Genesis
Alternativer Titel:
1. Buch Mose. (1. Buch des Pentateuch)
Entstehungsgeschichte:
In der heutigen Forschung herrscht die Meinung vor, dass die Genesis
im wesentlichen aus drei unterschiedlich alten Quellen zusammengesetzt
sei, die sich z. B. durch die Bezeichnung für „Gott“ unterscheiden.
Der „Jawist“ soll zur Zeit Salomons (950 v. Chr.), der Elohist um 800 v.
Chr (im Nordreich) und die priesterliche Quelle in der Zeit des babylonischen
Exils (6. Jh. v. Chr.) entstanden sein.
Daneben existiert auch die Auffassung, dass es sich bei der Genesis grundsätzlich
um eine einzige Quelle handle, der später einzelne Zusätze beigefügt
worden seien. In dieser Lesart müssen die zum Teil doppelt erzählten
Ereignisse (z. B. Schöpfung, Schaffung des Menschen) mit der hebräischen,
zur Redundanz neigenden, Erzählweise erklärt werden.
In der jüdischen und christlichen Tradition galt der von Gott inspirierte
Mose als der Verfasser der Genesis. Da die Genesis von der Kirche (und
damit in der Rezeption) als Einheit aufgefasst wurde, ist die Entstehungsgeschichte
für ihre Wirkung nicht relevant.
Inhalt:
Die Genesis wird in zwei bzw. drei Teile eingeteilt.
1. Urgeschichte (= Erschaffung der Welt und Geschichte der ersten
Menschen) und
2. Patriarchen(= Erzväter); die Josephsgeschichte
gilt zum Teil als eigenständig.
Schöpfung: Gott erschuf die Welt in sieben Tagen. Erschaffung
des Lichts (1), des Himmels (2), von Meer, Land und Vegetation (3), der
Himmelskörper (4), der Fische und Vögel (5), der Landtiere und
des Menschen (Mann und Frau) (6). Am siebten Tag ruhte Gott.
Anschliessend wird der Garten Eden und die Erschaffung der Menschen beschrieben.
Hier ist der Mann zuerst alleine, die Frau wird später aus einer seiner
Rippen geschaffen. Die Frau lässt sich von der Schlange verführen,
vom Baum der Erkenntnis zu essen und Adam davon anzubieten. Die beiden
Entdecken die Scham und die Angst vor Gott. Auf den Sündenfall und
die Vertreibung aus dem Garten folgt die
Ermordung Abels durch seinen
Bruder Kain. Das Opfer des Hirten Abel wurde von Gott akzeptiert, dasjenige
des Bauern Kain nicht. In seinem Zorn erschlägt Abel Kain und muss
seine Heimat verlassen. Gott versieht ihn mit dem Kainszeichen. Anschliessend
folgen die Nachkommen von Kain und Adam und Eva bis hin zu Noah (=Noe) und
seinen Söhnen Ham, Sem und Japhet.
Gott wollte die Menschen wieder ausrotten, weil sie nicht rechtschaffen
lebten. Einzig
Noah mit seiner Familie sollte gerettet werden. Er
liess ihn die Arche bauen und von jeder Tierart mindestens ein Paar mit auf
das Schiff nehmen. Nach der Sintflut liess Noah eine Taube und einen Raben
hinaus, um zu sehen, ob das Wasser abgelaufen war. Die Taube brachte beim
zweitenmal einen Ölzweig, beim drittenmal kehrte sie nicht mehr zurück.
Gott schliesst mit Noah einen Bund und verspricht, die Menschheit nie mehr
ausrotten zu wollen (Regenbogen). Noah verflucht Ham, weil er ihn im Rausch
nackt gesehen und nicht verhüllt hat. Ausgehend von den Söhnen
Noahs entstehen die Völker der Erde.
Turmbau zu Babel, Verwirrung der Sprache.
Stammbaum der Nachkommen Sems, bis Abraham.
Gott befiehlt
Abram (später Abraham),von Mesopotamien (Haran
in Chaldäa) nach Kanaan zu ziehen. Dieser weicht wegen einer Hungersnot
nach Ägypten aus, wo der Pharao seine Frau Sarai zur Frau nimmt (aufgrund
falscher Angaben Abrams, der wegen der Schönheit seiner Frau um sein
Leben fürchtete und sie als seine Schwester ausgibt) und sie wieder
frei gibt, nachdem sein Haus von einer Plage getroffen wird. Abram und Sarai
kehren nach Kanaan zurück, sein Neffe Lot siedelt in Sodom.
Im Krieg der Könige wird Lot bei der Plünderung Sodoms gefangen
genommen, Abram organisiert eine Rettungsaktion.
