Ortsangabenwürfelspiel

23. Februar 2007

In eine Einheit zum Thema Reisen habe ich einen Block zu den Ortsangaben eingebaut. Kernstück ist ein Würfelspiel mit würfelgesteuerten Antworten. Die Idee dazu stammt aus dem Buch „Mit Spielen Deutschlernen“ von Anne Spier (S. 109).

Ablauf
Nachdem ich das Thema Orstangaben kurz an ein paar Beispielen vorgestellt habe (Wohin gehst du in die Ferien? In die Schweiz? Wo warst du letztes Wochende? Im Wallis etc. ) verteile ich die ausgeschnittenen Wüfelkarten (praepowuerfelsortiert.pdf). Die Lernenden bekommen den Autrag in Gruppen von 3-5 Personen:

  1. das Material zu sortieren und grammatische Regeln zu finden
  2. sicherzustellen, das alle die vorkommenden Wörter verstehen.

Der erste Auftrag ist absichtlich ungenau. Nach ein paar Minuten schreibe ich die Wörter „Wo“ und „Wohin“ an die Tafel und weise auf die Rückseiten der Karten mit den beiden unterschiedlichen Symbolen hin. Bis dahin haben das viele Gruppen schon selber rausgefunden.
Dann gebe ich ihnen noch ein bisschen Zeit, um genauer festzustellen, welche Präpositionen wann verwendet werden. Gruppen, dennen es schwer fällt sich zu orientieren, empfiehlt man am besten, sich nur mit einzelnen Präpositionen zu beschäftigen, zum Beispiel mit in und bei.

Anschliessend fasse ich die Ergebnisse zusammen mit der Klasse auf einem Arbeitsblatt (wechselpraeps9.pdf) zusammen. Rund um die und in der Neun ergänze ich die 9 Wechselpräpositionen (auf der Neun, unter der Neun, an der Neuen etc.) Diese Idee stammt aus irgend einem didaktischen Lehrwerksteil, leider weiss ich nicht mehr aus welchem. Wichtig ist, dass bei zu der Dativ mit notiert wird, denn es steht ja auf der Wohin-Seite. Bei den Adverbien sollte rauskommen, dass -hin ein Signal für Ortswechsel ist. Ich verwende übrigens Ortswechsel statt „Bewegung“, weil man Bewegungen ja auch an Orten durchführen kann. Gegen den Satz „Ich jogge im Park“ ist nichts einzuwenden, aber er bedeutet etwas anderes als „ich jogge in den Park“.

Anschliessend folgt das eigentliche Spiel. Die Gruppen erhalten die Fragekarten (wowohinfragen.pdf) und verteilen sie auf die einzelnen Spieler. Eine Person liest eine Frage vor und würfelt. Die Antwort muss aus den Karten mit den entsprechenden Würfelaugen gewählt werden und sie muss grammatisch korrekt sein. Die Antwort selbst darf aber völlig unmöglich sein. Beispiel: Wo leben Delfine? Bei meiner Tante. Die Antwort „zum Zahnarzt“, die genau so skurill ist, ist hingegen nicht möglich, weil sie eben grammatisch falsch ist. Benutzte Würfelkarten nimmt man aus dem Spiel. Dabei kontrolliert man mit Hilfe der Rückseite, ob die Antwort tatsächlich passt.
Wenn von den gewürfelten Karten keine passt (was ziemlich lange dauert) oder man eine falsche gewählt hat, muss man eine Runde aussetzen.
Fast alle meiner Lernenden spielen das Spiel aber lieber kooperativ, d.h. sie helfen einander beim Suchen und geben sich mehrere Chancen. Wenn sich eine Gruppe so organisiert, dann lasse ich sie natürlich.

Als Festigung des Gelernten eignet sich zum Beispiel dieses Arbeitsblatt (wowohin.PDF).

Erweiterung
Wenn ich genügend Zeit habe, lasse ich die Lernenden vor dem Spiel selber Wo-Wohin-Fragen schreiben. Besonders bei den Wohin-Fragen brauchen sie ein paar Beispiele als Starthilfe. Die Fragen sollten korrigiert werden. Deshalb eignet sich diese Variante besonders gut, wenn man die Einheit auf zwei verschiedene Tage aufteilen kann.

