Was bedeutet „Deutsch“?
26. November 2005
Teilnehmer eines Deutschkurses für Anfänger haben mich gefragt, was das Wort „deutsch“ bedeutet. „German“ habe ich gesagt und habe mich gewundert, was die Frage soll. Die Übersetzung hat die Teilnehmer aber nicht interessiert. Die war klar. Sie wollten wissen, warum für „Deutsch“ in verschiedenen Sprachen so unterschiedliche Wörter verwendet werden. German auf Englisch, allemande auf Französisch, tedesco auf Italienisch, duits auf niederländisch, alemán auf Spanisch, německy auf Tschechisch, niemiecki auf Polnisch und so weiter.
Heute bezeichnet das Wort deutsch
- eine Sprache, die vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesprochen wird (dann wird das Wort gross geschrieben)
- alles, was Deutschland oder die Deutschen betrifft.
Die Frage meiner Teilnehmer kann man aber nur historisch beantworten, oder genauer etymologisch. Das heisst, wir müssen wissen, woher die Wörter überhaupt kommen. Das Wort deutsch kommt vom indoeuropäischen Wortstamm *þeudō, was ungefähr „Volk“ heisst (das Zeichen þ spricht man wie ein stimmloses th). Von diesem Wort stammen verschiedene Adjektive ab, die so genannte Volkssprachen bezeichnen. Das Gegenteil für solche Sprachen war am Anfang Latein.
Das Lateinische Wort für eine Volkssprache war theodisce. In England hat man dieses Wort als Bezeichnung für Altenglisch gebraucht. Im Althochdeutschen hiess das Wort diutisc, im Mittelhochdeutschen dann tiutsch oder diutsch. Deutsch heisst also ungefähr „die Sprache, die vom Volk gesprochen wird“. Die „andere“ Sprache war am Anfang wie gesagt das Latein, später dann die romanischen Sprachen (wie zum Beispiel Französisch und Italienisch). Im 10. und 11. Jahrhundert waren Diutisc und tiutschSammelbegriffe für germanische Sprachen auf dem Kontinent (also ohne Englisch). Auch die niederländischen Varietäten wurden als „deutsch“ bezeichnet. Das sieht man heute noch an dem Englischen Wort Dutch, dass man mit Niederländisch übersetzt, und nicht etwa mit Deutsch. Eine eigene Bezeichnung für Niederländisch gibt es ca. seit dem 16. Jahrhundert. Heute sind Niederländisch und Deutsch zwei verschiedene – wenn auch ähnliche – Sprachen.
Woher kommen nun all die anderen Wörter für deutsch in anderen Sprachen? In der Liste oben erkannt man vier verschiedene Gruppen. Ein paar sind mit dem Wort Deutsch verwandt: zum Beispiel das italienische tedesco, das niederländische duits oder das schwedische tysk . Diese Sprachen haben also die Selbstbezeichnung der Deutschsprechenden übernommen.
Das Englische German kommt aus dem Latein. Julius Cäsar verwendete das Wort im de bello Gallico als Bezeichnung für ein paar Stämme im Nordwesten von Gallien. Woher das Wort genau kommt, ist unklar. Vielleicht war es der Name eines einzelnen Stammes. Die französische und spanischen Bezeichnungen stammen von einer anderen Stammesgruppe, den Alemanni, die im Gebiet des heutigen Elsass lebten. Auch Wörter wie Tschechisch německy und Polnisch niemiecki kann man eventuell auf einen germanischen Stamm zurückführen, nämlich auf die Nemeter, die in der Bodenseeregion lebten.
Quellen:
- Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 1999.
- Online Etymology Dictionary
- Duden, Deutsches Universalwörterbuch
- Wikipedia: Deutsch in anderen Sprachen
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13 Kommentare
1. sandra | 26. November 2005 um 13:27
Sehr interessant.
Hab gerade mal geschaut was man für den Suchbegriff „deutsch“ auf Canoo.net findet:
http://canoo.net/services/Controller?input=deutsch&service=canooNet
2. David | 30. Dezember 2005 um 15:39
„German“ bedeutet soviel wie „Speermann“. Es sind auch ausdrücke wie „Gar-Den“ belegt, „Speerdäne“ (Beowulf). Man kann wohl annehmen, daß diese Art Selbstbezeichnung relativ gebräuchlich und nicht besonder spezifisch war.
3. Thanos | 13. April 2009 um 21:49
Tschechisch německy, Polnisch niemiecki und Russisch nemetz stammen aus dem slavischen Wort nemoi, das so viel wie stumm, sprachlos, nicht sprechen können, bedeutet. Ähnlich den Griechen, die andere Völker als Barbaren beziechneten, weil sie diese nicht verstehen konnten, so auch die Slaven bezeichneten die Deutschen nemoi, weil auch sie diese nicht verstehen konnten.
4. Garrett | 18. April 2009 um 02:42
Ha! Ich hab gerade erst Fernsehprogram gesehen, indem der Man sagte, dass das Wort „Germany“ stammt aus das altdeutsch wort „gaer“ (das bedeutet das Englisch wort „spear“), denn die Barbarians ham‘ spears gegen die Romanische Soldaten genutzt. Sie ham‘ kein Recht!!
