Woyzeck rasiert den Hauptmann, der ihn zur Bedächtigkeit mahnt.
Ein guter Mensch mit gutem Gewissen sehe nicht verhetzt aus. Woyzeck sei
zwar ein guter Mensch, aber dumm (er weis nicht, dass Nord-Süd
als Windrichtung unmöglich ist) und unmoralisch, da er ein
uneheliches Kind hat. Woyzeck kennt einerseits den Spruch „lasset
die Kleinen zu mir kommen, kennt also die Bibel, versucht aber
andererseits, dem Hauptmann darzulegen, dass Tugend und Moral eng
mit Vornehmsein und Geld verknüpft sind. Kämen er und
seinesgleichen in den Himmel, sie müssten wohl donnern helfen.
Woyzeck schneidet mit Anders Stecken. Woyzeck erzählt ihm, von
dem Fluch der auf dem Platz liege, Anders singt erst ein kalauerartiges
Lied, beginnt sich dann zu fürchten.
Woyzeck beschreibt,was er sieht, mit biblischen Methaphern (Feuer
fährt vom Himmel, Posaunen).
Marie steht mit ihrem Kind (Christian) und Margret, einer anderen
Frau, am Fenster und betrachtet den Vorbeimarsch des Zapfenstreiches.
Der Tambourmajor erregt aufsehen bei Marie, Margarete stichelt,
kriegt ihr Teil zurück und nennt Marie endlich eine Hure.
Marie singt ein zusammengestoppeltes Lied, da erscheint W. Er
ist verstört und lädt Marie für den Abend auf die Messe
ein.
Woyzeck erhält vom Doktor Geld dafür, dass er sich nur von
Erbsen ernährt und seinen Urin dem Doktor zu Untersuchungszwecken
zur Verfügung stellt. Er hat aber an die Wand gepisst und somit
den Vertrag verletzt. Er erklärt das mit der Natur. Der Doktor
betrachtet seine philosophischen Ergüsse als
wissenschaftlich interessante Spinnerei und gibt Woyzeck eine Zulange
von einem Groschen die Woche.
Woyzeck und Marie gehen über den Markt und treten in ein
Panoptikum ein. Der Tambourmajor sieht Marie und ist von ihr
beeindruckt. Er folgt ihr mit dem Unteroffizier ins Zelt. Ein Pferd
wird als Professor vorgeführt. Marie will es besser sehen
und der Tambourmajor hilft ihr dabei.
Marie bewundert dem Tambourmajor. Er prahlt mit seiner
Festtagsuniform. Sie reagiert spöttisch, er lobt sie und umfasst
sie. Sie wehrt sich, worauf er sie plötzlich als wildes Tier
bezeichnet und meint, der Teufel schaue ihr aus den Augen. Marie
reagiert gleichmütig.
Doktor steht am Dachfenster und vergleicht sich mit David, der nach
Bathseba ausspäht, nur sind statt nackten Mädchen nur
Unterhosen zu sehen. Er wirft eine Katze zum Fenster hinaus um das
„ Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt“ zu ermitteln. Woyzeck
fängt die ihn beissende Katze auf und wird anschliessend als
menschliches Versuchskaninchen vorgeführt.
Der Tambourmajor hatte Woyzeck weggeschickt. Marie betrachtet die
geschenkten Ohrringe. Sie stellt fest, dass sie viel weniger
Möglichkeiten hat als grosse Damen, und ist doch ebenso
schön.
Als Woyzeck kommt, sagt sie ihm sie hätte die beiden (identischen)
Ohrringe gefunden. Er ist skeptisch, beschäftigt sich mit dem
Buben, gibt ihr die Löhnung und geht. Marie plagen Gewissensbisse.
Sie tröstet sich mit der Vergänglichkeit der Welt.
Doktor und Hauptmann treffen sich. Der Hauptmann rät zur Ruhe,
der Doktor zur Eile. Der Doktor gibt düstere Prophezeiungen zum
Gesunheitsstand des Hauptmanns ab. Woyzeck eilt vorbei. Der
Hauptmann sät Zweifel ob der Treue seiner Frau in ihm.
