Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S. -

Niklaus Meienberg


Inhalt dieser Seite

[Home] [Home Literatur]

Zusammenfassung des Inhalts

Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S. wurde in Buchform erstmals 1975 in „Reportagen aus der Schweiz“ veröffentlicht. Sie beginnt mit der Beschreibung der Hinrichtung von Ernst. S, des ersten von 17 hingerichteten Landesverrätern, und vergleicht die Situation mit einem Mord, der in der Folge untersucht wird.

Der Autor (scheint mir bei einer Reportage als Begriff gerechtfertigt) schildert die Herkunft und Familiensituation von Ernst S. Der Text wird immer wieder durch Zitate (Auszüge aus Gutachten, Briefen, Beschreibung von Bildern etc.) und Fussnoten ergänzt. So kontrastiert er bespielsweise die kümmerlichen Lebensumstände von S. Familie mit den verklärenden Beschreibungen eines Ostschweizerlokalredateurs zur Heimarbeit.

Der Autor thematisiert im Text immer von Neuem die Quellen (psychiatirisches Gutachten, Zeugenaussagen). Er zeigt auf, wie Ernst S. schon in jungen Jahren bei den Behörden aneckt ("arbeitsscheu", bricht Lehre ab, ist in Erziehungsheim, dann später Beziehung zu Mädchen, die als Schändungsversuch deklariert wird).

S. Kontakte mit dem deutschen Geheimdienst stellt Maienberg das Treiben gutgestellter St. Galler gegenüber, die zum Teil  den Nazis grosse Sympathien entgegenbrachten, für den Anschluss arbeiteten und von denen kein einziger als Landesverräter erschossen wurde. Ernst S. dagegen gab den Deutschen einige Granaten (welche militärische Gutachter als unwichtig eingestuft hatten, was aber erst 1979 bekannt wurde) und zeichnete einige Befestigungsanlagen, aber mehr phantasievoll als realitätsgetreu und wurde dafür erschossen, während die Schweizer Waffenindustrie die Deutschen offiziell belieferte, Wille  General Guisan absetzen wollte etc.

Ernst S. forderte schliesslich selbst seinen Tod (ich bin ein Sauhund) und wurde dafür seinen Mitbürgern wieder achtenswerter. (Pfarrer: Er ist wie ein Held gestorben, er ist jetzt in einem Land, wo es keine Verräter mehr gibt; Militärrichter Germann: das war „rassig“; Staatsanwalt empfand plötzlich „mehr Achtung“). Wie der Prinz Friedrich von Homburg (Kleist) wird S. gewissermassen durch die Akzeptanz seiner „Schuld“ wieder in die Gesellschaft aufgenommen, aber ohne Happyend. Der Autor lässt keinen Zweifel daran, dass S. seiner Ansicht nach (ähnlich wie Alfredo Trapps in die Panne (Dürrenmatt)) zum Erkennen seiner Schuld gedrängt wurde und dass er sich den Tod aus Resignation und Müdigkeit und nicht aus Schuldbewusstsein wünschte, da ihm die Schweiz nie ein eigentliches Vaterland war.

Text: Niklaus Meienberg. Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S. Zürich 1992.

Weiterführende Links:

Niklaus Maienberg. Auf dieser Website findet man Informationen zu Maienbergs Werk und seinem Leben. Es werden einige Werke über Maienberg vorgestellt. Interessant sind vor allem die Sammlung von Artikeln zu Maienberg und die Linksammlung.
http://www.meienberg.ch/

Kurzbiographie zu Meienberg
http://members.aol.com/woheisch/index1.htm

Verfilmung. "Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S." wurde auch verfilmt. Kommentar zur Verfilmung aus der NZZ
http://www.nzz.ch/2002/03/24/fe/page-article81HOY.html




[Home] [Home Literatur]

Letzte Bearbeitung am 14.01.04 von Cornelia Steinmann.
Webhosting durch  Siteware Systems GmbH.