Liebe braucht nur einen Kopierapparat
Die folgende Geschichte handelt
von Fabio und
Vanessa. Vanessa ist sehr
reich und hübsch, Fabio eher ein einfacher, nicht sehr gebildeter
Mann. Ein grosses Problem ist aber, dass der Vater von Vanessa,
Salvatore, andere Pläne für seine Tochter hat. Claudio
wäre ein besserer Mann für sie, denkt er. Aber Vanessa will
nichts davon hören. Dazu kommt noch ein Streit zwischen den
beiden... Wer Claudio ist, was für einen Streit die beiden haben,
was Kopierapparate für eine Rolle spielen und wie das alles
ausgeht? Wer es wissen will, der soll den Roman lesen!
Die Kapitel von Liebe braucht nur
einen Kopierapparat sind:
0. Impressum
1. Liebe auf die erste Kopie
2. Ein Wochenende im Wallis
3. Unsicherheit und Eifersucht
4. Die glückliche Zukunft
5. Der Einfluss von Salvatore
6. Einladung auf den Zürchersee
7. Der Ausflug
8. Die verfehlte Überraschung
9. Die Reparatur
Wer Näheres wissen will, der soll sich nicht
länger mit dem Anfang
aufhalten, sondern weiterscrollen oder klicken und lesen...
Impressum
Wir haben diesen Liebesroman mit neun
Personen in der zweiten Woche des
DaF Intensivkurses der Uni/ ETH ZH im Herbst 2003 geschrieben.
Die Ideen für den Roman haben wir sehr impulsiv gesammelt und dann
auch geändert. Es haben nicht die genau gleichen Personen den
Roman geschrieben, die auch die Personen und den Plot entworfen haben.
Es sind Leute gegangen und andere dazugekommen.
Die Autorinnen in der Reihenfolge ihrer Kapitel:
- Christina B. Holth aus Norwegen
- Anna Vitcova aus Bulgarien
- Anne Schmidt aus den Niederlanden
- Fieke Maas Geesteranus aus den Niederlanden
- Danielle Stäehli aus Brasilien
- Pamela Franchini aus dem Tessin
- Kim Anne Lê aus Lausanne
- Valentina aus dem Tessin
- Delphine Huguenot aus Fribourg
Dieser Roman erschien erstmals in der Woche vom 13. Oktober 2003 im
IK-DaF-ConnyBrunner-Verlag Zürich in einer limitierten Auflage
von ungefähr 20 Stück. Die Rechte liegen bei
den Autorinnen.
1 Liebe auf die
ersten Kopie
"Oh, Scheisse! Was ist los mit dieser
Maschine?", fluchte Vanessa leise
vor sich hin.
"Warum ist es immer so?" Vanessa wollte eine Kopie machen, bevor ihre
Vorlesung beginnen würde und sie würde bald beginnen. Wegen
ihrem mediterranen Aussehen wie den dunklen Augen und dem dunkeln,
gelockten Haar, konnten die meisten sehen, dass sie nicht aus der
Schweiz kam. Sie war eine italienische Austauschstudentin, die an der
Uni in Zürich studieren wollte. Sie wollte diesen Herbst und
nächsten Frühling an der Uni studieren.
Als sie versuchte die Maschine zu öffnen, kam ihr ein mittellanger
Mann mit braunen Haaren, der blaue Arbeitskleidung trug, entgegen. "Ich
denke, dass du vielleicht ein bisschen Hilfe brauchen könntest",
sagte der Mann und lächelte. "Ist es nicht immer so, dass die
Maschine gerade dann kaputt ist, wenn man sie am meisten braucht?",
fuhr er fort. "Genau, ich möchte sehr gern einige Kopien machen,
es sind Notizen für meine nächste Vorlesung", antwortete
Vanessa vorsichtig. "Dann bin ich genau der richtige Mann! Ich kam
gerade, um die Maschine zu reparieren", sagte der Mann, während er
Vanessa anguckte. "Was studierst du eigentlich?", fragte der Mann
interessiert. "Oh, ich studiere Finanzwissenschaft, aber ich bin nur
eine Austauschsstudentin", erzählte Vanessa.
Während Vanessa wartete, bis die Maschine fertig repariert
wäre, ging das Gespräch leicht weiter. Er hiess Fabio und kam
aus einem kleinen Bergdorf im Wallis. Er war ein Fussballspieler.
Warum erzähle ich diesem unbekannten Mann mit den wuscheligen,
braune, Haare, den grünen Augen und dem eigentlich ein normalem
Aussehen so viel? Fragte sich Vanessa. Ich kenne ihn doch
überhaupt nicht.
"Jetzt denke ich , dass die Maschine wieder funktioniert! Du kannst es
vielleicht versuchen", sagte der Mann. "Super, dann kopiere ich meine
Vorlesungsnotizen. Vielen dank!", antwortete Vanessa und guckte auf
ihre Uhr. Die Vorlesung hatte schon begonnen, sie hatten so viel
gesprochen, dass sie die Zeit vollständig vergessen hatten.
"Ich habe eine Idee. Würdest du mir vielleicht helfen und mir ein
Gefallen tun? Ich hätte gern, dass du mit mir eine Tasse Kaffee
trinkst! Willst du mir diese Freude machen?", fragte Fabio und
lächelte sie an.