Gott schliesst mit Abram einen
Bund und prophezeit ihm eine gewaltige
Nachkommenschaft. Vorerst erhält er aber nur ein Kind von seiner Nebenfrau
Hagar, Ismael. Gott erscheint Abram erneut, und schliesst erneut einen
Bund, die Beschneidung ist das Zeichen dafür. Namenswechsel. Abram
wird zu Abraham, Sarai zu Sara.
Drei Besucher (Engel) kommen zu Abraham und Sara. Sie verheissen der
schon betagten Sara ein Kind, worüber diese in Lachen ausbricht. Abraham
erfährt, dass
Sodom und Gomorra zerstört werden sollen.
Er tritt für Sodom ein. Selbst wenn nur zehn Gerechte dort Leben, soll
die Stadt verschont werden. Die Engel gehen darauf nach Sodom, wo sich nur
Lot gottesfürchtig verhält. (Er achtet das Gastrecht so hoch,
dass er lieber seine Töchter vergewaltigen liesse, als seine Gäste
herauszurücken). Die Engel veranlassen und verhelfen ihm und seiner
Familie zur Flucht. Seine Frau erstarrt dabei zur Salzsäule.
Sara bringt schliesslich
Isaak zur Welt, was zu Konflikten zwischen
ihr und Hagar und schliesslich zum Aussschluss von Hagar und ihrem Sohn
Ismael aus der Sippe Abrahams führt. Gott nimmt sich Hagar und Ismael
an. Dieser wird Stammvater eines grossen Volkes (Mohamed berief sich darauf,
von Ismael abzustammen.)
Gott verlangt von Abraham, seinen einzigen Sohn Isaak zu opfern, Abraham
wäre dazu bereit, ihm letzten Augenblick schickt Gott einen Widder
als Stellvertreter.
Nach dem Tode Saras erwirbt Abraham ein Familiengrab. Er schickt seinen
Knecht aus, in der alten Heimat (Haran) für Isaak eine Frau zu suchen.
Der Knecht trifft auf Rebekka, die sich so verhält, wie der Knecht
sich das von Gott als Zeichen gewünscht hat (gibt ihm und seinen Kamelen
Wasser). Abraham stirbt und wird neben Sara bestattet.
Rebekka gebiert Isaak Zwillinge, die in Temperament und Aussehen ganz
verschieden sind. Der Erstgeborene
Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht
an
Jakob für ein Linsengericht. Als Isaak Esau segnen will,
erschleicht sich Jakob mit Hilfe seiner Mutter den Segen (streift sich Haut
eines Böckleins über die Hände und täuscht so den erblindeten
Vater), flieht aber vor dem Zorn Esaus nach Haran. Unterwegs träumt
er von der Himmelsleiter und Gott prophezeit ihm viele Nachkommen. In Haran
begegnet Jakob Rahel, für die er bei ihrem Vater Laban (Rebekkas Bruder!)
sieben Jahre arbeitet, statt ihr aber ihre Schwester Lea zur Frau erhält.
Laban gibt ihm auch Rahel, aber er muss weitere sieben Jahre für ihn
arbeiten. Er heiratet überdies auch die Sklavinnen der beiden Schwestern.
Er verlässt Laban schliesslich heimlich (nach der Geburt Josefs). Laban
lässt ihn letztendlich ziehen. (Episode mit den Hausgöttern Labans.
Jakob weiss nicht, dass Rahel sie mitgenommen hat und lässt Laban alle
durchsuchen, er soll denjenigen töten, bei dem er sie findet. Rahel gibt
vor, ihre Tage zu haben und wird nicht entdeckt.
Jakob hat grosse Angst, als er erfährt, dass Esau ihm mit einer
grossen Streitmacht entgegen kommt und schickt ihm umfangreiche Geschenke
entgegen. In der Nacht kämpft Jakob mit einem Mann, den er im Nachhinein
als Engel Gottes (oder Gott selbst) erkennt und der ihm den Namen Israel
gibt. Jakob versöhnt sich mit Esau und lässt sich in der Gegend
von Sichem nieder. Seine Tochter Dina wird vom Sohn des Stadtfürsten
vergewaltigt, ihre Brüder Simeon und Levi nehme grausame Rache. Jakob
siedelt deswegen nach Bethel über, dabei stirbt Rahel an Benjamins
Geburt. Isaak stirbt mit 180 Jahren und wird von den Brüdern begraben.