Woyzeck wirft Marie vor, sie hätte etwas mit dem Major gehabt,
was sie für Gerede abtut. Er sucht an ihr ein Zeichen von Schuld,
dass er nicht findet.
Anders singt von einer „braven“ Magd die auf die Soldaten wartet,
Woyzeck unterbricht um vom Wetter zu reden, was Anders veranlasst, auf
den Tanz zu sprechen zu kommen. Woyzeck wird unruhig, fühlt
sich betrogen und will weg.
Trinkende Handwerker amüsieren sich, während Woyzeck Marie
und den Major beobachtet. Er rast davon, während ein Handwerker
eine persiflierte Predigt hält.
Er hört die Musik, die ihm zu suggerieren scheint, er sollte
Marie tot stechen.
Der Major spielt sich auf, Woyzeck kämpft mit ihm und verliert,
kommentiert anschliessend trocken: „Eins nach dem andern“.
Anders und Woyzeck liegen in einem Bett. Woyzeck kann nicht
schlafen. Er hört fortwährend Geigen und wird von
Totstechphantasien geplagt.
Anders bestätigt Woyzeck, dass der Major von einem
„köstlich Weibsbild“ sprach und dieser geht enttäuscht weg.
Sie liest in der Bibel die Stelle, wo Jesus einer Hure vergibt. Sie
ist verzweifelt, dass Franz nicht kam. Der Anblick des Buben gibt ihr
einen Stich ins Herz.
Woyzeck ersteht bei Trödler ein billiges Messer. Der
Trödler meint, sich selbst umzubringen dürfe nicht zu viel
kosten.
Woyzeck verteilt seine Habe und errechnet auf den Tag genau sein Alter. Anders meint, er habe Fieber.
Ein Mädchen singt, aber die Mädchen möchten lieber
Marie singen hören, die sich weigert. So erzählt die
Grossmutter eine Geschichte, von einem elternlosem Kind, das die
Sonne, den Mond, die Sterne und schliesslich die Erde als Betrug
entlarvt. (abgewandeltes Motiv aus den sieben Raben)
Woyzeck holt M.
Es ist dunkel Marie will heim. Woyzeck frag sie, wie lange sie schon beieinander sind und was sie meine, wie lange es noch daure. Er fragt auch, ob sie friert, obwohl sie doch so heiss sei und versprich ihr, sie werde vom Morgentau nicht frieren. Wenn man kalt sei, friere man nicht mehr. Der Mond geht auf, wie ein blutig Eisen laut Woyzeck, er zieht sein Messer und sticht auf Marie ein.
Woyzeck kommt in ihre Kammer und schaut nach seinem Bub, der vor ihm scheut.
Woyzeck ist mit Käthe im Wirtshaus. An seinen Händen wird Blut gefunden. Er gerät in Verdacht und macht sich davon.
Woyzeck sucht das Messer, wirft es in den Teich und geht ins Wasser,
um sich zu waschen. Dazukommende Leute erschauern wegen der
Geräusche.
Die Kinder und der Polizist freuen sich über den Mord.
Der Soldat Franz Woyzeck hat zusammen mit Marie ein uneheliches Kind
(Christian). er unterstützt die beiden mit seinem gesamten Lohn,
der er aufbessert, indem er sich einem Doktor als Versuchskaninchen
zur Verfügung stellt. Er erlebt die Natur zum Teil als
bedrohlich, hat Wahnvorstellungen und seine eigene Art von
Philosophie, die den Doktor belustigt.
Als Woyzeck mit Marie auf die Messe geht, wird sie von einem
Tambourmajor bemerkt, der ihr nachstellt. Als Woyzecks Vorgesetzter
schickt er ihn weg und trifft sich mit Marie bei ihr zu Hause. Als
sie ihn abweist, nennt er sie ein wildes Tier, Später schenkt
er ihr Ohrringe, die Marie gefallen. Woyzeck schöpft Verdacht,
als sie ihm weismachen will, die hätte sie gefunden. Sie hat
nachher ein schlechtes Gewissen.
Woyzecks Verdacht wird vom Hauptmann weiter geschürt, so dass er
an Marie ein Zeichen von Schuld sucht.
Er ertappt Marie und den Tambourmajor beim Tanz im Wirtshaus.
Anschliessend wird er von Tötungsphantasien geplagt.
