Die Odysee (9. Gesang) - Homer


Autor:

Unter dem Stichwort „homerische Frage“ wurde seit dem 18. Jahrhundert diskutiert, ob die Ilias (bzw. Odyssee) so wie sie uns überliefert ist, eine von Homer gewollte Einheit oder aus Einzelteilen zusammengestellt ist. Steht also Homer am Anfang (als Dichter des Kernstücks, um das sich dann andere Bestandteile lagerten) oder steht er am Ende (als abschließender Ordner)?
Die einen sehen beide Epen sind keine einheitlich komponierten Werke, es ist aber gut möglich, das ein Autor (Homer?) den Stoff wenn nicht selbst geschrieben, so doch zusammengestellt hat.
Bereits in der Antike wurde diskutiert, ob Illias und Odysee vom selben Autor stammen können, heute nimmt man an, dass mindestens eine Generation zwischen den beiden Werken liegt. Gewandelt hat sich vor allem das Bild von Göttern und Menschen.

Verarbeitete Stoffkreise:

Sprache, Versmass:

 Das Versmaß Homers ist der daktylische Hexameter, der hier bereits seine klassische, später kaum mehr modifizierte Form hat. Die Sprache ist aus jonischen und äolischen Bestandteilen gemischt. Hohe Stillage. Stereotype Phrasen und Epiteta (schmückende Adjektive)

Hintergrundinfos zur Odyssee:

Die Odysee ist ein Epos in 12200 Hexametern, dass spätestens um 700 v. Chr. entstanden ist. Sie ist nach der Illias das zweitälteste Werk der griechischen und abendländischen Literatur.
Die Illias schildet die Belagerung Trojas und vom Zorn des von Agamemnon beleidigten Achilleus. Sie schließt mit Hektors Tod.
Die Odyssee berichtet in 24 Büchern von der langen Irrfahrt und glücklichen Heimkehr des Königs Odysseus nach Ithaka, die rund 10 Jahre dauert. Der grösste Teil (bis zum Aufenthalt bei Kalypso auf Ogygia) wird in Rückblenden und Liedern eines fahrenden Sängers erzählt, die tatsächliche Berichtszeit umfasst nur 40 Tage. Die Odyssee ist in zwei gleichlange Teile (je 12 Gesänge für Irrfahrt und Rückkehr) geteilt. Die Handlung verläuft im gesamten ersten Teil (eig. bis zum 15. Gesang) zweigeteilt. Einerseits die Geschichte vom Sohn, der seinen Vater sucht, und andererseits die Odysseus Irrfahrten.

Inhalt des 9. Buches:

Odysseus erzählt bei Akinoos Gastmahl seine Geschichte.
Nachdem er und seine Gefährten Troja verliessen, kamen sie zu den Kikonen, wo sie plünderten. Weil sie gegen Odysseus’s Rat nicht sofort wieder aufbrachen, wurden sie von kriegsgewandten Kikonen aus dem Landesinneren angegriffen. Pro Schiff gab es sechs Tote. Ein Sturm verschlug sie zu den Lotosessern. 3 ausgesandte Kundschafter vergassen ob dem Lotos ihren Auftrag und wollten nicht mehr nach Hause. Odysseus liess sie fesseln und auf das Schiff bringen.
Auf der weiterfahrt kamen sie zum Land der Kyklopen, Riesen, die keinen Ackerbau treiben, eigenbrötlerisch leben und keine Gesetze kennen. Vor dem Land ist eine kleine Insel, unbebaut aber fruchtbar und mit vielen wilden Ziegen. Odysseus landet mit seinen Gefährten auf dieser Insel, sie jagen viele Ziegen und veranstalten zusammen mit dem den Kikonen gestohlenen Wein ein Festmahl. Am anderen Morgen fährt Odysseus allein mit seinem Schiff ins Land der Kikonen.
Sehen vom Schiff aus die Höhle von Polyphemos. Odysseus versteckt das Schiff und geht nur mit zwölf Leuten an Land. Sie nehmen Schläuche mit süssem Wein mit.
Der Kyklop ist nicht zu Hause, er hat reiche Vorräte an Käse, viele Lämmer und Böcklein. Die Gefährten raten Odysseus, gleich Kässe und Vieh zu stehlen, er aber will warten.
Sie essen Käse und warten ind der Höhle. Als der Reise erscheint, flüchten alle in den äussersten Winkel der Höhle. Der Riese schliesst den Türstein hinter sich. Erst nachdem er all seine Arbeiten erledigt hat, bemerkt er die Gesellen. Odysseus erzählt ihre Geschichte und bittet bei den Göttern um Obdach, der Kyklop will wissen, wo Odysseus sein Schiff habe, er verschweigt es aber.
Der Kyklop verspeisst darauf zwei von Odysseus Begleitern zum Abendessen. Odysseus will den schlafenden Töten, weil die Gefährten den Türstein aber nicht aus eigener Kraft bewegen können, unterlässt er es. Am nächsten Tag frisst der Kyklop wieder zwei Menschen und schliesst die restlichen in der Höhle ein. Nach dem er am Abend zwei weitere Gefährten verspeisst hat, macht ihn Odysseus mit dem süssen Wein betrunken und sagt ihm, er heisse „Niemand“. Als Dank für den Wein, verspricht ihm der Kyklop, ihn als letzten zu fressen. Der Riese fällt darauf in Schlaf. Odysseus erhitzt einen zugespitzen Holzstab und bohrt ihn dem Riesen zusammen mit vier Gefährten ins Auge. Auf das Geschrei Polyphems laufen andere Kyklopen zusammen. Da Polyphem den anderen aber antwortete „Niemand“ habe ihn verletzt und überlistet, ziehen sie bald wieder ab. Odysseus bindet jeweils drei Widder zusammen, unter dem er seine Leute versteckt, er selbst hängt sich dem mächtigsten Widder unter den Bauch. So gelangen sie am Morgen am blinden Polyphem vorbei aus der Höhle und mit einem Teil von Polyphems Herde aufs Schiff. Vom Schiff aus verhöhnt Odysseus den Riesen und nennt ihm seinen wahren Namen. Polyphem fleht zu seinem Vater Poseidon, die Heimfahrt Odysseus zu verzögern, sein Schiff zu zerstören, seine Gesellen zu zerstreuen etc. Odysseus kehrt zu den versteckten Schiffen zurück, die Beute wird verzehrt und Odysseus opfert Zeus den prächtigen Widder, der das Opfer aber nicht annimmt.


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