Woyzeck, ein Fragment.


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Zusammenfassung nach Szenen

(Die Seitenzahlen beziehen sich auf Reklamheft Nr. 7733)

Zimmer (S. 4-5)

Woyzeck rasiert den Hauptmann, der ihn zur Bedächtigkeit mahnt. Ein guter Mensch mit gutem Gewissen sehe nicht verhetzt aus. Woyzeck sei zwar ein guter Mensch, aber dumm (er weis nicht, dass Nord-Süd als Windrichtung unmöglich ist) und unmoralisch, da er ein uneheliches Kind hat. Woyzeck kennt einerseits den Spruch „lasset die Kleinen zu mir kommen, kennt also die Bibel, versucht aber andererseits, dem Hauptmann darzulegen, dass Tugend und Moral eng mit Vornehmsein und Geld verknüpft sind. Kämen er und seinesgleichen in den Himmel, sie müssten wohl donnern helfen.

Freies Feld(S. 5-6).

Woyzeck schneidet mit Anders Stecken. Woyzeck erzählt ihm, von dem Fluch der auf dem Platz liege, Anders singt erst ein kalauerartiges Lied, beginnt sich dann zu fürchten.
Woyzeck beschreibt,was er sieht, mit biblischen Methaphern (Feuer fährt vom Himmel, Posaunen).

Die Stadt (S.6 - 7)

Marie steht mit ihrem Kind (Christian) und Margret, einer anderen Frau, am Fenster und betrachtet den Vorbeimarsch des Zapfenstreiches. Der Tambourmajor erregt aufsehen bei Marie, Margarete stichelt, kriegt ihr Teil zurück und nennt Marie endlich eine Hure.
Marie singt ein zusammengestoppeltes  Lied, da erscheint W. Er ist verstört und lädt Marie für den Abend auf die Messe ein.

Beim Doktor (8-10)

Woyzeck erhält vom Doktor Geld dafür, dass er sich nur von Erbsen ernährt und seinen Urin dem Doktor zu Untersuchungszwecken zur Verfügung stellt. Er hat aber an die Wand gepisst und somit den Vertrag verletzt. Er erklärt das mit der Natur. Der Doktor betrachtet seine philosophischen Ergüsse als  wissenschaftlich interessante Spinnerei und gibt Woyzeck eine Zulange von einem Groschen die Woche.

Buden. Lichter. Volk, dann das Innere der hellerleuchteten Bude. (S. 10 -11)

Woyzeck und Marie gehen über den Markt und treten in ein Panoptikum ein. Der Tambourmajor sieht Marie und ist von ihr beeindruckt. Er folgt ihr mit dem Unteroffizier ins Zelt. Ein Pferd wird als Professor vorgeführt. Marie will es besser sehen und der Tambourmajor hilft ihr dabei.

Mariens Kammer (S. 12)

Marie bewundert dem Tambourmajor. Er prahlt mit seiner Festtagsuniform. Sie reagiert spöttisch, er lobt sie und umfasst sie. Sie wehrt sich, worauf er sie plötzlich als wildes Tier bezeichnet und meint, der Teufel schaue ihr aus den Augen. Marie reagiert gleichmütig.

Hof des Doktors (S. 12 - 13).

Doktor steht am Dachfenster und vergleicht sich mit David, der nach Bathseba ausspäht, nur sind statt nackten Mädchen nur Unterhosen zu sehen. Er wirft eine Katze zum Fenster hinaus um das „ Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt“ zu ermitteln. Woyzeck fängt die ihn beissende Katze auf und wird anschliessend als menschliches Versuchskaninchen vorgeführt.

Mariens Kammer (S. 13 - 14)

Der Tambourmajor hatte Woyzeck weggeschickt. Marie betrachtet die geschenkten Ohrringe. Sie stellt fest, dass sie viel weniger Möglichkeiten hat als grosse Damen, und ist doch ebenso schön.
Als Woyzeck kommt, sagt sie ihm sie hätte die beiden (identischen) Ohrringe gefunden. Er ist skeptisch, beschäftigt sich mit dem Buben, gibt ihr die Löhnung und geht. Marie plagen Gewissensbisse. Sie tröstet sich mit der Vergänglichkeit der Welt.

Strasse (S. 14 -17)

Doktor und Hauptmann treffen sich. Der Hauptmann rät zur Ruhe, der Doktor zur Eile. Der Doktor gibt düstere Prophezeiungen zum Gesunheitsstand des Hauptmanns ab. Woyzeck eilt vorbei. Der Hauptmann sät Zweifel ob der Treue seiner Frau in ihm.

Mariens Kammer (S. 17 - 18).

Woyzeck wirft Marie vor, sie hätte etwas mit dem Major gehabt, was sie für Gerede abtut. Er sucht an ihr ein Zeichen von Schuld, dass er nicht findet.

