Quizlet im Unterricht

17. April 2016

Seit einiger Zeit habe ich Quizlet (http://www.quizlet.com) in meinen Unterricht integriert. In diesem Beitrag geht es einerseits darum, was für bzw. gegen den Einsatz dieses spezifischen Programmes spricht und andererseits darum, wie ich Quizlet einbette und benutze.

 

Was ich an Quizlet mag

  • Quizlet ist einfach zu bedienen. Das Eingeben der Listen und das Nutzen der verschiedenen Übungsformen sind sehr einfach. Eine Anleitung ist nicht unbedingt nötig, aber
    • sie kann das (englischsprachige) Programm in einen deutschsprachigen Kontext einbetten.
    • Eine Anleitungen zu verstehen, kann an sich ein Übungsziel sein.
    • Eine Anleitung kann helfen, seltener genutzte, aber für die gestellte Lernaufgabe nützliche Funktionen zu finden, die zum Beispiel in einem Ausklappmenu stecken.
  • Ein Teil der Funktionen sind ohne Account nutzbar. Das erleichtert das Ausprobieren. Wenn man allerdings seinen Lernfortschritt speichern, Listen ausdrucken oder eigene Listen erstellen oder ändern möchte, muss man sich anmelden. Das funktioniert aber alles mit einem Gratisaccount.
  • Die Grundfunktionen von Quizlet sind gratis. Damit kommt man schon ziemlich weit. Wenn man Bilder hochladen und selber Audio aufnehmen will braucht man allerdings ein kostenpflichtiges Upgrade (Plus- oder Lehreraccount: Mit dem Lehreraccount sieht man auch genauer, wer mit den eigenen Listen gearbeitet hat, bzw. für Leute die zur eigenen Quizletklasse gehören, welche Übungen sie mit welchem Erfolg gemacht haben.)
  • Man kann Listen von anderen nicht nur suchen, sondern sie auch übernehmen, kombinieren, ändern und sich dadurch zu eigenmachen. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn die Lernenden verschiedene Ausgangssprachen haben. Sie können die vorgegebenen Definitionen (z.B. auf Englisch) durch eigene Definitionen ersetzen.
  • Man kann Listen teilen, einbetten und die Zugänglichkeit kontrollieren (für alle sichtbar/editierbar, nur für Leute mit Passwort, ganz privat).
  • Quizlet bietet verschiedene Übungsformen an, die alle aus ein- und derselben Liste generiert werden können.
  • Man kann Daten einfach importieren und exportieren. Das hat den Vorteil, dass Listen in Word oder Excel vorbereiten kann und man – sollte man aus irgend einem Grund von Quizlet wegwechseln wollen – die Rohdaten woandershin mitnehmen kann. Man ist also nicht komplett an das Programm gebunden.
  • Quizlet ist multimodal. Man kann auf dem Computer, mit dem Smartphone (auch offline) oder auf Papier lernen. Auf Knopfdruck kann man den Inhalt einer Liste in unterschiedlich formatierte pdf umwandeln (z.B. Glossar, Liste, Karteikarten verschiedener Grösse).

 

Was ich an Quizlet weniger mag:

  • Umgang mit Synonymen und Zusatzinformationen:
    • Was man in Quizlet in die Listen schreibt, muss man beim Üben auch genauso als Antwort eingeben. Wenn man zusätzlich zum Verb die Stammformen notiert hat, muss man also beim Antworten wissen, wie man das gemacht hat (mit Klammern, mit Komma etc.). Im Lernmodus kann man die automatische Korrektur zwar überschreiben und zum Beispiel eine Antwort richtig zählen, in der man die Reihenfolge verwechselt hat, das ist aber in vielen Modi nicht so.  Das heisst, dass man zwar komplexe Karten machen kann (wie z.B. diese hier: https://quizlet.com/_224i1z), sie dann aber nur im Flashcardmodus und als Ausdruck sinnvoll nutzen. Alternativ kann man die Liste kopieren (und evlt. einzelne Begriffe löschen) und in der Definitionsspalten jeweils andere Informationen abfragen lassen, z.B. eben die Bedeutung, die Verbformen, den Plural etc. Auch Beispielsätze lassen sich so integrieren (z.B. Satz mit einer Lücke und der Lösung in der korrekten Form als Antwort).
    • Quizlet funktioniert in allen Modi am besten, wenn ein Wort oder Ausdruck einem andern Wort oder Ausdruck entspricht. Keine Synonyme einzugeben ist bei kontextlosen Wörtern aber sehr oft schwierig. In der Regel sind weniger Synonyme nötig, wenn man die Übersetzungen auf konkrete Texte, Themen oder Situationen bezieht und so kontextualisiert (was auch an sich sinnvoll ist) oder indem man nicht einzelne Wörter sondern Ausdrücke notiert, die eine engere Bedeutung haben als die Wörter an sich.
  • Die Qualität des automatisch generierten Audios empfinde ich für Deutsch als schlecht, vor allem bei längeren Ausdrücken und beim Wortakzent. Z.B. beim Wort salopp las das Programm salopp statt salopp. In einigen Übungsformen können die Lernenden das Vorlesen ausschalten und man könnte es durch eigene Aufnahmen ersetzen, was aber wie gesagt ein kostenpflichtiges Upgrade erfordert.