Zeitaufwand
Der Zeitaufwand ist sehr unterschiedlich. Er hängt stark vom Vorwissen der Teilnehmer ab. Wenn die Wechselpräpositionen im Prinzip schon bekannt sind und es vor allem um Festigung geht, verringert sich der Zeitaufwand. Das schreiben der Fragen benötigt mindestens 20 bis 30 Minuten. Ich habe bisher 45-90 Minuten für diese Einheit (in wechselnder Ausprägung) eingesetzt.

Fazit und Umsetzungstipps
Das Spiel hat den Lernenden bisher immer Spass gemacht. Im Verlauf des Spiels werden die Antworten immer schräger, weil weniger Karten im Umlauf sind.
Die Vorbereitung des Spieles ist relativ zeitaufwendig, aber wenn man es auf dickes Papier druckt, kann man es einige Male wiederverwenden. Wenn möglich nehme ich farbiges Papier. So kann ich die einzelnen Spiele einfach auseinander halten.

Ergänzung vom 25. Februar: leere Vorlage für Würfelkarten (doc-File).

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Abgelegt unter: Für Lehrende,Grammatik,Material für Unterricht,Spiele

11 Kommentare

  • 1. jfb  |  23. Februar 2007 um 16:04

    Danke für die tollen Tipps und Ideen.
    http://genialfr.blogspot.com/

  • 2. Uta  |  24. Februar 2007 um 21:23

    Das gefällt mir! „Wo“ und „wohin“ kann man ja wirklich nicht oft genug üben. Interessant finde ich einige Angaben auf den Kärtchen. Dazu muss ich sagen, dass ich nicht aus der Schweiz, sondern aus Deutschland bin. Wir gehen zum Beispiel „auf ein Konzert“, nicht „an ein Konzert“. Und sind „in der Straßenbahn“, nicht „im Tram“. Somit sagen wir auch im Ausnahmefall „die Tram“. Da es einige Schweizspezifische Orte/Bezeichnungen gibt, würde ich die Kärtchen gern noch einmal mit eigenen Begriffen füllen. Wie haben Sie die Würfel erstellt? Gibts da irgendwas in den gängigen Programmen?

    Ich freue mich sehr, dieses Blog entdeckt zu haben. Ich glaube, wir unterrichten ähnlich und für mich gibt es somit immer wieder neue Ideen bzw. Bestätigungen des eigenen Weges. Schön! Danke!

    Uta

  • 3. Cornelia  |  25. Februar 2007 um 18:45

    Liebe Uta

    Vielen Dank für die netten Worte. Du hast schon recht, in den Kärtchen stecken einige Schweizer Varianten (Helvetismen).
    Ich habe sie absichtlich gewählt, eben weil ich in der Schweiz unterrichte und die hier verwendeten Sprachformen in Deutschlehrmitteln fast immer unter die Räder geraten. Langsam wird es zwar ein bisschen besser, aber häufig findet man dann doch noch Beispiele, wo Rösti aus Pellkartoffeln gemacht werden (und Pellkartoffeln klingen für uns dann doch sehr nördlich). In der Regel beschränken sich Anpassungen an Schweizer Gegebenheiten auch auf den Wortschatz. Unterschiede, die die Grammatik berühren (wie z.B. „an“, siehe unten) kommen praktisch gar nicht vor.

    In der Schweiz benützt man „Tram“ tatsächlich nur als Neutrum. Alles andere als „das“ klingt für Schweizer Ohren schlichtweg ungewöhnlich wenn nicht gar falsch. Im Variantenwörterbuch der deutschen Sprache ist übrigens vermerkt, dass im Nordosten Deutschlands und in Berlin auch „das Tram“ vorkomme, während im Südosten nur „die Tram“ anzutreffen sei. Ich kenne leider keine Deutschen, die „das Tram“ sagen, aber allzu häufig unterhalte ich mich eigentlich mit niemandem über Trams. Das kann also gut daran liegen.

    An ist überhaupt eine Präposition, die wir Schweizer sehr zu lieben scheinen. Wir brauchen sie ausser für Veranstaltungen (an ein Konzet gehen, an der Olympiade) auch für Feiertage (an Weihnachten, an Ostern) wohingegen man weiter im Norden häufiger als bei uns „zu“ zu sagen scheint.

    Solche Unterschiede führen mich dazu, dass ich die Grammatikprobleme meiner Schüler viel gelassener sehe. So sakrosankt ist das alles nicht. 🙂

    Ich kann natürlich gut verstehen, dass du das Spiel dem bei euch vorherrschenden Sprachgebrauch anpassen möchtest. Eben aus diesem Grund mache ich ja so viele Blätter selbst. Ich habe deswegen oben im Beitrag eine leere Vorlage verlinkt, in die du die Texte selber einfügen kannst. Alternativ kannst du aus meinem Spiel die Kärtchen mit Helvetismen auch einfach rausnehmen. Auch wenn du 10 Kärtchen rausnimmst, sollten es immer noch mehr als genug sein.

    Gemacht wurden die Würfel mit Inkscape, dann als Grafik gespeichert und in OpenOffice eingefügt.

    Liebe Grüsse und hoffentlich auf bald Wiederlesen

    Cornelia

  • 4. Uta  |  25. Februar 2007 um 21:51

    Liebe Cornelia,

    vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort und vor allem für die Vorlage.

    Jetzt kann ich eigene Kärtchen basteln, und das tu ich doch so gern! Inkscape ist ein interessantes Programm, das werde ich mir näher ansehen. Gerade für die Gestaltung für Unterrichtsmaterialien wäre es sicherlich hilfreich. Ich male und zeichne immer noch viel, aber vielleicht kann ich mehr auf grafische Gestaltung am Computer umsteigen. (was sich vielleicht dann auch in der Qualität der Materialien zeigen wird… 😉 )

    Ich schaue sicherlich wieder vorbei.

    Uta

  • 5. Cornelia  |  27. Februar 2007 um 10:41

    Antwort auf eine Frage von Neo (hier nachzulesen):

    Leider sind mir einige Woerter und Abkuerzungen unbekannt:
    ETH, BQM, Migros, Limmat, Matterhorn.

    Das Matterhorn ist ein Berg auf der Grenze zwischen der Schweiz und Italien. Am schönsten sieht man es von Zermatt aus. Es ist ziemlich bekannt. Du findest es auf einigen Logos für Schweizer Produkte.

    Die ETH ist die Eidgenössische (=schweizerische) technische Hochschule. Auch relativ bekannt. Wenn jemand im Ausland eine Schweizer Uni kennt, ist es in der Regel diese. Ein Teil davon steht in Zürich, wo ich unterrichte (der andere ist in Lausanne).

    Die Migros ist eine der grössten (die grösste?) Schweizer Lebensmittelketten. Wer in der Schweiz lebt, weiss sofort was das ist. Ausserhalb der Schweiz ist sie eher unbekannt, obwohl sie auch schon versucht hat im Ausland Fuss zu fassen.

    Das Bqm (gesprochen bequem) ist eine Bar/ein Café an der oben erwähnten ETH.

    Die Limmat ist ein Fluss, der durch Zürich fliesst.

    der Üetliberg ist ein Ausflugsberg bei Zürich.

    Wenn du die Schweizer Besonderheiten los werden willst (und zumindest beim Üetliberg und beim BQM rate ich dir dazu), kannst du entweder die Kärtchen aus dem Spiel nehmen oder mit Hilfe der Vorlage (siehe oben) Ersatzkärtchen basteln.
    Beim Rausnehmen/Ersetzen solltest du aber darauf achten, dass
    * das Verhältnis Ortswechselangaben zu Ortsangaben ungefähr 1:1 bleibt
    * du nicht von einer Würfelzahl alle Kärtchen entfernst und
    * Mindestens 5 Kärtchen mehr im Spiel sind als Fragen. Du kannst natürlich auch Fragen entfernen oder ersetzen

  • 6. dafy  |  28. Februar 2007 um 22:42

    ein besonders herzliches danke für die tolle würfel-idee!
    ich finde es einfach schön, wenn aus allen d-a-ch-l -ländern beiträge kommen.
    das adaptieren auf eigene land mit den sprachvarietäten bringt da den AHA- effekt („sogar im eigenen land gibt’s varietäten, nicht nur im vergleich schweiz und österreich“)

  • 7. Cornelia  |  1. März 2007 um 15:10

    Vielen Dank für den Kommentar. Ich finde Varietäten auch sehr spannend (so lange sie sich gegenseitig leben lassen)
    Was sind den die für Österreich nötigen Anpassungen? Das würde mich ehrlich interessieren, denn von österreichischem Deutsch habe ich ehrlich gesagt – von den bekannten Esswarenwörtern einmal abgesehen – keine Ahnung.

  • 8. dafy  |  11. April 2007 um 12:31

    das hat jetzt ein bisschen sehr lang gedauert, bis zur antwort …

    wir fahren „auf urlaub“, nicht in urlaub“ und vor allem „gehen“ wir in ein geschäft und „laufen“ nicht. laufen ist bei uns wirklich schnelle fortbewegung.
    schüler gehen im übrigen „in die schule“ und nicht „auf die schule“.
    und ganz genau nehmen wir es mit „zum“ und „in…“.
    gehe ich im urlaub „zum“ kino, ist noch lange nicht gesagt, dass ich „ins“ kino hineingehe (vielleicht wollte ich mich ja mit jemandem vor dem kino treffen), und „auf einen ball“ oder eine ähnliche veranstaltung gehen, oder doch „in“ die disco?
    und habe ich dann in der früh entsprechend hunger, gehe ich „zum“ bäcker oder gleich „ins“ kaffeehaus „auf“ ein gutes und ausgiebiges frühstück.
    so gestärkt kann ich dann durchaus „in“ ein geschäft gehen und treffe dort womöglich schüler, die dann wirklich in die schule laufen müssen, weil sie zu spät dran sind… 🙂

  • 9. Cornelia  |  11. April 2007 um 12:49

    Super! Vielen Dank!

  • 10. Elke Rabeneck  |  27. April 2008 um 21:46

    Hallo Cornelia,

    ich bin begeistert von deiner Seite und wollte grad mal den Ortsangabenwürfel „basteln“. Leider sind auf der leeren Vorlage aber nur 3 Kartenreihen pro Seite, auf der Rückseite mit den Wo/Wohin-Symbolen allerdings 4. Zumindest, wenn ich die Symbolseite aus dem pdf-Dokument nehme. Hab ich da etwas falsch gemacht? Gibt es die Rückseite auch als Vorlage mit 3 Kartenreihen pro Seite?
    Ich wär dir für einen Tipp sehr dankbar! Viele Grüße,
    Elke Rabeneck:-)

  • 11. Cornelia  |  28. April 2008 um 14:52

    Liebe Elke

    Vielen Dank für deinen Kommentar. ich habe das Dokument in OpenOffice gemacht mit 4 Kartenreihen. Word hat andere Seitenrändereinstellungen und deshlab werden nur 3 Kartenreihen angezeigt. Das ist genau der Grund, warum ich ursprünglich nur pdf angeboten habe, da gibt es keine Darstellungsprobleme.
    Wenn du die Seitenränder veränderst, sollte es gehen. Ich kann auch versuchen, die Vorlage für die Rückseite auch noch zu finden, dann kannst du es anpassen. Leider kann das eine Weile dauern, weil ich nämlich nicht genau weiss, auf welchem Computer die Orginalvorlage gespeichert ist.

    Liebe Grüsse

    Cornelia


Linktipp

SPRACHLICH: Dies, DaF, ecetera. Für Lernende (Aussprache, Grammatik, Hörverstehen und mehr) und Lehrende.
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