Don Quijote – Miguel de Cervantes Saavedra
Volltitel:
Der sinnreiche Junger Don Quijote de la Mancha
Autor:
Miguel de Cervantes Saavedra wird 1547 in Alcalá de Henares,
einer Universitätsstadt in der Nähe von Madrid, geboren.
Sein Vater war Arzt. Cervnates ist das vierte von sieben Kindern.
War am päpstlichen Hof, nahm an verschiedenen Seeschlachten teil
und geriet in die Gegangenschaft algerischer Seeräuber.
1583 erscheint sein erstes Theaterstück: "El trato de Argel"
Cervantes ist Proviantkommissar der spanischen Flotte in Andalusien
und schließlich Steuereinnehmer in Granada und Malaga. Weil
Gelder, die er auf einer Bank in Lima anlegte, von dieser nicht ausbezahlt
wurden, sitzt 1597/98 in Sevilla im Gefängnis, wo wahrscheinlich das
Konzept zum Don Quijote entsteht.
Der Don Quijote enrscheint 1605. Alonso Fernández de Avellaneda
schreibt eine Fortsetzung des "Don Quijote" (1614). Bereits ein Jahr darauf
erscheint der zweite Teil von Cervantes, der in den Anfang und Schlusspartien
deutliche Reaktionen auf die Angriffe Avellendas beinhaltet.
Cervantes stirbt überraschend am 22.April 1616 in Madrid.
Inhalt des 1. Teils:
Vorrede: Spielt auf seine Zeit im Gefängnis an, während
derer er vermutlich den Don Quijote geschrieben hat. Beklagt sich über
die Notwendigkeit, sein Werk mit einer Vorrede aufzupeppen. Ein Freund habe
ihm geraten, die nötigen Sonette (Lope de Verga schickte seinen Werken
immer Sonette voraus) und Epigramme von Persönlichkeiten selbst anzufertigen
und zu taufen, ein paar lateinische Allgemeinplätze in den Text zu
streuen und Quellenangaben einfach pauschal zu übernehmen (da sowieso
niemand eine ellenlange Liste von Autoren überprüft) Es folgen
einige Gedichte, angeblich geschrieben von Helden anderer Ritterromane.
1. Kapitel: Der Junker Alonso Quijada, ein verarmter Nachkomme
des damals bereits bedeutungslosen niederen Adels hängt dem Traum
vom Rittertum nach, den er vor allem aus Ritterromanen nährt. Er verliert
darüber den Verstand und fasst den Beschluss, selbst als fahrender
Ritter auszuziehen und Jungfrauen und Waisen zu beschützen. Er bastelt
sich eine Rüstung zurecht und belegt sich und seine Mähre mit
klangvollen Namen. (Don Quijote (quijote heisst „Beinschiene“ klingt aber
auch an Namen wie Lanzarote, Angriote (=ritterliche Helden) an.) und Rocinante
(= „der Klepper von einst“). Er erwählt sich ein Bauernmädchen
(das er kaum kennt) als Minneherrin, das er gleichfalls mit einem klingenden
Namen austaffiert (Dulcinea von Toboso), und bricht zu ruhmreichen Taten
auf.
2. Kapitel: Don Quijote zieht mit hinaus in die Welt, obwohl
er nicht zum Ritter geschlagen ist. Nach einem ereignislosen Tag
kommt er zu einem Wirtshaus, dass er für eine Burg und die anwesenden
Huren für Edelfräulein hält. DQ kann den Helm nicht abnehmen
(man hätte die Schnüre seines Visiers zerschneiden müssen)
und so lässt er sich von einer „Dame“ füttern.
3. Kapitel: DQ will vom Burgherrn (dem Wirt) zum Ritter geschlagen
werden. Dieser belehrt in darüber, dass ein fahrender Ritter durchaus
Geld mit sich zu fürhen habe, auch wenn das nicht in den einschlägigen
Werken stehe. DQ legt seine Rüstung auf einem Trog ab, und patroulliert
davor auf und ab, um seine Nachtwache zu halten. Ein Maultiertreiber, der
seine Tiere tränken will, räumt die Rüstung besieite, worauf
ihn DQ niederschlägt. Der folgende Tumult weckt das ganze Haus. Um
den unbequemen Gast los zu werden, schlägt ihn der Wirt sofort zum
Ritter (benutzt das Schuldenverzeichnis als Bibel) und lässt ihn ziehen,
ohne Bezahlung zu verlangen.
4. Kapitel: Will nach Hause zurückkehren, um sich mit den
Dingen einzudecken, die ihme der Wirt empfohlen hat. Er trifft auf einen
Bauern, der seinen Knecht verprügelt, weil er nicht gut auf das Vieh
achtgegeben hat. DQ befiehlt ihm, aufzuhören, und dem Knecht seinen
Lohn auszubezahlen, kaum ist Don Qijote aber weg, fährt er fort, ihn
zu verprügeln.
Don Quijote greift anschliessend eine Gruppe reisender Kaufleute an,
die nicht bereit sind, Dulcinea zur schönsten Frau der Welt auszurufen.
