(Interaktive) Ausspracheübungen

17. Mai 2012

Ich habe noch ein bisschen weiter mit Learning-Apps rumgespielt, diesmal unter dem Aspekt der Aussprache. Möglich sind vor allem rezeptive Übungen oder solche, die dazu dienen, Regelwissen zu festigen.

Allerdings könnte man solche Übungen auch mit Bleistift, Papier, Kärtchen, der Stimme der Lerhperson und evtl. Lautsprechern durchführen. In der Klasse hätte das sogar den Vorteil, dass man die Übungen gemeinsam auswerten, reflektieren und das Übungsmaterial evtl. in produktive Übungen einbetten kann. Online-Übungen wie die Untenstehenden könnte man aber zur Nachbereitung einsetzten. In Kombination mit einer Online-Umfrage, die man unter den Übungen einbetten kann (z.B. erstellt mit dem Umfrage-Tool von google docs), könnte man auch das reflexive Element besser berücksichtigen, z.B. mit Fragen wie „Was war einfach / schwierig“, formuliere die Regel in eigenen Worten (evtl. in der Ausgangssprache), finde weitere Beispiele, …). Diese Resultate kann man dann evtl. später wieder in den Unterricht einbeziehen.

Die folgenden Vorschläge sind also nicht nur als Beispiele für Ausspracheübungen mit Learningapps gedacht, sondern allgemeiner als Beispiele für eine Auswahl von Ausspracheübungen. Deshalb gebe ich auch einige Hinweise, wie man solche Übungen in den Unterricht integrieren könnte.

Wortakzent

Die folgende Übung ist eine klassische Markierungsübung. Die Silben sind vorgegeben, so dass es keine Silbenabgrenzungsprobleme gibt (zugegebenermassen hat es auch technische Gründe: man kann nähmlich nur Einheiten zwischen Leerzeichen (und Punkten) markieren).

Man kann die Übung z.B. als Überprüfung von explizitem oder implizitem Wissen einsetzen. In diesem Fall markieren die Lernenden die Akzentsilbe ohne Audioinput. Gerade wenn die Lernenden noch Mühe haben, den Wortakzent zu erkennen, kann man die Liste auch einfach vorlesen und die Lernenden markieren was sie hören. In der untenstehenden Übung habe ich einen Mittelweg gewählt. Das beigefügte Audio präsentiert die Wörter nicht als Liste, sondern eingebettet in einen Text. Das Hören der korrekten Akzentstelle ist so anspruchsvoller. Die Übung kann aber wie gesagt auch ganz ohne Audio gelöst werden.

Wichtig ist, die Lernenden zu motivieren, die Wörter auch laut zu sprechen, und zwar nicht nur isoliert, sondern auch in sinnvollen Kontexten.  Zum Beispiel kann man Personen in Modekatalogen beschreiben lassen. Entweder rein deskriptiv oder als Ratespiel (Ich suche eine Frau. Sie trägt einen langen Mantel und einen Hut, … ) Falls man die Adjektivdeklination vermeiden will (was Sinn macht, wenn das für die Lernenden noch eine grosse Schwierigkeit darstellt) , bilden die Lernenden Sätze mit dem Adjektiv in prädikativer Stellung (z.B.: Ihr Kleid ist elegant).

Oder man lässt die Lernenden beschreiben, was sie zu bestimmten Zeiten / Anlässen tragen, also zum Beispiel im Winter, im Frühling, an Weihnachten, an ihrem Geburtstag, bei einem Bewerbungsgespräch, an einer Hochzeit …. Auch ganz kurze Audrücke können hier als Antworten Sinn machen, da es sich ja gewissernmassen um Listen handelt (z.b. Bewerbungsgespräch: eine weisse Bluse, eine schöne Hose, polierte Schuhe, …).

Solche Übungen macht ihr im Unterricht sonst wahrscheinlich auch. Der Unterschied ist der Fokus auf die Aussprache, der vor allem auch bei Feedbacks zum Tragen kommen sollte. Aber es sind eben keine inhaltsleeren Ausspracheübungen.

