Sprachbetrachtung,Wortschatz
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