Rosinante strauchelt, der gestürzte Ritter wird verprügelt und
liegengelassen.
5. Kapitel: Ein Nachbar findet ihn und bringt ihn nach Hause,
er ist nicht verletzt, hat nur Quetschungen, die er von einem Kampf mit
10 Riesen erhalten haben will.
6. Kapitel: Die Haushälterin, der Pfarrer, DQ’s
Nichte und der literarisch gebildeten Barbier Nikolas verbrennen einen
grossen Teil seiner Bücher.
7. Kapitel: Als zusätzliche Massnahme wird das Bücherzimmer
zugemauert. Don Quijote glaubt, in der Welt seiner Bücher gefangen,
an das Werk eines bösen Zauberers.
Don Quijote bricht zu einer zweiten Fahrt auf. Es gelingt ihm, den Bauern
und Famileinvater Sancho Pansa als Knappen zu gewinnen, indem er ihm als
Belohnung einen Gouverneursposten in Aussicht stellt. Sancho versucht zuerst,
Quijotes Realitätssinn wieder herzustellen, gerät aber bald in
seinen Bann.
8. Kapitel: Quichote hält Windmühlen für feindliche
Riesen, was in einem Desaster endet. Später greift er eine Reisegruppe
an, weil er zwei Benediktiner auf Dromedaren für Zauberer hält,
die eine sie begleitende Dame entführen. Don Quijote schlägt
die Mönche in die Flucht, Sancho wird von Maultiertreibern angegriffen
und ein biskayischer Edelmann dringt auf Quijote ein. An diesem Punkt lässt
Cervantes den Faden der Erzählung fallen, weil das Manuskript zu Ende
sei (was für die Ritterromane typisch ist.)
9. Kapitel: Der Erzähler findet in Toledo das Manuskript
eines fiktiven arabischen Historikers (Cide Hamete Benengeli, eine Anspielung
auf Cervantes eigenen Namen (arab. Benengeli = Sohn des Hirsches, span.
Cervanteno))und weist auf die Fiktivität aller Romane hin. Benengelis
Buch, aus dem nun gewissermassen zitiert, berichtet vom Sieg Quijotes über
den Biskaier. Auf das Flehen des Edelfräuleins hin, gewährt er
ihm Gnade, falls der Biskayer zu Dulcinea ginge und sich ihr zur Verfügung
stelle. Natürlich hat das Edelfräulein eingewilligt.
Im weiteren Verlauf des 1. Teils des Romans kommen Anspielungen auf
die zeitgenössischen Schelmen- und Schäferromane vor. Cervantes
flicht seine eigene Lebensgeschichte ein (In der Schenke wo DQ mit Weinschläuchen
kämpft erwähnt ein Mann einen „gewissen Saavedra“ und dessen
Gefangenschaft in Algier). Am Ende des Buches ist Don Quijote (als Resultat
einer Intrige des Dorfpfarrers und des Barbiers) wieder zu Hause und wartet,
bis der „Einfluss der Gestirne wechselt“.
Laut Kindler war der 2. Teil des Romans ursprünglich wohl nicht
geplant und die Bezeichnung als 1. Teil ein Verweis auf die Ritterromane.
Als 1614 die Fortsetung von Avellaneda erschien, hatte Cervantes aber bereits
mit dem 2. Teil begonnen. Am Anfang und am Schluss des 2. Teils hat er
Reaktionen auf Avellaneda eingebaut. Sancho und DQ lassen sich z. B. notariell
bestätigen, dass sie mit Avellanedas Figuren nichts zu tun hätten.
Die Entstehungsgeschichte des Romans selbst ist Teil der Geschichte. So
berichtet Sancho dem DQ am Beginn des 2. Teils von der Drucklegung des
Werks von Benengeli und DQ selbst überwacht den Druck des authentischen
2. Teils.
Bemerkungen:
- Die Wendung vom „Ritter von der traurigen Gestalt“ beruht auf
einer Fehlübersetzung Tiecks von „de la triste figura“ (= vom traurigen
Gesicht).
- Viele der Ritterromane des „siglo de oro“ sind nur oder hauptsächlich
im „Don Quijote“ greifbar. Damit ist der „DQ“ ein Archiv von mittelalterlichen
Vorstellungen und Gattungen, die der Roman gleichzeitig als überholt
kennzeichnet.
- Don Quijotes Wirkung in Spanien vergleichbar mit der Wirkung von
Faust in Deutschland.
- Die Rezeption in Deutschland setzt im grossen Stil erst mit der
tieckschen übersetzung in der Romantik ein. Technicken der Illusionsbrechungen
wie sie romantische Autoren wie Tieck im „gestiefelten Kater“ und Hoffman
im „Kater Murr“ einsetzen, sind von Cervantes DQ beeinflusst.
- Der DQ wurde in 68 Sprachen übersetzt und rund 2300 mal aufgelegt.
Zahlreiche Parodien, Plagiate, gekürzte Fassungen, Comics etc.
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