Die Wupper – Else Lasker-Schüler


Schauspiel in fünf Aufzügen (6 Bildern). Private Uraufführung 1919, öffentlich 1927.

Zusammenfassung:


Im 1. Akt, der im Arbeiterviertel einer Stadt im Wuppertal spielt, versucht Grossvater Wallbrecker seinen Enkel von seinem Berufswunsch Priester abzubringen.
Lieschen hat die Pfeife ihres Bruders versetzt, um dem Grossvater eine neue kaufen zu können.
Die Sprache ist sehr dialektal. Der Grossvater tut sich mit Fremdwörtern schwer (Carliäre statt Karriere). Drei Herumtreiber treten auf, sie finden Karl aufgeblasen. Der Pendelfrederech scheint ein Exhibitionist zu sein. Einer der drei will Karls Portemonnaie klauen, dieser verdreht ihm aber den Arm.
Im 2. Akt (Garten einer Villa) spricht eine Dienstbotin der Sonntags mit der Grossmutter Carls und beschreibt den Respekt, den Carl im Hause Sonntag geniesse. Mutter Pius legt für die Dienstboten die Karten. Heinrich, ein Sohn der Sonntag, schäkert mit ihr, will nicht das Marta (Schwester) mit einem seiner Angestellten dasselbe tut. Carl kommt mit seinem Freund Eduard zu den Sonntags zum Essen. Marta zeigt Carl ihre Stickerei. Mutter Sonntag ist von Carl nur mittelmässig begeistert. Eduard scheint sehr krank zu sein, spricht immer wieder vom Himmel. Er will katholischer Geistlicher werden, Carl evangelischer. Einer der drei Herumtreiber hat Heinrich seinen Tod prophezeit.
Im 3. Akt (Jahrmarkt) sind die Gesellschaftsschichten komplett vermischt.
Heinrich fährt mit Lieschen Karussel und erfährt zufällig, dass sie das Liebchen seines Bruders Eduard ist (wobei das mehr ein erzieherisches als ein sexuelles Verhältnis zu sein scheint). Dr. von Simon will seine Liebste (Dienstbotin der Sonntags) zu vorehelichem Geschlechtsverkehr verführen. Es kommt zu einer Schlägerei wegen einer früheren Affäre Simons. Zum Abschluss der Szene kommen die drei Herumtreiber, die den „Garten nun von Sünde reinigen“ wollen.
Der vierte Akt spielt wieder im Arbeiterviertel. Die Wupper ist bewegt und dunkelrot gefärbt.
Eduard sieht Lieschen und schenkt ihr ein Bild. Grossvater Wallbrecker bezeichnet Eduard als Heiligen. Alle trinken zusammen Kaffee. Eduard möchte, dass Marta sich im Lieschen kümmert. Er geht um auf die bevorstehenden Prüfungen zu lernen. Carls Familie spricht über ihn. Mutter Pius weiss, dass Carl Marta liebt und rät ihm, mit Mutter Sonntag zu sprechen, wenn er die Examen bestanden hat. August, Lieschens Bruder kommt von der Fabrik, wo wieder gestreikt wird. In ihrer Ablehnung gegen die Streiks sind sich Carl und August für einmal einig.
Im fünften Akt (Gartenzimmer in der Villa der Sonntags) trauert Familie Sonntag um Heinrich, der tatsächlich gestorben ist. Marta ersetzt den Trauerflor auf Eduards Geheiss mit frischem Grün, Auguste hängt dann den Trauerflor wieder hin. Carl kommt, um um Martas Hand anzuhalten. Frau Sonntag ist über den Antrag entsetzt. Unterdessen flirten Dr. von Simon und Marta im Garten. Fr. Sonntag deutet finanzielle Schwierigkeiten an, und dass sie froh sein könnten, dass Simon Marta nehme. Edurard ist dagegen, das Mädchen „zu verkaufen“. Berta läuft davon. Fr. Sonntag erhält Nacktbild von Marta.
2. Szene (im Arbeiterviertel): Eduard will Carl besuchen, der sich besäuft. Eduard wird zurückgestossen, geht traurig nach Hause.

Kommentar aus dem Schauspielführer:

 „poetisches Stimmungsbild aus dem Wuppertal zu Beginn des Industriezeitalters“. Die Armut der Färber und Industriearbeiter wird dem verfallenden Wohlstand der Fabrikantenfamilie Sonntag gegenüber gestellt. Die Szene auf dem Jahrmarkt gilt als Höhepunkt.

Mein Kommentar:

Alle dargestellten Menschen erscheinen gewöhnlich, viel Aberglaube taucht auf (Karten lesen, Prophezeiungen, Wunderkuren der Mutter Pius).
Carl steht zwischen den Welten. Er ist ein Sozialeraufsteiger, der nicht mehr richtig in die Arbeiterwelt passt und in der höheren Schicht nicht akzeptiert wird. Die Frage ist, ob er sich nun ganz zurückzieht, oder ob „Suff“ nur vorübergehend war. Scheitern scheint wahrscheinlich.

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Bemerkenswert

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