Penthesilea – Kleist
Allgemeines:
Tragödie in Versen, (24 Auftritte) erschienen 1808. Keine Akteinteilung.
Uraufführung:
Berlin 1876, in bearbeiteter Fassung.
Personen:
Penthesilea, Königin der Amazonen. Prothoe, Meroe, Asteria, Fürstinnen
der Amazonen. Die Oberpristerin der Diana, die das Rosenfest vorbereiten
soll. Achilles, Antilochus, Odysseus, Diomedes, Könige der Griechen.
Zeit:
Schlachtfeld vor Troja.
Inhalt:
Auf dem Schlachtfeld von Troja erscheinen plötzliche die kriegrischen
Amazonen, geführt von ihrer Königing Penthesilea, die gegen beide
Parteien Krieg führen, Helden auf beiden Seiten töten und andere
gefangennehmen. Penthesilea und Achilles sind beide voneinander fasziniert
und stellen sich einander immer wieder zum Kampf. Als das eigentliche Ziel
des Amazonenzuges erreicht ist, die nötige Anzahl Männer die für
das „Rosenfest“ und damit für den Fortbestand des Stammes gefangen
genommen wurde, hört Penthesilea, obwohl es den Amazonen verboten ist,
sich einen bestimmten Mann auszuwählen, nicht auf zu versuchen, Achilles
zu fangen und gefährdet so das Wohl des Stammes. Schliesslich gewinnt
Achill. Penthesileas Vertraute Prothoe überredet ihn aber, die Ohnmächtige
glauben zu lassen, sie habe gewonnen. Daraus ergibt sich eine Liebesszene,
die durch das Vordringen der anderen Amazonen unterbrochen wird. Die Täuschung
wird offenbar. Im darauffolgenden Kampfgetümmel werden die beiden
getrennt. Achilles will sich Penthesilea zum Schein zum Zweikampf stellen,
und freiwillig unterliegen, da sie ihn nur dann lieben darf. Penthesilea
überreagiert, und zerfleischt das Objekt ihrer Begierde gemeinsam
mit ihrer Hundemeute. In plötzliche Erkenntnis ihrer Tat stirbt sie
durch „ein vernichtendes Gefühl“ selbst.
Stoffgeschichte:
Bereits in der Illias greifen die Amazonen in den Kampf um Troja ein,
hier aber auf der Seite der Trojaner. Der Ursprung des Amazonenstaates
wird verschiedenen erklärt, bei Herodot gilt er als Utopie.
Die Rituale zur Stammeserhaltung werden zum Teil genau beschrieben. In
einigen Quellen tötet Achill Penthesilea, in anderen sind die Rollen
vertauscht. Häufiges Thema war auch der Männerhass der Amazonen.
Das Ende ist in den Bacchen des Euripides vorgeformt (allerdings nicht
mit Penthesilea verknüpft).
In unserer Literatur setzte sich das Amazonenmotiv in der Renaissance
durch. Die Romantik liess es wiederaufleben.
Themen:
- Gegensatz/ Ähnlichkeit zwischen Liebe und Hass. Penthesilea
schwankt zwischen Zärtlichkeit und äusserster Gewalt. „Küsse,
Bisse/ das reimt sich, und wer recht von Herzen leibt,/ kann schon das eine
für das andre greifen“
- Liebe als Kampf der Geschlechter.
- Amazonenmythos: Männliches im Weiblichen und vice versa.
- Achilles sieht ein, dass er Penthesileas Wesen respektieren muss,
wenn er sie besitzen will und will sich im Zweikampf besiegen lassen.
- Kleist sagte zur Penthesilea: „Mein innerstes Wesen liegt darin...
der ganze Schmerz zugleich und Glanz meiner Seele“.
- Bezüge zur Romantik:
- Die Penthesilea bricht mit vielen Regeln des klassischen Dramas
und schockiert die Zuschauer. Das Drama ist von der Form her offen.
- Penthesilea ist nicht besonnen wie Iphigenie, sondern wird von
Gefühlen getrieben.
Gedanken:
- Das Stück ist in gewisser Weise eine Gegenwelt zur Iphigenie.
Die Amazonen stammen wie Thoas und die Taurer von den Skythen ab und huldigen
Diana. Penthesilea erscheint aber nicht humanisiert. Goethe hat die Penthesilea
nicht gerade enthusiastisch aufgenommen.
- Die Liebesszene hebt den Gegensatz zwischen dem Gesetz der Amazonen
und Penthesileas individuellen Wünschen auf, weil sie meint, den Geliebten
besiegt zu haben. Anders als im Prinz Homburg bircht diese Brücke,
die das tragische Element aufhebt, und das Stück endet wirklich tragisch.
- Hybris von Penthesilea, die sich über die Gesetze ihres Volkes
hinwegsetzt.
Weiterführende Links:
Text bei Gutenberg:
http://www.gutenberg2000.de/kleist/penthes/penthes.htm
Kleist Archiv Sembdner der Stadt Heilbronn:
http://www.kleist.org/index.htm