Er fordert den Major zum Kampf heraus, unterliegt aber. Als er den
Major von einem „köstlichen Weibsbild“ schwärmen hört,
die „heiss“ sei geht er zu einem jüdischen Trödler und
ersteht ein Messer. Er verteilt seine Habe, holt Marie ab und
ersticht sie.
Bei einem Wirtshausbesuch wird Blut an seinen Händen entdeckt.
Er eilt zurück zum Tatort, wirft das Messer in den Teich und
versucht sich das Blut abzuwaschen.
Sein Vater war Stellvertretender Leiter des Darmstädter
Bürgerspitals. Büchner kannte die Wirtschaftliche Not der
Armen.
Er begann 1831 in Strassburg ein Medizinstudium, wechselte aber 1833
nach Giessen. In der Strassburger Zeit schrieb er Lenz, Leonce und Lena
und Woyzeck.
1834 gab er die illegale Flugschrift „Der Hessische Landbote“ heraus.
Vor seiner Verhaftung floh er schliesslich in die Schweiz, wo er
Privatdozent in Zürich war. Er hatte nur für sechs Monate
Asyl erhalten. Vor Ablauf dieser Frist starb er an Typhus und wurde in
Zürich begraben.
Woyzeck, Marie und ihr Kind stehen ganz unten auf der sozialen
Leiter. Woyzeck wird im Verlauf des Stücks immer mehr
zerstört. Seine Wahnvorstellungen nehmen zu, Marie, für
die er all sein Geld aufwendet, auf die er sein Leben ausgerichtet
hat, wird untreu.
Für die Medizin ist er nichts als ein interessanter Fall.
Das Stück zeigt die Motive zur Tat, in dem Woyzecks ganzes
soziales Umfeld einbezogen wird. Der Fatalismus der Armen (wenn wir in
den Himmel kämen, müssten wir donnern helfen) und die
daraus resultierende Hilflosigkeit wird dargestellt. In der Welt gibt
es kein Ordnungsprinzip (Märchen von Sonne, Mond, Sternen und
Erde), obwohl zahlreiche biblische Bilder erscheinen. Die Welt ist
nichts als eine Illusion (Märchen, allerdings ohne positives
Ende).
Die Zeit zwischen 1815 und 1848 wird als Restaurationszeit bezeichnet. Die Literatur dieser Zeit ist extrem uneinheitlich. Unpolitische Literatur wird als Biedermeier bezeichnet. Revolutionäre (liberale), politische Literatur vor 1835 wird unter dem Begriff „Junges Deutschland“ zusammengefasst, die Literatur im Jahrzehnt vor der Revolution als Vormärz bezeichnet.
Die Literatur (und Schriftstücke allgemein) wurden einem breiteren Publikum zugänglich, weil diverse Erfindungen das Papier und dessen Produktion verbilligten. Auch die Druckkapazität wurde gesteigert. Die Einführung der Schulpflicht trug ebenso dazu bei, dass die Literatur mehr Gewicht erhielt.
Von Woyzeck sind einige Fragmente vorhanden. Sie basieren auf einem
tatsächlichen Kriminalfall. Die Zurechnungsfähigkeit des
Schuldigen wurde heftig debattiert. Büchner (selber Arzt) kannte
die medizinischen Gutachten und hat aus diesen einige Details (unter
anderem den Namen) übernommen. (siehe Kommentar der Reklamausgabe)
Teile des Fragments sind in verschiedenen Handschriften erhalten.
Um das Drama aufzuführen, wurden zahlreiche Umstellungen
vorgenommen. Im Manuskript stand beispielsweise die Szene, in der Leute
vom Teich unheimliche Töne hören direkt nach der
Tötungszene, sie sind also Maries Tod zuzurechnen. (Akzente,
Jahrgang 1, 1954).
Ebenso ist der Anfang und der Schluss des Stückes umstritten.
Das Woyzeck am Schluss ertrinkt, ist eine zeitgenössische
Annahme, die nicht belegt ist.
Das Fragment erschien erstmals 1878 und wurde am 8.11.1913 in
München uraufgeführt.
Letzte Bearbeitung am 12.05.03 durch Cornelia Steinmann.
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