ABCD-Thesen und DACH(L)-Konzept

 

Die ABCD-Thesen beziehungsweise das darauf aufbauende DACH(L)-Prinzip sind zwei wichtige Konzepte für den Landeskunde- bzw. Sprachunterricht.

ABCD-Thesen und DACH(L)-Prinzip fordern, dass die Vielfalt des deutschprachigen Raumes berücksichtigt und u.a. im Unterricht, in der Lehrmaterialentwicklung und der Aus- und Weiterbildung auf mehr als nur ein deutschsprachiges Land oder eine Region eingegangen wird. Nicht nur traditionell landeskundliche Aspekte, sondern auch Unterschiede in den Varietäten (Stichwort Plurizentrik) sollen dabei eine Rolle spielen.

Folgt man diesen Ansätzen, erschöpft sich Landeskunde also nicht darin, die Hauptstädte der deutschsprachigen Länder und ihre Regierungschefs zu kennen. Das Vermitteln von Fakten kann zwar Teil eines sinnvollen Landeskundeunterrichts sein, in erster Linie sollte er aber das Verstehen und die Auseinandersetzung mit der Zielsprache und -Kultur ermöglichen und dabei möglichst über Uhren und Schokolade hinausgehen.

Sprachliches und landeskundliches Lernen sind nicht voneinander getrennt, sondern gehören zu einander. Man setzt sich mit landeskundlichen Inhalten auseinander und lernt dabei die Sprache, indem man zum Beispiel die Bedeutung von Statistiken diskutiert oder eine Hörverstehensübung mit einem Video aus der Schweiz löst und anschliessend darüber nachdenkt, ob und falls ja woran man hören kann, woher es stammt.

Damit es aber wirklich zu einer Sensibilisierung für die Kultur der Zielsprache kommen kann, ist es wichtig, dass die Lernenden mit mehr als einer Perspektive konfrontiert werden und sich auch des eigenen Standpunktes bewusst werden. Das kann man zum Beispiel dadurch erreichen, dass man

  • zur Erarbeitung eines Themas Materialien aus den verschiedenen DACH(L)-Ländern heranzieht und die unterschiedlichen Ansichen miteinander konfrontiert (was manchmal auch zur Erkenntnis führen kann, dass die Gemeinsamkeiten grösser sind als vielleicht vermutet) oder
  • Stereotype zu einem oder mehreren DACH-Ländern sammelt und sie mit der Eigenwahrnehmung von Menschen der Zielländer kontrastiert (fassbar zum Beispiel in Umfrageergebnissen, Zeitungsartikeln etc.)

Wichtig ist auch, dass sich die Lernenden selber mit der deutschsprachigen Kultur auseinandersetzen können und sich so eine eigene Meinung bilden. Deshalb brauchen sie Zugang zu authentischen Quellen, die Ihnen Blicke auf die DACH-Länder ermöglichen, und zwar aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven. Die Aufgabe des Lehrers verschiebt sich so von der Wissensvermittlung eher in Richtung Coaching. Die Lehrperson zeigt, wie man sucht, vergleicht und ordnet, demonstriert, welche Fragen man stellen kann und leitet die Lernenden dazu an, nicht bei der ersten gefundenen Antwort mit der Suche aufzuhören.

Aufsätze und Vorträge zu den ABCD-Thesen und zum DACH(L)-Prinzip, die im Internet verfügbar sind (Stand 7/12):

Eher theoretische Beiträge im DaF-Blog

Einige Artikel mit Materialvorschlägen aus dem DaF-Blog (Stand April 2012)

Neuere Beiträge lassen sich über den Tag „DACH(L)“ finden. Evtl. ist auch ein Blick in Landeskunde oder Schweizerisches interessant.

Links zu Informationsquellen und authentischen Materialien