 

Einbettung

Die Lernenden erhalten eine deutschsprachige Anleitung und arbeiten einmal im Unterricht eine zum Kurs passende Quizletliste durch. Sie gehen die Liste gemeinsam im Flashcardmodus mit Deutsch als zuerst angezeigter Sprache durch und diskutieren auf Deutsch, was das Wort heissen könnte bzw. ob Sie es sicher kennen. Ihre Hypothesen können sie dann Mithilfe der virtuellen Kartenrückseite prüfen. Gemeinsam entscheiden sie, ob sie das Wort in der nächsten Phase üben möchten und markieren es mit einem Stern, falls sie sich dafür entscheiden.

In der nächsten Phase probieren sie die verschiedenen Lernmodi anhand der mit Stern markierten Wörter aus.

Im Laufe des Kurses stelle ich einige Wortschatzlisten – aber nicht alle – auf Quizlet zur Verfügung. Zudem baue ich vereinzelt auch Ausdrucke von Quizlet-Listen in den Kurs ein, indem ich zum Beispiel ausgedruckte Karteikarten verteile und die Lernenden sich gegenseitig die Begriffe erklären lasse.

Quizlet ist aber nicht so stark integriert, dass die Lernenden es benutzen müssen. Es bleibt ein optionales Angebot. Mein Ziel ist es, dass die Lernenden es kennenlernen, für sich herausfinden, ob es für sie taugt und allenfalls für ihre Zwecke anpassen.

 

Das übergeordnete Ziel ist, die Lernenden beim Wortschatzerwerb zu unterstützen und dazu gehört auch, geeignete Hilfsmittel zu thematisieren. Nie vergessen werden sollte aber, dass das Lernen mit Karteikarten – sei es virtuell oder auf Papier – vor allem für die Form-Aspekte (wie schreibt und evt. wie spricht man das Wort) und die Verbindung zwischen (Grund-)Bedeutung und Form nützlich ist. Damit ist das Wortschatzlernen zwar auf einem guten Weg, aber noch nicht erledigt, da Wörter im Gebrauch nicht in Listen, sondern immer im Zusammenspiel mit anderen Wörtern vorkommen und erst in der Kommunikation ihre Bedeutung richtig entfalten.

 

Noch etwas in eigener Sache:

Falls ihr euch für einen Lehreraccount interessiert (mit dem ihr Audio aufnehmen, Bilder hochladen und genauer sehen könnt, wer was gelernt hat), könnt ihr diesen Link benutzen: https://quizlet.com/upgrade?referrer=cost . Dann wird mein Lehreraccount gratis ein halbes Jahr verlängert und ihr erhaltet 20% Rabatt.

Ich will aber niemandem was verkaufen, für viele Anwendungen reichen die Grundfunktionen völlig aus.

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1 Kommentar

  • 1. Desiree  |  5. November 2016 um 10:14

    Ich habe seit diesem Semester quizlet im Unterricht eingesetzt und bin sehr gespannt auf das Lernerfeedback am Ende.
    Wichtig war mir, dass ich nicht einzelne Woerter eingebe, sondern immer kurze Saetze. Bei A1 koennen die Lerner so unglaublich schnell ganze Saetze sagen, bei B1 und B2 werden Kollokationen in Kontexten gelernt.
    Wie gesagt, ich bin gespannt.


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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