Zügeln

30. Dezember 2007

Im gesamten deutschen Sprachraum kann man ein Pferd, seinen Zorn, seinen Appetit, das Temperament oder auch die Zunge zügeln, in der Schweiz kann man darüberhinaus an einen anderen Ort zügeln, das Klavier ins Erdgeschoss zügeln und einen Zügelwagen bestellen. Die Wörter umziehen und Umzug kennen und benutzen wir zwar selbstverständlich auch, aber Wörter wie Zügelfirma, Zügelunternehmen oder Zügelmänner sind ganz normal und auch in der Schriftsprache gebräuchlich. Das sieht man auch daran, dass man zügeln mit dem Zusatz schweiz. in dieser Bedeutung auch im Duden findet.

Wenn man selber irgendwohin umzieht, benutzt man als Hilfsverb sein, wenn man irgend eine Sache woanders hin transportiert benutzt man – wie beim gemeindeutschen zügeln – das Hilfsverb haben. Man könnte also sagen ich bin letzten Monat nach Zürich gezügelt aber Ich habe gestern mein Klavier auf den Estrich (= Dachboden) gezügelt. Estrich ist übrigens in dieser Bedeutung auch ein Helvetismus, also nur in der Schweiz gebräuchlich. Die Grundbedeutung „fugenloser Fussboden“ die der Duden nennt, kenne ich wiederum nicht, was allerdings bei Fachwörtern noch nicht viel heisst. Ich würde aber trotzdem gern überprüfen, ob diese Bedeutung von Estrich tatsächlich im ganzen deutschen Sprachraum als Fachwort unter Bodenfachleuten gebräuchlich ist, nur stecken die entsprechenden Bücher gerade in Umzungskisten. Das ist der eigentliche Grund für diesen Eintrag. Ich ziehe gerade um.

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