Englisch als Brückensprache

29. September 2009

Unser Lerner sind keine tabulae rasae sondern haben ausser ihrer Muttersprache sehr häufig schon eine oder mehrere andere Sprachen (mehr oder weniger ausgeprägt) gelernt. In meinem Fall ist Englisch so gut wie immer beteiligt. Das Englische kann manchmal stören und es mischt sich ob man will oder nicht ins Deutschlernen ein. Da es aber sowieso da ist, kann man es auch gleich instrumentalisieren, was auch einige neuere Lehrmaterialien tun.

Ich habe eine Text zum Thema Medien und Kommunikationstechnologien geschrieben, der sehr viele Anglizismen und Internationalismen enthält und auch zu dem passt, was ich im Kurs schon gemacht habe. Leider ist es also kein authentischer Text, aber selber schreiben ging halt sehr viel schneller, als einen passenden Text mit ausreichend Anglizismen zu finden.

Hier ist er:

Mediennutzung und Kommunikationstechnologien

91 % der Haushalte in der Schweiz besitzen einen Fernseher. Fast einer von fünf Haushalten hat sogar zwei oder mehr Fernseher. Weil die Schweiz ziemlich klein ist, gibt es nicht so viele Schweizer Fernsehprogramme. Sie haben einen Marktanteil von etwas mehr als 30%, der Rest sind ausländische Fernsehsender. Pro Tag sehen die Deutschschweizer 146 Minuten fern. In der französischen Schweiz sind es 170 Minuten und in der Italienischen Schweiz 180 Minuten.

Das Radio ist auch immer noch sehr häufig. Die Leute hören Radio zu Hause in ihrer Wohnung, unterwegs oder am Arbeitsplatz. Die Deutschschweizer hören ein bisschen mehr Radio als die Menschen im Tessin und in der Romandie. Menschen über 60 hören pro Tag fast doppelt so viel Radio wie Menschen unter 30.

Einen Computer gibt es in 77% der Haushalte, 1990 waren es nur 15%. Heute besitzen 26% der Schweizer Haushalte sogar mehr als einen PC, 1990 hatte nur 1% mehr als einen Computer. 71 % haben heute einen Drucker, 30% einen Scanner und 63 % einen DVD-Brenner.
Die Computer sind heute viel billiger als früher und das Internet ist sehr populär. Die Leute schicken und bekommen E-Mails, suchen Informationen, planen eine Reise, lesen Zeitung oder bezahlen Rechnungen im und mit dem Internet.

Ein Mobiltelefon gibt es in 88% der Haushalte. 1998 waren es erst 25%. Heute besitzen 45% der Haushalte sogar mehr als ein Mobiltelefon. Für hundert Personen gibt es in der Schweiz mehr als hundert Mobiltelefone.
Noch mehr Mobiltelefone pro Person gibt es in Italien, Portugal, Österreich, Deutschland, den Niederlanden und Skandinavien. In Spanien, Belgien, Frankreich, Japan, den USA und Kanada besitzen weniger Menschen ein Mobiltelefon als in der Schweiz.

Die Zahlen stammen aus den Jahren 2006 und 2007. Die genauen Daten findet man unter www.bfs.admin.ch im Bereich Themen im Kapitel 16.

Die Daten stammen von der angegenen Quelle. Wenn ihr wollt dürft ihr den Text gerne unter den Bedingungen von Creative Commons (CC-BY-2.5) benutzen.

Im Unterricht bin ich so vorgegangen:

  • Ich habe die Lernenden gebeten, den Text sehr schnell zu lesen und dabei alles zu unterstreichen, was sie verstehen oder zu verstehen glauben. Ich habe ihnen auch gesagt, dass es noch nicht um ein Gesamtverständnis geht, sondern eher um Verstehensinseln. (Das habe ich zweisprachig erklärt, Deutsch und Englisch).
  • Als zweiten Schritt haben wir im Plenum gesprochen, was sie anhand der Markierungen schon vom Text verstanden haben. Das war ziemlich viel (aber er ist ja auch nicht schwierig).
  • Anschliessend ging es darum, warum sie so viel verstanden haben. Ich habe ihnen folgende Kategorien gegeben:
    • Ähnlich auf Englisch (z.B. households)
    • Ähnlich in Muttersprache oder anderer Sprache, die sie können
    • Zahl, Symbol, internationale Abkürzung (z.B. %)
    • kenne ich schon (zum Beispiel schon gelernt)
    • kann man aus dem Kontext erschliessen (zum Beispiel besitzen im ersten Satz)
      (ähnliche Kategorien gibt es auch in einer Einheit von „Deutsch ist easy“.
  • Sie haben sie die Markierungen zu zweit näher analysiert. Im Plenum haben wir dann noch ein paar Beispiele angeschaut und ganz kurz das Verifizieren und Verwerfen von Hypothesen besprochen.

Eingesetzt habe ich den Text in der sechsten Lektion Deutsch (3. Woche). Im Unterricht habe ich nur einen Teil des Textes wie oben beschrieben eingesetzt (1. Hälfte), den Rest bearbeiten sie zu Hause. Nächste Woche werde ich auch noch auf die Komposita eingehen. Im Text stecken einige. Zum Beispiel:

  • Kommunikationstechnologien
  • Fernsehprogramme
  • Marktanteil
  • Fernsehsender
  • Arbeitsplatz
  • Deutschschweizer
  • Mobiltelefon

Die Lernenden sollen das Erkennen von Wortteilen üben und lernen, dass der zweite Teil für die Bedeutung wichtiger ist als der erste. In Lehrwerken werden Komposita leider immer noch selten oder dann spät thematisiert, aber im wirklichen Leben sind sie halt häufig.

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SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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