5. Cornelia | 18. April 2009 um 09:52
Gott sei dank stimmt ja immer alles, was im Fernsehen kommt 🙂
6. Daniel | 13. April 2010 um 14:01
Hallo!
Ich persoehnlich habe auch auf einer klassenfahrt nach moskau (ich bin russlanddeutscher (nicht zu verwechseln mit deutschrusse!)) erklaert bekommen das „nemez“ von nemoi kommt, das wort entstand als deutsche kaufleute gegen 1500 erstmals nach russland kamen. nemez (pl nemze) bedeutet somit der stumme( die stummen).
7. Wilhelm | 11. August 2010 um 03:48
Normannen sind Männer die im Norden (Skandinavien) lebten. Wer diesen Begriff prägte weis ich nicht.
Der Begriff „Ger + Mannen“ wurde eindeutig von den Römern gewählt. Die rechtsrheinisch lebenden „germanischen“ Völker, wie Sugambrer, Chatten, Marser, usw. hatten sich nicht als einheitliches Volk gesehen. Aber sie benutzten als Hauptwaffe den Speer (Ger, Gar).
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass beim Anblick der die Römer angreifenden Männer, der Speer und sein Träger sehr wohl zu deren Namensgeber („Markenzeichen“) wurde.
8. killerkiele | 28. Dezember 2010 um 10:11
deutsch heisst übersetzt ,zum volke gehörig‘
9. Svetogor | 18. Januar 2011 um 16:08
Das ist natürlich alles Quatsch mit den „Stummen“. In den slawischen Sprachen bedeutet „Nemez“ – „не местный“ / nicht-einheimische.
10. Mijo | 28. März 2012 um 13:37
Negativ auf kroatisch heisst Deutscher- Nijemac
und Stummer heisst siehe da auch nijemac..
11. Osman Sertkaya | 17. Juli 2012 um 17:14
1. Die Völker,die man nicht verstechen kann, als „stumme“ zu nennen ist bei vielen Sprachen üblich.
Das ist keine Beleidigung.
2. Hier ist dasThema „deutsch“,nicht etwa, German, Aleman. usw.
3.Um die Uhrform zu finden muss man mehrere tausend
Jahre zurückgehen. Schrieftliche Belege fehlen.
Niederlaendische und Schwedische Benennungen geben
Anhaltspunkte ( duits ,tysk)
4. Schriftbild soll nicht irreführen. Die Laute sind
wichtig
5. Lautwechsel, u-y, t-d ,r-s bekannt,( erinnere das selbeWort , deutsch: war, englisch : was, türkisch : var)
6. Also: Tysk > Turk. ein Sammelbegriff.
7.germanische sogar lateinische Sprachen haben überraschende Aehnlichkeiten mit Turksprachen.
8. Kurz gesagt :Deutsch bedeutet in Uhrform :TURK
12. J.M.Berg | 17. April 2013 um 06:33
🙂 Ich danke jedem Einzelnen hier, sowohl der Artikel als auch jeder Kommentar war ein interessantes Puzzle-Teilchen. Habe heute mal wieder was gelernt.
13. Osman Sertkaya | 8. Juli 2017 um 16:11
DİE DEUTSCHE SPRACHE
Es ist merkwürdig: fast alle Sprachen werden so benannt, dass sie mit einem –isch enden. Wie Türkisch, Polnisch, Spanisch, aber Deutsch ist eine Ausnahme. Warum ist das so ? weil das Wort ursprünglich TÜRKİSH war. İn den alte Quellen findet man die bezeichnung : lingua Teudısca, lingua Teudisce ,was die Sprache des volkes bedeute. davo sei in alt Hochdeutsch Teudisc und spaeter Teutsch > Deutsch entwickelt worden, was nicht ganz korrekt ist.
ursprünglich Teudisca, spaeter Teutsche sind rein türkische Wörter. Naemlich : Die Türkische Wörter TOY, SOY, BOY , BOD bedeuten mehr und minder Menschenmenge , Volk
Alle drei Silben des Wortes Teu –dis-ca sind Türkisch
Teu = Toy , bedeutet Volk
dis = dış bedeutet auf Türksch aussen, aussen stechendes ,lebt noch in den Wörtern wie Disqualifikation = nach aussen schieben , diskriminieren = nach aussen schieben
Teudis = von der Sicht der Franken gesehen, aussen stechendes Volk, dh : die Jeniegen ,die östlich vom Rhein lebten
ca /ce, ça/çe=die Endungen, die zur Adjectivierung bzw Spachenbenennung dienen, wie Türkçe, Farsça, Almanca, Fince. Also :
Teudısca = die Sprache des aussen stechendes Volkes, dementsprecend :
Toyçe = Teutsche = wie das Volk = Völkisch = die Sprache des Volkes,
die Volksnamen ALAMAN, SUEB, BAYER sicherlich türkisch; SAKSON, TURİNG, BURGUND , GOT mögen auch von Türkisch abgeleitet sein.