Es gibt übrigens auch Möglichkeiten, solche freieren Ausspracheübungen als Hausaufgaben zu geben. Die Lernenden nehmen sich auf und schicken die Aufnahme der Lehrperson. Oft werden die Aufgaben dann etwas weniger spontan gelöst, dafür ist die Übungsintensität oft höher, da die Lernenenden beim Anhören der Aufnahme oft selbst Fehler bemerken und die Aufnahme wiederholen.  Aufnahmetools wie Audiodropbox oder Vocaroo kann man z.B. direkt unter  den Ausspracheübungen einbetten. (wobei man beachten muss, dass die Audiodateien bei Vocaroo potentiell ewig (wenn auch anonym) im Netz stehen bleiben). Der Nachteil für die Lehrperson ist allerdings, dass sie sich diese Aufnahmen anhören und Feedback geben muss, was Zeit kostet.

Rhythmus

In der folgenden Übung müssen die Lernenden den Rhythmus von Wörtern und  kurzen Äusserungen erkennen. Bevor sie eine solche Übung durchführen, sollte man im Unterricht Rhythmus (und evtl. Melodie) eingeführt haben (zum Beispiel mit Summen, klatschen, visueller Darstellung …)

Etwas aufwändig, aber möglich, wäre, die Muster durch geklatschte oder noch besser gesummte Aufnahmen der Muster zu ersetzen (ähnlich wie hier: Melodie und Rhythmus ganzer Sätze, Neujahr 2) oder die Wörter und Ausdrücke auch zum Hören anzubieten (etwas so wie hier: Städte, Neujahr 1). Beides lässt sich auch mit Learningapps umsetzten. Man muss die Audiofiles dazu bei youtube hochladen. Das ist allerdings viel Arbeit.

In der Klasse können die Lernenden bei ähnlichen Übungen auch in Gruppen arbeiten. Ein Lernender macht ein Muster für einen Ausdruck auf einer Liste vor (z.B. mm mmmm  mm für bestellen), die anderen raten, welches Wort/welchen Ausdruck er gemeint hat. Die Lernenden können die behandelten Ausdrücke aber auch in Dialoge einbauen, die entweder aufgenommen oder in der Klasse vorgespielt werden.

Ausspracheregeln für einzelne Buchstaben(kombinationen)

Einige Buchstaben(kombinationen) stehen im Deutschen je nach Kontext für verschiedene Laute. Ein bekanntes Beispiel dafür ist /ch/. Abhängig von der Umgebung des Lautes wird es als [ç], [x] oder [k] gesprochen (Auf Spezialfälle verzichte ich hier). Die Aussprache lässt sich gut aus der Schreibung ableiten.

In der folgenden Übung sollen die Lernenden sortieren. Sinnvoll ist, wenn sie die Wörter gleichzeitig auch laut sprechen.

Auch die Vokalbuchstaben werden unterschiedlich ausgesprochen. Die Schrift bietet bestimmte Signale für lang und kurz an, aber das funktioniert nicht immer. Sinnvoll ist  also eine Kombination von Sensibilisierung für Lang-kurz-Signale und auswendig lernen. In der folgenden Übung müssen die Lernenden die Vokale nach dem Kriterium lang/kurz sortieren.

Bei dieser Learning-apps-Übungsform ist eine Kombination mit Audio leider nicht möglich. Im Unterricht kann man die Wörter entweder vorsprechen oder die Lernenden die Wörter einteilen lassen und dann zur Kontrolle vorsprechen.

Zusammenfassung

Mit diesem Beitrag wollte ich ein paar Beispiele für Ausspracheübungen on- und offline zeigen (Natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten). Wichtig ist mir, dass man Ausspracheübungen in jedes Thema einbetten kann und die Ausspracheübung so nicht nur der Aussprache, sondern auch der Festigung von Wortschatz, Grammatik, Hörverstehen etc. dient.

Ein anderer Punkt ist, dass Ausspracheübungen online besser eingebettet werden können, indem zum Beispiel eine (evtl. stark gelenkte) produktive Übung daran anschliesst, die die Lernenden aufnehmen und als Hausaufgabe einreichen oder ob sie reflexive Fragen in einer Online-Umfrage beantworten.

 

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Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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