Er ist sehr charmant mit diesem besonderen Lächeln, dachte
Vanessa. "Das wäre schön", antwortete Vanessa und
errötete. "Toll, vielleicht diesen Abend. Passt dir das? Ich
denke, dass du jetzt keine hast", meinte Fabio. "Ich kann leider heute
wirklich nicht. Jetzt habe ich diese Vorlesung und heute Abend will ich
Linda, eine Freundin von mir, treffen. Aber du kannst meine
Telefonnummer bekommen. Vielleicht könnten wir ein anderes Mal
abmachen, wenn du willst?", antwortete Vanessa und war ganz schockiert
darüber, was sie schon gesagt hatte. Normaleweise dürfte sie
nicht so direkt sein. Sie tauschten ihre Telefonnummern aus und
vereinbarten, sich ein paar Tage später zu treffen. Vanessa lief
zu ihrer Vorlesung. Auf dem Weg traf sie ihren Studienkollegen Claudio,
er war auch zu spät heute. Er war ein sehr sportlich-eleganter
Mann und er hatte die gleiche Finanzvorlesungen wie sie. Er war super
intelligent und sah sehr gut aus. Der Traum für jede Frau!
2. Ein
Wochenende im Wallis
Nach einer langen, geschäftigen
Woche fuhren Fabio und Vanessa ins
Wallis. Schon seit vielen Wochen träumten sie von diesem
Wochenende. Sie wollten die letzten sonnigen Tage des Sommers in den
Bergen geniessen. Der Weg des Ausflugs war von Fabio gut geplant. Er
hatte ein kleines Zelt von einem alten Freund ausgeliehen, damit sie im
Wald übernachten könnten und kein Geld für das Abenteuer
ausgeben müssten.
Vanessa war noch nie im Wallis gewesen. Sie hatte viel davon
gehört, aber der erste Eindruck war für sie unbeschreibbar.
Sie war von den hohen, steilen Gipfeln umringt und sie fühlte sich
so klein wie eine Ameise.
Klettern war ihre Leidenschaft und sie konnte der Herausforderung nicht
widerstehen. Sie bemerkte nicht, wie schnell die Zeit verging. Die
Sonne ging unter und der Himmel war rot gefärbt.
"Vanessa, schau mal, die Sonne ist schon unter dem Hügel! In der
Stadt bemerkt man den Sonnenuntergang nicht so gut, oder?", sagte Fabio.
Sie überlegte kurz. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das
zum letzten Mal gesehen hatte. Es war so wunderschön, dass sie das
Bild im Kopf halten wollte.
Es war Zeit fürs Camping. Fabio und Vanessa schlugen das kleine
Zelt auf und zündeten ein Feuer an. Sie waren allein, weit weg von
den Leuten und dem Alltag.
Sie unterhielten sich lange unter den grossen, hellen Sternen. Er
erzählte ihr Geschichten von seiner Kindheit, damit brachte er sie
zum Lachen.
Als Antwort darauf erzählte sie ihm den folgenden Witz:
"Warum kommst du schon wieder zu spät?", fragt die Lehrerin. "Ich
bin mit dem Fahrrad gefahren", antwortet der Schüler. "Das ist
doch keine Entschuldigung", widerspricht sie. "Doch, da stand ein
Schild: Achtung Schule, bitte langsam fahren!"
Danach kam die nächste Geschichte und die nächste und danach
noch eine. Sie schauten sich tief in die Augen und sie hörten
nicht, was sie sagten, so sehr waren sie ineinander versunken.
Es wurde immer kälter und sie rückten immer näher
zusammen. Danach kam der erste warme Kuss, den keiner von dem jungen
Paar vergessen würde.
3.
Unsicherheit und Eifersucht
Fabio hatte wieder einen Job an der
Uni zu erledigen. Danach hatte er
mit Vanessa abgemacht, sie auf eine Tasse Kaffee zu treffen.
Er hatte es immer toll gefunden, wenn er nervös war wegen eines
Treffens mit einer Frau, genauso wie an diesem Tag. Vanessa war leider
auch nervös und Fabio bemerkte, dass sie etwas erzählen
wollte. Aber als Fabio sie danach fragte, wollte sie noch nichts sagen.
Sie hatten zusammen ungefähr 20 Minuten über unwichtige
Sachen geredet, dass zum Beispiel das Wetter so schön war, und
plötzlich hatte sie angefangen zu reden.
Ihr Vater hatte angerufen und erklärt. dass er Claudio eingeladen
hatte für ein romantisches Diner zusammen mit ihr.
Fabio wusste nicht genau, wie er reagieren sollte, er war zuviel
beschäftigt mit seinen eigenen Gefühlen. Wer war dieser
Claudio? Was fühlte Vanessa für ihn?
Leider hatte er auch keine Zeit um zu reagieren, weil die Ankunft von
Claudio seine Gedanken störte. Vanessa reagierte sehr begeistert
auf Claudio und bevor Fabio mit seinen Gedanken wieder ganz züruck
beim Gespräch war, hatten Claudio und Venessa viel Spass zusammen.
Claudio erzählte von einem Professor und was er über ihn
gehört hatte. Das zu hören war zu viel für Venessa und
die beiden konnten einfach nicht aufhören zu lachen für mehr
als 5 Minuten.
Sobald Vanessa wieder ein wenig Luft hatte, hatte sie Claudio Fabio
vorgestellt. Fabio konnte kaum reagieren, weil Claudio gleich wieder
angefangen hatte mit einer neuen Geschichte über einen anderen
Professor.
Vanessa hatte keine Aufmerksamkeit mehr für Fabio. Claudio und
Venessa hatten sich beschäftigt mit Geschichten über ihr
Studium und ihre Professoren.
Jetzt hatte Fabio die Möglichkeit Claudio besser zu beobachten.
Fabio bemerkte, dass Claudio nur Augen hatte für Vanessa und sie
dabei verliebt anschaute. Vanessa freute sich die ganze Zeit über
die Geschichten.