Wachstube( 18 -19)

Anders singt von einer „braven“ Magd die auf die Soldaten wartet, Woyzeck unterbricht um vom Wetter zu reden, was Anders veranlasst, auf den Tanz zu sprechen zu kommen. Woyzeck wird unruhig, fühlt sich betrogen und will weg.

Wirtshaus (S. 19 -20)

Trinkende Handwerker amüsieren sich, während Woyzeck Marie und den Major beobachtet. Er rast davon, während ein Handwerker eine persiflierte Predigt hält.

Freies Feld(S. 20)

Er hört die Musik, die ihm zu suggerieren scheint, er sollte Marie tot stechen.

Wirtshaus( S. 20 -21)

Der Major spielt sich auf, Woyzeck kämpft mit ihm und verliert, kommentiert anschliessend trocken: „Eins nach dem andern“.

Zimmer in Kaserne (S. 20 -21)

Anders und Woyzeck liegen in einem Bett. Woyzeck kann nicht schlafen. Er hört fortwährend Geigen und wird von Totstechphantasien geplagt.

Kasernenhof (S. 21 - 22)

Anders bestätigt Woyzeck, dass der Major von einem „köstlich Weibsbild“ sprach und dieser geht enttäuscht weg.

Mariens Kammer (22)

Sie liest in der Bibel die Stelle, wo Jesus einer Hure vergibt. Sie ist verzweifelt, dass Franz nicht kam. Der Anblick des Buben gibt ihr einen Stich ins Herz.

Trödlerladen(22-23)

Woyzeck ersteht bei Trödler ein billiges Messer. Der Trödler meint, sich selbst umzubringen dürfe nicht zu viel kosten.

Kaserne(S. 23)

Woyzeck verteilt seine Habe und errechnet auf den Tag genau sein Alter. Anders meint, er habe Fieber.


Strasse (S. 24)

Ein Mädchen singt, aber die Mädchen möchten lieber Marie singen hören, die sich weigert. So erzählt die Grossmutter eine Geschichte, von einem elternlosem Kind, das die Sonne, den Mond, die Sterne und schliesslich die Erde als Betrug entlarvt. (abgewandeltes Motiv aus den sieben Raben)
Woyzeck holt M.


Waldsaum am Teich (S. 24 -25)

Es ist dunkel Marie will heim. Woyzeck frag sie, wie lange sie schon beieinander sind und was sie meine, wie lange es noch daure. Er fragt auch, ob sie friert, obwohl sie doch so heiss sei und versprich ihr, sie werde vom Morgentau nicht frieren. Wenn man kalt sei, friere man nicht mehr. Der Mond geht auf, wie ein blutig Eisen laut Woyzeck, er zieht sein Messer und sticht auf Marie ein.


Mariens Kammer (S. 25)

Woyzeck kommt in ihre Kammer und schaut nach seinem Bub, der vor ihm scheut.


Wirtshaus (S. 26)

Woyzeck ist mit Käthe im Wirtshaus. An seinen Händen wird Blut gefunden. Er gerät in Verdacht und macht sich davon.


Waldweg am Teich (S. 27)

Woyzeck sucht das Messer, wirft es in den Teich und geht ins Wasser, um sich zu waschen. Dazukommende Leute erschauern wegen der Geräusche.
Die Kinder und der Polizist freuen sich über den Mord.

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Kurzzusammenfassung:

Der Soldat Franz Woyzeck hat zusammen mit Marie ein uneheliches Kind (Christian). er unterstützt die beiden mit seinem gesamten Lohn, der er aufbessert, indem er sich einem Doktor als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt. Er erlebt die Natur zum Teil als bedrohlich, hat Wahnvorstellungen und seine eigene Art von Philosophie, die den Doktor belustigt.
Als Woyzeck mit Marie auf die Messe geht, wird sie von einem Tambourmajor bemerkt, der ihr nachstellt. Als Woyzecks Vorgesetzter schickt er ihn weg und trifft sich mit Marie bei ihr zu Hause. Als sie ihn abweist, nennt er sie ein wildes Tier, Später schenkt er ihr Ohrringe, die Marie gefallen. Woyzeck schöpft Verdacht, als sie ihm weismachen will, die hätte sie gefunden. Sie hat nachher ein schlechtes Gewissen.
Woyzecks Verdacht wird vom Hauptmann weiter geschürt, so dass er an Marie ein Zeichen von Schuld sucht.
Er ertappt Marie und den Tambourmajor beim Tanz im Wirtshaus. Anschliessend wird er von Tötungsphantasien geplagt.
Er fordert den Major zum Kampf heraus, unterliegt aber. Als er den Major von einem „köstlichen Weibsbild“ schwärmen hört, die „heiss“ sei geht er zu einem jüdischen Trödler und ersteht ein Messer. Er verteilt seine Habe, holt Marie ab und ersticht sie.
Bei einem Wirtshausbesuch wird Blut an seinen Händen entdeckt.
Er eilt zurück zum Tatort, wirft das Messer in den Teich und versucht sich das Blut abzuwaschen.

