Das Stück beginnt im Jahr 1192, als der Jerusalemer Jude Nathan von einer längeren Handelsreise in seine von Sultan Saladin beherrschte Heimatstadt zurückkehrt. Kaum angekommen, erfährt er von seiner christlichen Hausangestellten Daja, dass sein Haus während seiner Abwesenheit nicht nur brannte, sondern dass darin beinahe seine 18 - jährige Tochter Recha umgekommen wäre. Nur das beherzte Eingreifen eines ebenso plötzlich aufgetauchten wie wieder verschwundenen Tempelritters hat die Katastrophe verhindern können. Der junge Schwabe hatte zuvor zusammen mit anderen Glaubensgenossen versucht, eine Festung zu erstürmen, war dabei gefangen genommen worden und sollte eben enthauptet werden, als ihn Saladin erblickte und überraschend begnadigte. Es heisst, der Ritter habe ihn an seinen verschollenen Bruder erinnert. Nach vollbrachter Rettung verschwand der Mann, ohne Dank zu akzeptieren, und verwahrte sich auch in der Folge dagegen, so dass Recha, durch Daja bestärkt, zu glauben begann, ein Engel habe sie aus den Flammen getragen.
Der zurückgekehrte Nathan demaskiert eine solche Auffassung als Form des Stolzes und der Unvernunft, da ein Engel für mehr gelte als ein Mensch, dieser aber grösseren Nutzen von menschlichem Dank hätte als ein Engel. Er will sich nun dem Ritter erkenntlich zeigen. Bevor es aber zu einer ersten Unterhaltung kommen kann, versucht der Jerusalemer Patriarch den Tempelherrn für seine Zwecke als Spion und Attentäter gegen Saladin zu gewinnen, aber Ritter Curd hat für einen glaubensbedingten Verrat wenig übrig.
Gänzlich aus der Fassung bringt ihn dann Nathan, der aus Curds schnippischen Äusserungen immer dessen guten Charakter herausliest und ihn so in eine Reihe mit allen guten Menschen dieser Erde stellt. In diesem Zusammenhang entdecken die beiden, dass ihnen der Kampf um das Vorrecht, die beste aller Religionen zu haben, zuwider ist und werden gerade Freunde, als Nathan zum Sultan gerufen wird.
Dessen Güte und der daraus resultierende Geldmangel sind weitum bekannt, so dass sich Nathan, der sich dem Sultan durch die Bewahrung des späteren Retters seiner Tochter verbunden fühlt, mit dem Gedanken anfreundet, Saladin finanziell zur Seite zu stehen, obwohl er erst vor kurzem seinem Freund und jetzigen Schatzmeister Al-Hafi diesbezüglich eine klare Absage erteilt hat.
Mittlerweile weiss nun auch Saladin um seine finanzielle Misere, die durch das Ausbleiben der ägyptischen Tribute und seine horrende Freigebigkeit so katastrophale Ausmasse angenommen hatte, dass seine Schwester Sittah heimlich alle Ausgaben selbst bestritten hat. Der reiche Nathan soll nun in die Lücke springen. Sittah heckt einen Plan aus, um den Juden zu überlisten.
Wider Erwarten hat dann das Begehren des Sultans nichts mit Geld zu
tun.
Er will erfahren, welcher Glaube Nathan der liebste sein. Nicht recht
wissend, woran er ist, antwortet Nathan mit einem Märchen, in dem
ein Ring, der die Gabe besitzt, seinem jeweiligen Träger die Liebe
und Achtung der Menschen zu verschaffen, solange vom Vater auf seinen
liebsten Sohn überging, bis ein Vater sich nicht zwischen seinen
drei Söhnen entscheiden kann und täuschend echte Duplikate
fertigen lässt. So kommt es, das sich nach seinem Tode jeder
Bruder im Besitz des magischen Ringes wähnt und die anderen
beiden des Betrugs bezichtigt. Der Richter, der die Frage klären
soll, setzt schliesslich auf die Kraft des Rings und gibt den Rat, den
zum rechtmässigen Nachfolger zu erklären, der von den dreien
insgesamt am beliebtesten sei. Doch jeder liebt nur sich selbst, so
bleibt das Problem vorerst ungelöst.
Ergriffen ob Nathans Weisheit, bittet Saladin Nathan, der ihm ungefragt seine Gelder zur Verfügung stellt, sein Freund zu werden. Nach Hause zurückgekehrt, findet Nathan einen in Liebe zu Recha entbrannten Tempelritter vor. Er reagiert distanziert, interessiert sich besonders für Curds Familienverhältnisse und stösst dadurch auf Unverständnis, das schon schier in Wahn umschlägt, als Daja Curd eröffnet, Recha sei in Wahrheit ein getauftes Christenmädchen. Der sucht in seiner Enttäuschung ob Nathans vermeintlich selbstsüchtigem Verhalten Rat beim Patriarchen, der die hypothetisch gestellte Frage nach dem Schicksal eines Juden, der eine Christin zur Apostasie verführt hätte, in der Realität ohne Berücksichtigung der Motive mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen beantworten will. Durch solch blinden Eifer abgeschreckt, findet Curd zu sich selbst zurück und zu Saladin, der ihn zur Besinnung bringt und sich um die Sache kümmern will.
Der glücklicherweise rechtschaffene,vom Patriarch gesandte Spionage-Bruder, der Nathan einst, damals noch als Reitknecht, das Töchterchen seines Herrn, Nathans Freund von Filnek, übergab, kann Nathan Aufschluss über die Familienverhältnisse seiner Pflegetochter geben und warnt ihn gleichzeitig vor der Anzeige eines Tempelritters, der bald darauf recht zerknirscht eintrifft, und anbietet, Recha vor den Folgen seiner Unbesonnenheit zu retten, indem er sie eheliche. Gross ist seine Enttäuschung, als er von Nathan vernimmt, dass nun Verwandte, vornehmlich ein Bruder, gefunden worden seien. Am liebsten möchte er mit Recha auf und davon, selbst wenn er darüber Muslim werden müsste, aber zwischenzeitlich wurde die Angebetete auf Geheiss des Sultans zu dessen Schwester bestellt.
Daja fürchtet, Recha soll mit einem Muslim verheiratet werden.
Deshalb weiht sie sie in das Geheimnis ihrer Herkunft ein, was bei dem
armen Mädchen, das sich plötzlich seines Vaters beraubt
sieht, zu einem Ohnmachtsanfalll führt. Saladin und Sittah
anerbieten sich, die Eltern zu ersetzen, und wollen Recha und Curd
miteinander verheiraten. Doch der eben mit letzterem erschienene Nathan
vereitelt das. Mit Hilfe der ihm vom Klosterbruder zugestellten
Unterlagen weist er nach, dass Recha und Curd nicht nur Geschwister
sind, Kinder von Nathans verstorbenem Freund, sondern dass jener Freund
auch der verschollene Bruder Saladins war, so dass zum Schluss
Angehörige dreier Religionen durch geistige und erbliche Bande
vereint sind.
Zur Interpretation der 5. Szene, 2. Akt