Claudio sah sehr chic und elegant aus. Er hatte eine sehr moderne
Brille, einen schwulen Blick und sehr chice Kleidung und Schuhe. Selbst
sein Parfum roch sehr gut.
Fabio versuchte etwas Negatives an Claudio zu finden, aber das war sehr
schwierig.
Claudio und Vanessa passten viel besser zusammen. Sie studierten beide
und Fabio konnte erraten, dass Claudio und Vanessa beide auch dasselbe
Studium machten.
Claudio musste auch sehr intelligent sein, das bemerkte Fabio an der
Art und Weise wie er sprach und sich benahm. Und natürlich merkte
er es daran, dass die beiden dasselbe Thema hatten: Uni, Professoren
etc. Fabio fühlte sich sehr unsicher. Er war ja nur ein
Kopiermechaniker, nichts im Vergleich mit Claudio.
Fabio fühlte auch mehr und mehr Eifersucht nach oben kommen. Wie
kann es sein, dass Vanessa ihn so gerne hatte und nicht Claudio? Und
das romantische Diner, was war das genau?
Endlich musste Claudio wieder weiter gehen. Nach einem kurzen Abschied
von Fabio und einem langen Abschied von Vanessa, wusste Fabio nicht,
was er sagen oder fragen musste. Vanessa hatte ihn angeschaut und
konnte sehen, dass Fabio sehr unsicher geworden war. Darum begann sie
eine Erklärung zu geben; Sie erzählte, dass ihre Vater
Claudio und sie sehr gern zusammen bringen möchte, aber dass sie
in Claudio nur einen sehr guten Freund sieht und dass sie noch immer
sehr verliebt ist in Fabio. Bevor Fabio die ganze Geschichte
angehört hatte, musste er Vanessa küssen.
4 Die glückliche Zukunft
Während der Wind draussen blies, sassen Fabio und Vanessa
aneinandergeschmiegt. Das Theatercafé war sehr gemütlich
und die Barmusik schuf eine gesellige Atmosphäre. Eigentlich war
das Schauspiel nicht so gut gewesen. Aber das war Fabio und Vanessa
egal. Das Wichtigste war, dass sie zusammen waren und miteinander einen
Kaffee tranken. Sie sprachen über viele Sachen, aber vor allem
über ihre Zukunft.
"Ich habe so genug von allem hier", sagte Vanessa.
Fabio schaute sie fragend an, aber er wusste eigentlich, wovon sie
sprach. "Ich will am liebsten mit dir in den Bergen bleiben, frei sein,
entscheiden, was ich selbst will und nicht immer anhören, was mein
Vater richtig für mich findet!"
Fabio legte seinen Arm um sie. "Das weiss ich doch. Ich will genau
dasselbe. Aber was ist mit deinem Vater? Warum lässt du ihn dann
so viel entscheiden?" Vanessa schaute ihn an, aber sie zweifelte, ob
sie weiter sprechen sollte. "Vielleicht sollte ich dir etwas sagen
über meinen Vater", sagte sie dann endlich.
Der Lärm des Winds wurde stärker und Vanessa setzte sich
näher zu Fabio. "Mein Vater ist verwickelt in Sachen... nicht
schöne Sachen." Fabio verstand es nicht und fragte, ob sie es
erklären könnte.
"In Italien", sagte Vanessa dann, "in Italien lebt er, oder eigentlich
noch immer, in zwei Welten." - "Die Oberwelt und die Unterwelt?",
flüsterte Fabio ungläubig. Aber als Vanessa nickte, glaubte
er es.
"Er ist ein sehr wichtiges Verbindungsglied in der ganzen Bande",
flüsterte Vanessa noch leiser.
"Er ist ein Mafioso?", fragte Fabio. Aber er musste nicht auf eine
Antwort warten, weil er es schon wusste.
"Ich verstehe", sagte er nicht völlig überzeugt. "Darum
willst du auch weg. Hast du Angst wegen ihm?" Vanessa nickte und
nahm seine Hand. "Ich will so gerne weg von hier und mit dir zusammen
sein."
Fabio lachte und sagte: "Wir können vielleicht das Haus meiner
Grossmutter bekommen. Es geht ihr immer schlechter und bald wird sie
nicht mehr alleine im Haus leben können. Ich denke, sie würde
gerne bei meiner Mutter wohnen. Eigentlich hat sie schon gesagt, dass
sie sehr froh wäre, wenn ich wieder Leben ins Haus bringen
würde."
Vanessa lachte jetzt auch und konnte es nicht glauben. "Das ist
super!", rief sie aus. "Ich muss aber erst mein letztes Jahr an der
Universität abschliessen und dann können wir ins Wallis
ziehen!" - "Und dann??" - "Und dann machen wir alles, was wir wollen!"
Er küsste sie auf die Wange und so sassen sie noch ein wenig
länger, ihre Zukunft fast Realität werden lassend.
5. Der
Einfluss von Salvatore
Seit Vanessa mit dem Studium in
Zürich angefangen hatte, wurde sie
noch häufiger und intensiver von ihrem Vater kontrolliert.
Salvatore besuchte sie mindestens einmal pro Monat. In der letzen Zeit
hatte er besonderes Interesse an ihren Freundschaften.
Da er in Mailand wohnte, brauchte er jemanden, der seine Tochter
beobachten könnte. Eines Tages lernte er in Zürich einen
jungen, freundlichen Bäcker kennen. Im ersten Moment merkte der
Mafioso, dass er ihm vielleicht helfen könnte. Salvatore schlug
ihm vor, seine Tochter zu überwachen, um extra Geld zu verdienen.
Am Anfang zweifelte Simon, der Bäcker, diese "schwarze" Arbeit zu
machen, aber schliesslich könnte ihm Salvatore überzeugen.
Simon sollte sehr diskret arbeiten, damit Vanessa nichts bemerkte. Sie
wurde besonders entweder am Wochenende in ihrer Wohnung oder
während der Mittagspause in der Universität Zürich
beobachtet. Nach einigen Überwachungstagen notierte er, dass
Vanessa oft mit einem jungen Mann unterwegs war, der ein ganz einfaches
und manchmal ungepflegtes Aussehen hatte.
Als Salvatore dies hörte, wurde er sehr besorgt und wollte wissen,
wer dieser Typ war. Er hatte andere Pläne für seine Tochter.
Er investierte viel in sie und wollte ihr eine gute Zukunft sichern.
Claudio, Sohn eines anderen Mafioso, würde der ideale Mann
für Vanessa sein. Die beiden passten zusammen, weil sie eine sehr
gute Erziehung bekommen hatten, die besten Schule besuchten und immer
ein bequemes Leben genossen. Ausserdem war Claudio intelligent, super
charmant und gut gekleidet. Salvatore wünschte, dass er seine
Tochter heiraten und mit ihr eine Familie gründen würde.
Vanessa und Claudio verstanden sich zwar gut, aber ihr Herz schlug
schon total für Fabio. Sie hatte nie so starke Gefühle zu
ihren anderen Freunden gehabt. Sie erinnerte sich oft an die
wunderbaren Tage, die sie zusammen in den Bergen hatten. Obwohl Fabio
eine einfache und nicht ausgebildete Person war, hatte sie ihn sehr
gern. Er hatte wunderschöne grüne Augen, die sie faszinierten
und er war ganz lieb zu ihr.
Sie wollte nicht, dass ihr Vater etwas über Fabio wusste, aber er
setzte sie unter Druck, dass Vanessa ihm Fabio vorstellen müsste.
Es war klar, dass Salvatore gegen diese Freundschaft gewesen wäre.
Fabio hatte keine Klasse. Er war ein einfacher Kopiermechaniker.
Fabio und Salvatore hatten gegenseitig keinen guten Eindruck
voneinander. Salvatore analysierte alles an ihm: seine billige Kleider,
alte Schuhe, ungepflegte Frisur und die von der Arbeit verschmutzten
Hände. Er stellte Fabio viele Fragen, deren Antworten ihm gar
nicht gefielen. Er fragte zum Beispiel, wo sei er überall in der
Welt gereist, welche Ausbildung er gemacht habe, welche Perspektiven
seine Arbeit habe, welche Pläne für die Zukunft... Fabio
versuchte mit grosser Mühe sich zu kontrollieren, um keine
unhöflichen Antworten zu geben oder sinnlos zu werden.
Am Ende des Gesprächs bekam Fabio Minderwertigkeitskomplexe. Er
war nicht mehr sicher, ob er Vanessa wirklich zufrieden machen
könnte. Ihr Vater zeigte ihm, dass zwischen er und seine Tochter
grosse Unterschieden gaben . Fabio fühlte sich sehr schlecht und
Salvatore war extrem erstaunt, wie seine Tochter einen solcher Mann als
Freund haben könnte. Vanessa sprach mit beiden und zerstreute die
Zweifel von beiden. Alle gaben sich die Hand und lächelten. Fabio
fühlte wieder, dass er ganz sicher zu Vanessa passen würde.
6. Einladung
auf den Zürchersee
An einem feuchten Morgen Ende
September stand ein mächtiger Mann
vor der Tür von Vanessas Wohnung. Sie lag noch im Bett, und als es
an der Tür klingelte, stand sie voller Erstaunen auf. Sie lief zur
Tür und war auf den Besucher gespannt. Aber als sie die Tür
öffnete und ihren Vater vor sich sah, verlor sie die Neugier.
Was will denn er jetzt?, dachte sie, ich habe wirklich keine Lust mit
ihm zu sprechen. Da er schon in ihre Wohnung eingetreten war, sprach
sie, obwohl sie enttäuscht war, zu ihm: "Hallo Pa, brauchst du
was?"
"Nein", antwortete Salvatore, "ich habe eine schöne
Überraschung für dich." Und bevor Vanessa etwas sagen konnte,
fuhr er weiter: "Und war ein romantisches Abendessen, das ich selbst
für Fabio und dich alleine organisiert haben auf meiner Yacht auf
dem Zürchersee. Ich habe ein feines Menü bestellt."
"Ja, und wofür hast du dir so viel Mühe gegeben?", unterbrach
sie ihn wütend. Sie hatte noch deutlich das Bild ihres letzten
Freundes im Kopf, und wie er ums Leben gekommen war. Wie konnte sie
einen solchen Vorschlag akzeptieren? Sie liebte Fabio und sie wollte
ihn auf keinen fall verlieren, wie das damals mit Lorenzo geschehen war.
Salvatore sprach weiter: "Ich will dir nur meine Meinung zu Fabio
zeigen. Du wirst einen konkreten Beweis bekommen, dass ich jetzt mit
deinem neuen Geliebten einverstanden bin. woran zweifelst du denn?"
Vanessa traten die Tränen in die Augen: "Du weisst es bestimmt!",
rief sie aus.
"Na ja", antwortete ihr Vater, "wir haben ein bisschen zu viel
getrunken, Federico und ich. Wer konnte sich vorstellen, dass so etwas
passieren könnte? Dieses Mal wird es anders ein. Meine Männer
und ich werden nicht dabei sein. Wir müssen eigentlich nach Milano
zurück. Dort haben wir verschiedene wichtige Verpflichtungen zu
erfüllen .Ihr werdet völlig allein sein."
Es dauerte eine lange Weile, bis Vanessa etwas dazu sagen konnte. Sie
wusste, dass, wenn sie diesen Vorschlag abgelehnt hätte, dann
viele überflüssige Probleme auftauchen würden. Sie hatte
sich vor kurzer Zeit mit ihrem Vater versöhnt und, obwohl sie noch
nicht ganz diesem Frieden traute, wollte sie eine ziemlich gute
Beziehung pflegen. Deshalb sagte sie lustlos zu ihrem Vater: "Ich werde
Fabio Bescheid sagen. Wann wird dieses Abendessen stattfinden?"
"Ich dachte morgen Abend. Geht das?"
"Ja, wir wollten uns sowieso treffen. Um wie viel Uhr müssen wir
zur Hafenmole kommen?"
"Der Kellner wird ab 19:00 Uhr dort sein. Ihr könnt frei
wählen." Der Vater ging zur Tür, wandte sich noch einmal zu
Vanessa und grüsste sie. Sie zwang sich zu lächeln und
wartete, bis sich die Tür hinter ihrem Vater geschlossen hatte.
Dann nahm sie das Telefon in die Hand und rief Fabio an.
"Hallo Fabio, ich bin's, Vanessa. Wie geht's dir?"
"Hallo Vanessa! Mir geht es gut und dir?"
"Ja, nicht schlecht. Ich habe eine Nachricht für dich. Mein Vater
hat ein Abendessen für uns alleine auf seiner Yacht auf dem
Zürchersee organisiert." Bevor sie weitersprechen konnte,
unterbrach er sie: "Wunderschön! Wann werden wir die Ehre auf
seiner Yacht zu essen haben?"
"Na, morgen Abend. Aber ich bin davon nicht so sehr überzeugt. Ich
war schon einmal mit meinem letzten Freund an einer solchen Einladung.
Aber leider ist er nie wieder nach Hause gegangen. Mein Vater war beim
Abendessen auch da, und er hat immer wieder Wein in Federicos Glas
eingeschenkt. Und am Ende waren sie so betrunken, dass sie draussen
tanzen wollten. Ich habe mehrmals versucht, sie zu überzeugen,
dass es besser sei, drinnen zu bleiben. Aber es hat nichts
genützt. Sie sind nach draussen gegangen, nachdem sie die Musik
laute angestellt hatten und dann haben sie zu tanzen begonnen. Die
Bewegungen wurden breite, sie näherten sich immer mehr dem Rande
und plötzlich fiel Federico ins Wasser. Ich habe sofort die
Kellner gerufen, aber es war zu spät, Federico war derart
betrunken, dass er im Wasser nicht reagierte und versank. Jetzt
verstehst du, warum ich zögere?"
"Ja, natürlich. Aber du hast akzeptiert, und ich werde keine
alkoholischen Getränke trinken. Übrigens wird dein Vater
nicht dabei sein, oder? Also kann uns niemand zu etwas
Gefährlichem anstiften. Also gehen wir?"
"Okay, du hast mich davon überzeugt", sagte Vanessa erleichtert.
Das Abendessen verbrachten sie in Ruhe, und dank der Anwesenheit des
Mondes war die Stimmung sehr romantisch.
Vanessa war ihrem Vater dafür sehr dankbar.
7. Der Ausflug
Endlich kam dieses Wochenende, auf
das Vanessa und Fabio schon seit so
langer Zeit gewartet hatten. Seit dem Anfang ihrer Liebe hatten sie
gewünscht, ein bisschen allein zu sein: ohne Claudio, worüber
sie immer noch ab und zu stritten, und ohne Vanessas Papa, der heimlich
immer noch alles machte, um sie zu trennen.
Als sie im Auto waren, auf dem Weg nach Genf, fühlte sich Vanessa
so frei, wie sie sich seit langem nicht gefühlt hatte. Es schien
ihr, als ob alles möglich wäre, und ihre Probleme mit ihrem
Vater und Claudio weggegangen wären. Sie schaute Fabio an, der
sorgenlos singend das Auto fuhr. In diesem Moment liebte sie ihn noch
mehr als sonst. Seine grünen Augen machten immer Eindruck auf sie
und sie dachte, dass auch wenn er kein Studium machte, sie sich nicht
darüber beklagen würde, weil sie ihn aus ganzem Herzen
liebte. Mit ihrem eigenen Beruf würde sie genug Geld für
beide verdienen und sie würden zusammen in einem kleinen Haus im
Wallis leben, in der Mitte der so schönen Bergen. Aber bis zu
dieser Zeit musste sie noch ihr Studium beenden, und jetzt hatten sie
nur das wenige Geld von Fabio für diesen Ausflug.
Plötzlich, als Vanessa von ihrer gemeinsamen, ruhigen Zukunft
träumte, fing das Auto an langsamer zu fahren. Sie hatte nicht
bemerkt, dass Fabio vor einem Moment zu singen aufgehört hatte.
Aufgewacht guckte Vanessa ihn an und fragte ängstlich: "Was ist
passiert?" Aber bevor Fabio Zeit hatte, irgendwas zu antworten, ruckte
das Auto ein letztes Mal und stoppte. Er schaute sie beschämt an:
"Das ist dieser blöde Wagen. Ich habe ihn von meinem Onkel
geliehen, als ich keinen hatte, und er brauchte wahrscheinlich ein paar
Reparaturen…"
"Was werden wir jetzt machen?", fragte Vanessa voller Panik. "Du musst
etwas machen, wir werden nicht hier irgendwo auf dem Land bleiben! Du
reparierst Kopierer, vielleicht kannst du auch das Auto reparieren!"
Sie hatte sich ein bisschen zu schnell über den armen Fabio
geärgert, dachte sie, aber sie hatte so lange diesen Ausflug
erwartet und wollte ihn so perfekt wie möglich.
Sie sass den ganzen Nachmittag neben dem Auto, auf dem Gras,
während Fabio unter dem Wagen schwitzte, versuchend ihn zu
reparieren.
Am Ende des Tages, schmutzig und erfolglos, schlug er vor, dass sie
jetzt einen Ort zum Übernachten finden sollten. Vanessa war auch
müde und hatte sich den ganzen Nachmittag in der Sonne
gelangweilt. Sie seufzte und lief weg. Fabio hatte nicht nachgedacht,
oder? Wenn sie jetzt in einem Hotel schlafen würden, statt in der
Wohnung ihres gemeinsamen Freundes in Genf, würde es viel kosten,
und dann würden sie wirklich kein Geld mehr haben.
Sie liefen sprachlos nebeneinander. Fabio fühlte, dass Vanessa
verärgert war, obwohl sie nichts sagte. Er hätte sie
erleichtern wollten, aber traute sich nicht, etwas zu sagen.
Nach zwei Stunden entdeckten sie endlich ein kleines Motel. Es war
schon lange Nacht geworden und wurde es kälter. Das Motel sah mehr
wie eine alte Garage aus, und man hätte nie gedacht, dort zu
übernachten, wenn das Wort MOTEL mit Neon-Licht geschrieben, nicht
an der Tür, gefährlich lose, hing.
"Hier werden wir die romantischste Nacht haben", sagte Fabio murmelnd,
mit einem verlegenen Lächeln. Er wollte das Schweigen zwischen
ihnen brechen.
Vanessa, die bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte, machte ihrem
Ärger Luft: "Ich hätte wissen sollen, dass es so kommen
würde! Du bist immer sorgenlos, du machst dir überhaupt nie
Gedanken um irgendetwas! Jetzt haben wir kein Geld, kein Auto und wir
müssen in diesem schrecklichen Motel schlafen! Wenn Claudio da
wäre, wäre all das nicht passiert! Er hätte sein
schönes, sportliches Auto gehabt, er hätte Geld und wir
wären nicht da! Ich will ihn gleich anrufen, so dass er mich jetzt
nach Hause bringen kann!" Es war schon zu spät, als sie
realisierte, was sie gerade gesagt hatte. Sie brach in Tränen aus
und bat Fabio um Verzeihung. Verständnisvoll nahm er sie in seine
Arme und hielt sie so, bis sie wieder ruhig wurde.
Schliesslich, als sie beide todmüde waren, schliefen sie in dem
schreckliche Motel und träumten, dass sie zusammen in einem Palast
waren…
8 Die
verfehlte Überraschung
Die Zeit verging sehr schnell,
seitdem Vanessa mit Fabio zusammen war,
ohne dass die frisch Verliebte bemerkte, dass die Prüfungen immer
näher waren. Sie hatte noch knapp drei Monate um den ganzen Stoff
zu lernen, und sie hatte bis dahin nicht einmal die Hälfte der
Bücher gelesen. Deshalb hatte sie sich entschlossen, als sie
endlich ihre Situation rationell analysiert hatte, sich ins Studium zu
vertiefen und wie immer ihre Prüfungen brillant zu bestehen. Daran
war nämlich ihr Vater gewöhnt, und er würde nicht leicht
akzeptieren, dass seine Tochter wegen eines Kopiermechanikers ihre
Zukunft ruinierte. Zum Glück studierte sie dasselbe Fach wie
Claudio, der ein richtiges Wirtschaftsgenie war. Oft hatten die beiden
zusammen gelernt und er war immer so geduldig und konnte ihr alles am
besten erklären. Während der Nachmittagsvorlesung hatten sie
sich entschlossen den ganzen Abend bei Claudio den Statistikstoff zu
repetieren. Um 17 Uhr waren sie schon am Schreibtisch und
beschäftigten sich mit Rechnungen und Graphiken. Claudios Wohnung
war so schön und luxuriös, dass man sofort sehen konnte, dass
ihm das Geld nicht fehlte. Draussen blies ein kalter Wind und der
Himmel war schon sehr dunkel und drohend. Es fing nach kurzer Zeit an
zu regnen und das Ergebnis war ein richtiger Herbststurm. Vom Fenster
aus konnte man die ganze Stadt mit ihren wunderschönen
Kirchtürmen betrachten, die langsam ruhiger wurde, da die Leute es
vorzogen, diesen stürmischen und windigen Abend zu Hause zu
verbringen. In der Zwischenzeit kam Fabio auf die Idee eine kleine
romantische Überraschung für seine Vanessa vorzubereiten. Da
er den Schlüssel ihrer Wohnung hatte, entschied er sich, ihr ein
mediterranes Essen zu kochen, so richtig wie in Italien. Er kam mit
zwei Säcken voll mit feinen Speisen und Kerzen um die richtige
Atmosphäre zu kreieren. "Zum Glück ist sie noch nicht da",
dachte er, "so kann ich alles perfekt vorbereiten." Er verteilte die
Kerzen in der ganzen Wohnung, deckte den Tisch, in dessen Mitte er eine
Vase mit einer wunderschönen frischen weissen Rose hingestellt
hatte, weil er genau wusste, dass dies die Lieblingsblume Vanessas war.
Danach schnitt er die Tomaten und den Mozzarella in kleine Stücke
und wusch den frischgekauften Basilikum. Endlich war alles bereit...
nur Vanessa fehlte noch! Er war sich sicher, sie würde in jeder
Minute ankommen und hatte schon das Wasser für die Spaghetti
aufgestellt. Leider wusste er aber nicht, dass sie sich entschieden
hatte, wegen des schlechten Wetters bei Claudio zu übernachten.
Zwei Stunden waren vorbei und Fabio fing an sich Sorgen zu machen. Er
schickte ihr ein SMS um zu fragen, wo sie war und um sie daran zu
erinnern, dass er sie liebte. Als Vanessa die Kurzmitteilung bekam,
fühlte sie sich natürlich ein bisschen schuldig, weil sie
genau wusste, dass Fabio auf Claudio eifersüchtig war. Sie wusste
wirklich nicht, ob sie ihm die Wahrheit sagen oder ob sie besser eine
kleine Lüge erfinden sollte. Am Ende entschloss sie sich, ihm die
Wahrheit zu sagen, weil sie schliesslich nichts Falsches machte: sie
lernte mit einem alten Freund, der sogar schwul war. Die Antwort von
Vanessa war für Fabio schlimmer als ein Messer in der Brust. Es
war schon spät und sie war allein bei diesem Claudio, dem reichen,
schönen, brillanten und dazu noch von Salvatore geliebten
Studenten, und er, der arme Kopiermechaniker, der sogar auf sein
Fussballtraining verzichtet hatte, um ihr einen gemütlichen Abend
zu schenken, war sauer, enttäuscht und fühlte sich betrogen
und mies behandelt. Wütend löschte er die Kerzen, ass schnell
seine gekochten Spaghetti und verliess dann die Wohnung. Der Wind wurde
immer kälter und die Regentropfen trafen ihn aus jeder Richtung,
aber er war so wütend, um es zu bemerken. Dieser Claudio war so
aufdringlich und Vanessa so naiv. Fabio konnte einfach nicht
akzeptieren, dass sie bei Mister Vollkommenheit übernachtete! Er
trat in eine Bar ein, er musste unbedingt ein paar Bier trinken, um
seine schlechten Gedanken zu verjagen. Das Lokal war wegen einer
kleinen Modenschau voll von Leuten. Er schaute sich ein bisschen um und
sah viele schöne Models. Nach einigen Minuten fühlte er eine
warme Hand auf seiner Schulter, er drehte sich um und sah ein
wunderschönes Mädchen mit langen blonden Haaren und
grünen Katzenaugen in einem zarten schwarzen Abendkleid aus Seide,
das ihren perfekten Körper betonte. Er war so verzaubert, dass er
eine Minute brauchte, um zu erkennen, dass es Linda war, eine gute
Freundin von Vanessa. Die beiden fingen an miteinander zu sprechen und
Linda zeigte ihm ohne Probleme ihren Charme. Fabio konnte sich gegen
diese göttliche Schönheit einfach nicht wehren. In wenigen
Minuten war er schon total entflammt, so dass er sich von Linda
verführen liess. Sie zeigte ihre besten Seiten und dann lud sie
ihn ein, bei ihr etwas trinken zu gehen, weil sie gerade ein tolles
Jobangebot von einer berühmten italienischen Modefirma bekommen
hatte.
In der Zwischenzeit fühlte sich Vanessa immer schuldiger, weil
Fabio nicht geantwortet hatte. Er war sicher sehr sauer. Deswegen
entschied sie sich nach dem Lernen trotz des Sturms nach Hause zu
gehen. Claudio hatte sie aufmerksam beobachtet und hatte sofort
gesehen, dass sie unruhig war und sich nicht gut konzentrieren konnte.
Deshalb schlug er vor, sie mit dem Auto nach Hause zu fahren. Vanessa
war so froh, dass sie Claudio umarmte um ihm zu danken. Sie räumte
ihre Bücher auf, packte ihre Tasche und stieg in Claudios neuen
silbrigen BMW Z4 ein. Als sie heim kam und die Türe öffnete,
sah sie den gedeckten Tisch, die weisse Rose, die Kerzen, die Spaghetti
und verstand sofort, dass Fabio ihr eine Überraschung vorbereitet
hatte. Ihr wurde schlecht! Warum musste sie genau an diesem Abend bei
Claudio lernen? Sie hatte wirklich Pech gehabt. Sie versuchte ihn auf
dem Handy zu erreichen, aber er antwortete nicht. Warum war er nur so
stolz und starrköpfig?!! Nachdem Claudio Vanessa begleitet hatte,
erinnerte er sich, dass es in einer Bar eine Modenschau gab, an der
Linda mitgemacht hatte, und dachte schnell vorbei zu gehen, um sie zu
begrüssen und um neue Leute kennen zu lernen. Er parkierte das
Auto vor dem Eingang, und als er eintrat, sah er das peinliche Bild:
Linda und Fabio waren zusammen, flüsterten sich ins Ohr und
schienen sich sehr gut zu verstehen. Wie konnte Fabio so etwas der
schöne Vanessa antun? Das konnte er wirklich nicht verstehen!
Linda kannte er schon seit längerer Zeit und war von ihrem
Benehmen nicht überrascht, denn sie war einfach so… und daran
konnte man nichts ändern. Aber Fabio, der immer so
eifersüchtig war und nicht ertragen konnte, dass Vanessa mit
andere Freunde ein bisschen Zeit verbrachte… Er verliess das Lokal und
rief schnell Vanessa an, erklärte ihr die Situation und
überzeugte sie, ihren Fabio abzuholen, bevor es zu spät sein
würde. Als Vanessa das alles hörte, war sie total verzweifelt
und enttäuscht. Diese verdammte Linda und ihr Hunger auf
Männer! Musste sie ihr gerade ihren Freund wegnehmen? Und er, der
ihr noch Liebe versprach - konnte er so schwach sein und mit der ersten
gehen, die er traf? Das hätte sie nie gedacht. Ihre
Enttäuschung verwandelte sich langsam in Wut. Sie verliess die
Wohnung und ging direkt zum Ziel, ohne den Regenschirm zu öffnen.