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Informationen zum Text

Georg Büchner

* 17.10.1813 - † 19.2.1837

Sein Vater war Stellvertretender Leiter des Darmstädter Bürgerspitals. Büchner kannte die Wirtschaftliche Not der Armen.
Er begann 1831 in Strassburg ein Medizinstudium, wechselte aber 1833 nach Giessen. In der Strassburger Zeit schrieb er Lenz, Leonce und Lena und Woyzeck.
1834 gab er die illegale Flugschrift „Der Hessische Landbote“ heraus.
Vor seiner Verhaftung floh er schliesslich in die Schweiz, wo er Privatdozent in Zürich war. Er hatte nur für sechs Monate Asyl erhalten. Vor Ablauf dieser Frist starb er an Typhus und wurde in Zürich begraben.

Interpretationsansätze

Woyzeck, Marie und ihr Kind stehen ganz unten auf der sozialen Leiter. Woyzeck wird im Verlauf des Stücks immer mehr zerstört. Seine Wahnvorstellungen nehmen zu, Marie, für die er all sein Geld aufwendet, auf die er sein Leben ausgerichtet hat, wird untreu.
Für die Medizin ist er nichts als ein interessanter Fall.
Das Stück zeigt die Motive zur Tat, in dem Woyzecks ganzes soziales Umfeld einbezogen wird. Der Fatalismus der Armen (wenn wir in den Himmel kämen, müssten wir donnern helfen) und die daraus resultierende Hilflosigkeit wird dargestellt. In der Welt gibt es kein Ordnungsprinzip (Märchen von Sonne, Mond, Sternen und Erde), obwohl zahlreiche biblische Bilder erscheinen. Die Welt ist nichts als eine Illusion (Märchen, allerdings ohne positives Ende).

Zeitgeschichtliche Einordnung

1813 Geburt Büchners
1817 Wartburgfest. Die Burschenschaften fordern einen Nationalstadt, Rede und Pressefreiheit etc.
1819. Metternich nimmt die Ermordung Kotzebues durch einen Burschenschafter zum Anlass für einen Gegenschlag.
Die Karlsbaderbeschlüsse verbieten die Burschenschaften und führen eine Vorzensur ein.
1830 Julirevolution in Frankreich
1833 Sturm auf die Hamburger Hauptwache. Viele Freunde Büchners verhaftet.
1834 Verschärfung der Karlsbader Beschlüsse
1837 Tod Büchners
1844 Aufstand der schlesischen Weber
1848 Märzrevolution. Durch die heilige Allianz niedergeschlagen.

Die Zeit zwischen 1815 und 1848 wird als Restaurationszeit bezeichnet. Die Literatur dieser Zeit ist extrem uneinheitlich. Unpolitische Literatur wird als Biedermeier bezeichnet. Revolutionäre (liberale), politische Literatur vor 1835 wird unter dem Begriff „Junges Deutschland“ zusammengefasst, die Literatur im Jahrzehnt vor der Revolution als Vormärz bezeichnet.

Die Literatur (und Schriftstücke allgemein) wurden einem breiteren Publikum zugänglich, weil diverse Erfindungen das Papier und dessen Produktion verbilligten. Auch die Druckkapazität wurde gesteigert. Die Einführung der Schulpflicht trug ebenso dazu bei, dass die Literatur mehr Gewicht erhielt.


Entstehungsgeschichte:

Von Woyzeck sind einige Fragmente vorhanden. Sie basieren auf einem tatsächlichen Kriminalfall. Die Zurechnungsfähigkeit des Schuldigen wurde heftig debattiert. Büchner (selber Arzt) kannte die medizinischen Gutachten und hat aus diesen einige Details (unter anderem den Namen) übernommen. (siehe Kommentar der Reklamausgabe)
Teile des Fragments sind in verschiedenen Handschriften erhalten.  Um das Drama aufzuführen, wurden zahlreiche Umstellungen vorgenommen. Im Manuskript stand beispielsweise die Szene, in der Leute vom Teich unheimliche Töne hören direkt nach der Tötungszene, sie sind also Maries Tod zuzurechnen. (Akzente, Jahrgang 1, 1954).
Ebenso ist der Anfang und der Schluss des Stückes umstritten.
Das Woyzeck am Schluss ertrinkt, ist eine zeitgenössische Annahme, die nicht belegt ist.
Das Fragment erschien erstmals 1878 und wurde am 8.11.1913 in München uraufgeführt.

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Links

Der Text bei Gutenberg
http://gutenberg.spiegel.de/buechner/woyzeck/woyz2001.htm

Büchner-Seiten bei X-Libris
http://www.xlibris.de/Autoren/Buechner/Buechner.htm

Interpretationen
http://berg.heim.at/tibet/450508/Woyzeck.htm
http://berg.heim.at/tibet/450508/Woyzeck2.htm
http://www.laurenthaas.de/Germanistik/Woyzeck.html(Uni)



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Letzte Bearbeitung am 12.05.03 durch Cornelia Steinmann.
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