Josef, Jakobs (Israel) Lieblingssohn (Gewand) träumt, dass
sich Garben und Gestirne vor ihm verneigen. Seine Büder überfallen
ihn, töten ihn aber dank dem Eingreifen Rubens nicht. Sie verkaufen
ihn schliesslich als Sklaven an durchreisende Händler, die ihn an
einen pharaonischen Hofbeamten, Potifar, verkaufen. Die Brüder täuschen
den Vater mit blutgetränkten Fetzen von Josefs Gewand. Josef erwirbt
rasch die Gunst Potifars, landet aber durch eine Intrige von dessen Frau
(sexueller Frust) im Gefängnis. Dort deutet er die Träume zweier
hochgestellter Gefangener (Weinstöcke und Brotkörbe), weswegen
er zugezogen wird, als der Pharao unverständliche Träume hat
(magere Kühe und magere Ähren). Josef deutet diese als Zeichen
für eine Hungersnot und wird als Stellvertreter des Pharaos mit der
Organisation der Vorsorgemassnahmen betraut.
Die Hungersnot betrifft auch Josefs Familie in Kanaan. Israel schickt
seine Söhne (mit Ausnahme von Benjamin, den er als letzen Rahelssohn
nicht weglassen will) nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Josef erkennt
seine Brüder sofort, gibt seine Identität aber noch nicht preis.
Er klagt sie an, Spione zu sein, und behält Simon als Geisel, bis
sie ihm zum Beweis ihrer Wahrhaftigkeit den elften Bruden, Benjamin, brächten.
Nach langem Zögern und nachdem Juda für Benjamin gebürgt
hat, schickt Jakob diesmal alle seine Söhne nach Ägypten. Als
letzten Test lässt Josef einen Silberbecher in Benjamins Sachen verstecken,
und droht, Benjamin zur Strafe für den Diebstahl zu versklaven. Die
Brüder stehen aber für Benjamin ein (vor allem Juda, der damals
den Handel mit den Händlern abschloss) und Josef gibt sich zu erkennen.
Jakob übersiedelt mit seiner gesamten Familie nach Ägypten.
Auf dem Totenbett segnet er seine Nachkommen (gilt als eines der frühesten
Beispiele biblischer Poesie). Die Genesis schliesst mit dem Tod Josefs
im Alter von 110 Jahren.
Geschichte von Juda und Tamar (in Josefs Geschichte eingeschoben: Onan,
Judas zweiter Sohn, muss Tamar, die Witwe von Judas ältestem Sohn Er,
heiraten um für Er einen Nachfolger zu zeugen. (und vermutlich einen
Ernährer für Tamar) Weil ihm dies missfiel, hielt er seinen Samen
zurück. (Onanie!). Nach Onans Tod wollte Juda Tamar seinen jüngsten
Sohn nicht auch noch zum Mann geben. Tamar verkleidet sich als Hure, nimmt
von Juda seinen Siegelring als Pfand und geht zu ihrem Vater zurück.
Als ihre Schwangerschaft bekannt wird, will Juda sie verurteilen lassen,
sieht aber angesichts der Pfänder seine Schuld ein und nimmt sie wieder
in sein Haus auf.
Bemerkungen:
- Ethymologische Erklärungen von Orts- und Stammesnamen.
- Leitet die Herkunft von Stämmen her.
- Viele Redundante Stellen, doppelte, zum Teil wiedersprüchliche
Erzählstränge (Schöpfung, Tiere auf die Arche bringen, Abraham
gibt Sara als Schwester aus (einmal bei Pharao, einmal bei Abimelech, auch
Isaak tut das später einmal (auch bei Abimelech))
- Formelhafte Wendungen (Es wurde Abend und es wurde Morgen, der
X.te Tag etc.)
- Die Hungersnot wird als Begründung für Leibeigenschaft
in Ägypten angegeben.
- Wegen Josef kommen Abrahams Nachkommen ins Land Goschen, von wo
sie unter Mose wieder wegziehen.
- Das Wort Tohuwabohu ist eigentlich ein Doppeladjektiv mit der Bedeutung
„wüst und leer“.
- Der biblische Flutbericht wurde wohl auch vom Gilgameschepos beeeinflusst.
- Der Fluch Noahs trifft nicht nur Ham, sondern auch seine Nachfahren,
die Kaaniter, von denen die Israeliter das verheissene Land erobern sollten.
In den Südstaaten wurde diese Stelle z.T. als Legitimation für
die Sklaverei verwendet, in dem man die Schwarzen als Nachkommen Hams bezeichnete.
- Die drei Männer, die Abraham besuchten, wurden z.T als vorwegnahme
der Heilligen Dreifaltigkeit ausgelegt.
- Nach dem jüdischen Kalender wurde die Welt 3760 v. Chr. geschaffen.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis