Phonetiktricks

17. Oktober 2013

Zum Lehrwerk Aussichten (bzw. zum dazugehörigen Phonetiktrainer)  gibt es 17 Videos mit so genannten Phonetiktricks. Das Lehrmittel und den Phonetiktrainer konnte ich mir noch nicht ansehen, aber ich habe mal einen Blick auf die Videos geworfen, um zu sehen, welche Strategien und Hilfestellungen darin vermittelt bzw. gegeben werden.

Ich habe unten zusammengestellt, welche Visualisierungs- und Aussprachehilfen in den jeweiligen Videos vorkommen.

  1. Wortakzent: im Video werden verschiedene Methoden gezeigt, mit denen man den Wortakzent veranschaulichen kann: summen, klopfen, klatschen und der Einsatz von Gesten
  2. Rhytmus: Wortgruppen werden als kleine und grosse Perlen auf einer Perlenkette dargestellt. Zudem wird auch für den Rhythmus die Technik des Summens vorgestellt.
  3. Pausen und Melodie: In diesem Video sieht man, wie man Gesten zur Veranschaulichung der Melodiebewegungen einsetzen kann.
  4. lange und kurze Vokale: Das Video zeigt Gesten für lange (gespannte) und kurze (ungespannte) Vokale
  5. e-Laute: Im Video sieht man das lange E als „Lächellaut“ mit in die Breite gezogenen Lippen. Zudem kann man die Lippenform beim langen und kurzen E-Vergleichen.
  6. o und u-Laute: Der Unterschied in der Lippenrundung wird durch „wie beim Küssen“ und „wie beim Pfeifen“ veranschaulicht.
  7. ö und ü: Hier wird die Ableitung von ö aus e und von ü aus i gezeigt.
  8. Die Diphtonge werden als Kombinationen von a und e, a und o beziehungsweise o und ö vorgestellt.
  9. Schwa wird erklärt und vorgesprochen
  10. Plosive: Mit Hilfe eines vor den Mund gehaltenen Stück Papiers wird gezeigt, dass ptk bzw bdg sich durch die Aspiration unterscheiden. Mit der Faust bzw. der offenen Hand wird der Spannungsunterschied bei den beiden Plosivgruppen visualisiert.
  11. [f] und [v] sowie [s] und [z] werden einander gegenüber gestellt. [z] wird mit dem Merksatz s summt wie eine Biene veranschaulicht.
  12. In diesem Video wird [ç] aus [j] abgeleitet. Der Unterschied in der Stimmhaftigkeit wird gezeigt, in dem der Schauspieler die Hand auf die Kehle legt und nach dem [j] sagt „oh, ich fühle ein Kribeln“ und nach dem [ç] jetzt nicht mehr.
  13. R: konsonantisch und vokalisiert. Bei den konsonantischen R kommen Zäpfchen und Reibe-R vor. Der Satz „auch rot“ dient wohl als Anbildungshilfe für das Reibe-R (das hintere CH ist die stimmlose Variante davon), das wird aber nicht explizit gesagt oder geübt, in dem zum Beispiel die Hand auf die Kehle legt, um den Unterschied zwischen stimmlos oder stimmhaft zu zeigen.
  14. [ŋ] wird aus dem K abgeleitet. Die Anweisung „nun die Zunge ganz locker lassen“ empfinde ich allerdings eher als kryptisch. Da beim K ein Verschluss gelöst wird, ist meine Zunge bei diesem Laut eher lockerer als beim [ŋ]
  15. Die Aussprache des H wird mit Lachen und Hauchen in Verbindung gebracht und mit einem beschlagenden Spiegel wird der Atem visualisiert. Zudem sieht man auch eine fliessende Bewegung als Aussprachehilfe für das H. Der Vokaleinsatz/Knacklaut wird  vordemonstriert.
  16. In diesem Video geht es um Konsonantencluster wie z, ts, x, gs, tsch und kv. Sie werden jeweils langsam und dann schneller vorgesprochen.
  17. Stimmlosigkeitsasimilation und Auslautverhärtung werden in diesem Video angesprochen bzw. mit einem Beispiel illustriert, aber nicht erklärt.

In diesen Videos steckt also wirklich schon sehr viel Aussprachedidaktik drin. Man kann sich als Lehrperson viel abgucken, was man im Unterricht selber als Erklärung, zur Bewusstmachung oder Unterstützung einsetzen kann. Wenn ihr also bis jetzt Aussprache wenig im Unterricht thematisiert habt, wären diese Videos ein guter Einstieg.

 

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2 Kommentare

  • 1. Daniel Bosse  |  3. Dezember 2013 um 19:07

    Danke für den Hinweis! Die Videos sind wirklich klasse. Mich würden nur die Reaktionen im Erwachsenenunterricht interessieren. Sind diese Videos für die Erwachsenenbildung empfehlenswert? Ich kann mir vorstellen, dass einige LernerIn ziemlich komisch reagieren würden.

    LG
    Daniel

  • 2. Cornelia  |  3. Dezember 2013 um 19:57

    Lieber Daniel

    Ich kann dir die Frage nur teilweise beantworten. Die Videos setze ich selber nicht ein und ich habe sie auch eher deswegen beschrieben, weil sie viele Techniken visualisieren, die man selber zur Bewusstmachung und Vermittlung von Aussprache einsetzen kann.

    Das hingegen tue ich regelmässig. Manchmal lachen die Lernenden am Anfang zwar, aber das ist ok. Ich finde das sogar gut so. Oft fangen sie dann mit der Zeit an, die Bewegungen nachzumachen, vor allem, wenn sie tatsächlich Probleme mit dem betreffenden Phänomen haben.

    In meiner Erfahrung akzeptieren die Lernenden sehr viel (meine sind zwischen 20 und 50, es sind auch Professoren darunter), solange sie sehen, was das soll und was es bringt. Gerade bei der Aussprache, die oft unreflektiert ist (auch in der Muttersprache), bringen Visualisierungstechniken (z.B. Melodie mit Gesten sichtbarmachen) oder Anbildungsverfahren (z.B. für das [ç]) sehr viel.

    Wenn du bei den Videos unsicher bist, würde ich also dafür pädieren, die Techniken selber einzusetzen, dann kannst du sie auch viel besser situativ einbetten.

    Liebe Grüsse

    Cornelia


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