Sie kam rechtzeitig: die beiden Betrüger wollten nämlich das
Lokal verlassen, um ihre Beziehung anderswo zu vertiefen. Vanessa
stellte sich vor die beiden und schaute Fabio direkt in die Augen… er
war schockiert und konnte nichts sagen, als ob er keine Zunge im Mund
hätte! Die einzigen blöden Worte, die er fand, waren: "Es ist
nicht, wie du meinst, ich kann dir alles erklären." Vanessa,
über deren Wange eine Träne floss, versuchte ruhig zu bleiben
und ihre Trauer nicht zu zeigen. "Nein, es ist noch schlimmer! Zwischen
uns ist es aus!" Dann sah sie mit einem harten Blick, der mehr als
viele Worte bedeutete, Linda an, und verliess schnell das Lokal, bevor
sie in Tränen ausbrach. Zum Glück wartete Claudio draussen,
brachte sie nach Hause und blieb bei ihr und versuchte sie zu
trösten. Fabio fühlte sich wie der letzte Mensch auf der
Erde! Was hatte er getan!? Warum war er so schwach? Warum hatte er
Vanessa verletzt? Als er ihre Tränen auf ihrem engelhaften Gesicht
gesehen hatte, dachte er, er würde ertrinken. Das letzte, was er
wollte, war, ihr wehzutun. Und das hatte er gerade gemacht. Er ging
verzweifelt und sprachlos nach Hause, versuchte sie anzurufen, aber ihr
Handy war natürlich ausgeschaltet. Er hinterliess viele
Mitteilungen… aber er wusste, dass sie ihm nie zuhören würde.
Er wollte ihr erklären, dass nichts passiert war… aber er konnte
auch nicht schwören, dass nichts passiert wäre, wenn sie
nicht gekommen wäre. Er hatte alles kaputt gemacht… und diesmal
vielleicht für immer!
9 Die
Reparatur
Jetzt war Fabio in Sierre um einen
Kopierapparat zu reparieren. Er war
verärgert und wollte mit niemandem sprechen. Seine Gebärden
waren barsch und sein Gesicht angespannt. Er konnte nicht vergessen,
was er ihr angetan hatte. Er hätte lieber gehabt, dass
dieser Abend nie passiert wäre. Aber es war zu spät!
Jetzt musste er Vanessa vergessen und den Kopierapparat reparieren.
Seine Gedanken waren nicht sehr klar. Er probierte sich auf seine
Arbeit zu konzentrieren aber er schaffte es nicht. Seine Hände
waren nicht mehr geschickt. Er hätte gern alles zerstört. Er
wäre gern in die Berge wandern gegangen und hätte sich dort
gerne den Frust aus dem Leib geschrieen. Leider konnte er das nicht
machen und so musste er seinem Kummer runter schlucken.
Vanessa war in ihrer Wohnung und dachte auch an den letzten Abend. Sie
möchte ihn wieder sehen und noch einmal mit ihm sprechen. Sie
bedauerte, was sie gemacht hatte und möchte wieder alles in
Ordnung bringen. Aber wie? Sie hatte Angst ihn wiederzusehen, weil sie
sich schuldig fühlte. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Zu
ihm fahren? Ihn anrufen? Bis morgen warten? Alles vergessen? Sie ging
in ihrem Zimmer und überlegte aber fand keine Antwort.
Deshalb entschied sie Anna, eine andere gute Freundin, anzurufen. Sie
erklärte Anna die ganze Geschichte und fragte sie um Rat. Anna
hatte viel Erfahrung in diesem Bereich. Wie viel mal hatte sie sich mit
ihrem Freund gestritten? Sie zählte nicht mehr! Für Anna gab
es nur eine Möglichkeit: sofort zu Fabio nach Sierre gehen,
wo er einen Kopierapparat reparierte.
Vanessa war nicht sicher, dass es die beste Lösung war. Aber sie
musste alles probieren! Jetzt war sie sicher, dass sie alles für
Fabio machen könnte. Sie liebte ihn. Sie fühlte das in ihrem
Herz! Sie war froh das entdeckt zu haben. Ihre Gedanken waren klar!
Sie fuhr so schnell wie möglich mit ihrem Auto nach Sierre. Sie
war ungeduldig ihn zu sehen! Sie wollte ihm ihre Liebe erklären!
Sie wollte ihm um den Hals fallen! Sie lächelte und ihre Augen
funkelten!
Als sie in Sierre ankam, rannte sie um Fabio zu suchen. Plötzlich
sah sie ihn in einem kleinen Wandelgang! Er reparierte einen
Kopierapparat. Sie schreie laut in seine Richtung: "Fabio, Ich liebe
dich! Ich habe viel über uns nachgedacht und jetzt bin ich sicher,
dass ich dich liebe! Du bist der Mann, den ich will und mit dem ich
mein Leben verbringen möchte. Fabio, liebst du mich auch?"
Fabio war überrascht. Er war nicht sicher ob es die
Realität oder ein Traum war! Niemand hatte ihm je solche Worte
gesagt! Mit leiser Stimme antwortete er: "Ja, Vanessa ich liebe dich."
Vanessa fiel ihm um den Hals und sie küssten sich. Im selben
Moment machte der Kopierapparat eine Kopie und ihre Küsse blieben
unsterblich...
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16.10.03 von Cornelia Steinmann erstellt. Das Copyright liegt
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